Landau Emil

Emil Landau

*9.11.1925 in Witten Herbede; ✡26.8.2007 in Damariscotta

Auschwitz – Häftlingsnummer B 12500 (Durchgangsnummer)

Buchenwald – Häftlingsnummer 119612

Häftlingsgruppe Jude DR

Religion jüdisch

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Alex Landau * 5.1.1891 in Ost-Herbede; Kaufmann; ✡17.1.1943 Theresienstadt

Mutter Sidonia Katz *24.2.1902 in Barntrup, Lippe; ✡ nach 1990 in USA

Großvater Karl Landau *8.12.1859 in Ramsdorf, Borken; ✡ 16.9.1942 in Bielefeld

Schwester

Helga Landau *23.10.1928 in Herbede

Helga und Emil Landau

Beruf Schlosser

Adressen Witten Ruhrstraße 10; Dortmund, Nordstraße 41, Otto-Schramme-Straße 46; Theresienstadt, Hauptstraße 22

Heirat ledig; oo mit Carolyn Moorhouse *14.8.1935

Kinder

Alexander James Landau *25.5.1969

Weiterer Lebensweg

4 Jahre Volksschule in Witten

März 1939 Umzug nach Dortmund

Jüdische Volksschule

1935-Januar 1939 jüdisches Landschulheim Herrlingen bei Ulm; Direktor des jüdischen Landschulheims Joseph Hugo Rosenthal/Jashuvi
(*14.12.1887 in Lage; ✡6.12.1980 Kfar Sava)

10.11.1938 Wohnung in Witten verwüstet, der Vater mißhandelt und in Schutzhaft

Mitte Dezember 1939 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen.

Vater Alex im israelitischen Krankenhaus Köln, Diagnose Hirntumor

März 1939 Umzug der Familie nach Dortmund

17.5.1939 in Dortmund mit Schwester Helga, den Eltern und Großvater Karl bei Minderheiten-Volkszählung

1939 Zwangsarbeit für die Dortmunder Tiefbaufirma Duwe

19.11.1941 auf der Gestapo Transportliste Dortmund  19.11.41 für den geplanten, dann verschobenen Riga-Transport am 12.12. 1941

Schlosserlehre in der Lehrwerkstatt der jüdischen Gemeinde Dortmund, die über 20 Lehrplätze in Schlosserei und Schreinerei verfügt, der jüdischen Schule angegliedert; dort mit Rolf Abrahamsohn, Hans und Ernst Frankenthal.

30.7.1942 Transport X/1 Nr. 167 Dortmund -Theresienstadt mit den Eltern und Schwester Helga

16.9.1942 Tod Großvater Karl in Bielefeld, jüdisches Altenheim

17.1.1943 Tod des Vaters in Theresienstadt an dem bereits zuvor in Köln im Israelitischen Asyl diagnostizierten Gehirntumor

28.9.1944 Transport E k Nr.1268 Theresienstadt nach Auschwitz

Auschwitz Außenlager Tschechowitz

7.10. 1944 Nebenlager Tschechowitz (Czechowice), Außenkommando von Auschwitz

20.8.1944 Raffinerie Vacuum Oil Company in Czechowice-Dziedzice von Alliierten bombardiert.

17.1.1945 561 Häftlinge noch im Lager

18.1.1945 Im Lager Tschechowitz-Vacuum, wo 100 Häftlinge zurückgeblieben sind, ordnen OT-Männer an, eine Grube auszuheben, 10 Meter lang und 2 Meter tief. Die SS erschießt alle bettlägerigen Häftlinge.

18.1.1945 19 Uhr Todesmarsch ab Tschechowitz , zunächst zu Fuß über Dziedzice, Goczalkowice, Pszczyna zum Bahnhof Wodzislaw, Schlesien, dann in offenen Güterwagen nach Weimar

23.1.1945 Ankunft in Buchenwald; Unterbringung Block 65 „Jugendliche“, später auch Krankenlager (HKB)

1.2. 1945 Aufnahme wegen erfrorener Zehen im Krankenbau, den er kurz vor der Befreiung wiederverlassen kann

13.3.1945 Kdo. 20 a Holzhof, typisches Kommando für Kinder und Jugendliche der Blocks 65 und 66

5.4.1945 Himmlers Befehl zur Evakuierung von Buchenwald (47500 Häftlinge);

6.-10.4.1945 Die SS beginnt mit der Evakuierung des Konzentrationslagers; etwa 28.000 Häftlinge des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager werden auf insgesamt 60 Marschrouten – meist zu Fuß – auf die Todesmärsche getrieben, 12000 (Schätzung) kommen auf diesen Märschen um. Die Jugendlichen wurden vom Lagerwiderstand versteckt. Emil versteckt sich zwischen einer Mauer und einer Barackenwand.

6.4. 1945 von den ca. 6000 Juden im Lager, können etwa 3000 versteckt werden; 3105 Juden werden im Lager zusammengetrieben, in den Werkshallen der DAW (Deutsche Ausrüstungswerke) eingesperrt und Richtung Flossenburg in Marsch gesetzt

7.4.1945 Todeszug nach Dachau verlässt Weimar mit ca. 7000 Häftlingen

10.4.1945 9.280 Insassen haben an diesem Tag Buchenwald in zwei Kolonnen verlassen. Die SS kündigt für den folgenden Tag die vollständige Räumung des Lagers an.

Evakuierung des KL Buchenwald in Güterwaggons nach Theresienstadt, Flossenbürg und Dachau

Emil Landau kann sich im Kleinen Lager verstecken, er berichtet:

„Ich war schon in Buchenwald krank, schon als wir ankamen. Das war, als meine Zehen schwarz wurden. Die Sanitäter im Lager waren Bibelforscher, die auch in jedem Krieg auf der falschen Seite sitzen. Wir lagen da in den großen Baracken und da kamen sie und sahen sich meinen Fuß an. Da sagte einer: „Emil, du musst entweder sterben oder ins kleine Revier“. Für jemanden, der gerade von Auschwitz kam, war das kein Platz, an dem man sich niederlassen wollte. Er sagte: Nein Emil, hier ist ein junger Russe im Krankenrevier, ein alter deutscher politischer Gefangener. Die lassen das laufen. Du bist darin okay.Ich habe ihm geglaubt und bin hingegangen. Dort hatte ich den größten Schmerz meines Lebens, denn die waren nicht sehr gut ausgestattet. Eines kannten sie sehr genau: Frostbein. Das hatten sie schon sehr oft behandelt, weil das fast jeder hatte. Sie konnten nur nicht amputieren. Heute sagt man mir beziehungsweise schon sechs Monate später in der Schweiz: „Das hätte amputiert werden müssen.“ Ich habe es immer noch heute. Die haben einfach das Fleisch bis auf die Knochen abgezogen und in einer Flüssigkeit getränkt. Das war der schmerzlichste Moment meines Lebens, den Fuß in das Wasser zu stellen. Sie hatten Verbände aus Papier und die wurden so hart wie Gips, wenn man ein Bein gebrochen hatte.
Vor der Befreiung konnte ich aus dem Krankenrevier. Ich konnte laufen. Ich war in Buchenwald und dann wurde Buchenwald gesäubert. Wir marschierten hinaus, weil die Amerikaner zu dieser Zeit von Westen kamen. Ich wusste, was für ein Marschieren es auch immer war, ich könnte es nicht länger als ein oder zwei Stunden ertragen. Ich hatte eine Meinung: „Ich bleibe, wo ich bin.“ Als die alle abmarschierten, habe ich mich zwischen eine Wand und eine Baracke gelegt. Das war aber gar nicht nötig, denn sie haben den Gefangenen nichts getan. Die sehr verhassten SS-Leute gingen hinaus und ließen die alten SS-Leute, die weniger auf dem Buckel hatten, zurück…“

11.4.1945 Befreiung von Buchenwald durch das 37. Panzerbataillon der 4. US-Panzerdivision

13.4.1945 mit „Typhus“ vermutlich Fleckfieber in das US-Lazarett für 4-6 Wochen

14.6. 1945 Ausstellung der Lager-ID-Karte mit Stempel Unterschriften des kommunistischen Lagerältesten Bartel

Kurz vor der Übergabe des Buchenwald-Lagers an die Rote Armee kann Landau mit einem Convoi von 10 US-Krankenwagen Buchenwald verlassen und erreicht über Frankfurt dann Basel

Marien-Spital in Basel

Etania Sanatorium in Davos

16.7.1946 zurück nach Deutschland , zu Schwester und Mutter in Bremen

8.-22.12.1946 mit Mutter Sidonie und Schwester Helga auf dem US-Truppentransporter MARINE MARLIN von Bremen nach New York

Beruflich in der Drucker-Industrie, an der Entwicklung des Scanners beteiligt

1991 Umzug nach Damariscotta, Maine

Aktiv in Wohltätigkeitsorganisationen

Gedenken –

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/5052563?s=Emil%20Landau%201925&t=6937&p=1

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/X1-9.jpg

https://katalog.terezinstudies.cz/deu/ITI/database/tr_in_date

www.jugend-im-kz.de/kindertransporte/

Film Ankunft in Basel: https://media.zem.ch/01WS/1945/SFW_0246.mp4#t=243,350

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7247); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.witten.de/rathaus-service/verwaltung/presseinformationen/archiv-einzelansicht/news/zum-76-jahrestag-der-befreiung-des-konzentrationslagers-buchenwald/

David Swanson, Emil Landau – surviving the third Reich, Skidompa Press, 2013

www.issuu.com/altrescot/docs/emil_landau__surviving_the_third_re

Ein Bochumer Konzentrationslager – Geschichte des Buchenwald-Außenlagers des Bochumer Vereins. Aufsätze, Fotos, Dokumente, hrsg. v. VVN-BdA (Kreisvereinigung Bochum), Bochum 2019, 112 S., ISBN: 978-3-931999-25-4

Hubert Schneider, Ungarische Juden als Zwangsarbeiter in Bochum, in: Jan Erik Schulte (Hrsg) Konzentrationslager in Rheinland und Westfalen 1933-1945, Paderborn 2004

Rolf Abrahamsohn, Was machen wir, wenn der Krieg zu Ende ist? Klartext, 2010

Kogon, Eugen, Der SS-Staat, 1974, Verlag Kindler

Gedenkstätte Buchenwald (Hrsg.) Buchenwald – Mahnung und Verpflichtung, VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften 1983

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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