Wittner Rolf

Rolf Wittner

*12.8.1919 in Leipzig

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Alfred Bernhard Wittner *21.7.1884 in Leipzig; +28.11.1938 in Buchenwald

Heirat der Eltern 30.6. 1912 in Prag

Mutter Irene Katarina Pick *31.1.1892 in Nachod, Böhmen

Stiefvater Artur Neustadtel *28.1.1873

Onkel

Otto Wittner 1915 als Gefreiter der IR 41 im 1.WK gefallen

Alfred Wittner *14.6.1872 in Leipzig; Berlin; +8.9.1942 in Riga-Rumbula

Geschwister

Totgeburt Wittner *1913 in Leipzig

Heinz Wittner *19.7.1914 in Leipzig; + ca. 1945 in Buenos Aires

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Leipzig; Bielefeld; Paderborn

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

1916 Vater eröffnete ein Tabakladen, wird dann aber zur Armee eingezogen

1935 Umzug der Familie zur Schreckstraße 1, heute Davidstraße in Leipzig

April 1937 Emigration mit der Mutter nach Prag VII, Frindova 22

11.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom, ins Polizeipräsidium, dann „Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 30524

28.11.1938 Tod des Vaters in Buchenwald

1.1.1939 Zwangsschließung des Geschäftes des Vaters

2.Ehe der Mutter mit Artur Neustadtel

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

1939 Wittner zur Hachschara in das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4

März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

23.3.1940 er wechselt in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

9.6.1940 aus Bielefeld ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg

10.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa

30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“

Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule

Mit dem Zug von Wien an die Donau;

Nach einer Woche auf einem Ausflugsdampfer über Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer; 1000 Flüchtlinge werden auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.

31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)

5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS

8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an

25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa

25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA

Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:

“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“

Die ins Wasser gesprungenen werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht. 25.11.1940 Die Schiffbrüchigen der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Athlith verbracht, wo sie z.T. über ein Jahr verbleiben, da immer nur kleine Gruppen freigelassen werden.

Deportation nach Mauritius

Die noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht. Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge endlich am 12.8.1945 auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.

17.12.1941 Mutter mit Stiefvater Transport N, Nr. 310 von Prag nach Theresienstadt deportiert

18.12.1943 Mutter mit Stiefvater Transport Ds Nr. 1157 von Theresienstadt nach Auschwitz

 Gedenken

Page of Testimony für Alfred Bernhard und  Irene Wittner von Enkelin Dafna Halpern

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1554825

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de40033

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1181331

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561

https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/700/wittner-familie

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/11263105?s=Wittner%201884&t=2575257&p=1

Preußische Verlustlisten vom 3.8.1915, Seite 7952

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/111725-irena-neustadtelova/

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/111723-artur-neustadtel/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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