Frank Karl

Karl Frank

*30.10.1914 in Werlte; ✡ April 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater August Abraham Frank *20.6.1875 in Langen; ✡ 1940 in Kolumbien

Mutter Adele Heilbronn *23.5.1878 in Lengerich; Kolumbien; ✡2/1968 San Francisco

Geschwister

Erich Frank *23.3.1906 in Werlte; oo Mondragon; Kolumbien; ✡5.8.1973 Turlock, CA

Paul Frank *20.3.1907 in Werlte; ✡ in Izbica; oo 1935 Eva Wolffs (1909-1942)

Walter Frank *15.4.1909 in Werlte; ✡ 5.10.1989 Stanislaus, Kalifornien

Julius Frank *12.5.1913 in Werlte; ✡ 1943 in Auschwitz

Josef Frank *26.4.1920 in Werlte; ✡28.2.2000 in Antioch, Kalifornien

Kurt Frank *25.12.1923 in Werlte; oo Raquel Behar; ✡17.11.1993 in Kolumbien

Neffe Siegfried Frank *4.6.1936 in Aurich; Essen; ✡ in Izbica

Beruf

Adressen Werlte; Paderborn; Bielefeld

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

7.7.1938 Bruder Erich emigriert nach Kolumbien

10.11.1938 Bruder Paul verhaftet im Novemberpogrom,

„Schutzhaft“ in Sachsenhausen

17.5.1939 mit Eltern und Geschwistern in Werlte bei Minderheiten-Volkszählung

18.7.1939 beide Eltern emigrieren nach Kolumbien

31.3.1940 mit Bruder Julius aus Bremen ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10. Juni 1940 kommen zehn Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

8.6.1940 mit Bruder Karl abgemeldet aus Paderborn ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a

9.6.1940 mit Bruder Karl angemeldet aus Paderborn ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a

5.7.1941 angeordnete Um­be­nen­nung „Jü­di­sche Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

22.4.1942 Bruder Paul mit Eva und Siegfried von Düsseldorf deportiert nach Izbica

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert.

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 79 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Julius und Kurt eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, auf LKW in die Quarantäneblöcke des „Arbeitslager Buna“ gebracht; Tätowierung der „nichtarischen“ Häftlinge, Julius bekommt die Auschwitz-Häftlingsnummer 104918, Karl die Nr. 104919 in den linken Unterarm tätowiert

Ende April 1943 Karl Frank wurde nach der Erinnerung seines Mithäftlings Paul Hoffmann bereits bei der ersten Selektion im Block 10 durch den SS-Arzt Dr. Horst Fischer. Wegen seiner hageren Konstitution mit schmächtigen Arm- und Beinmuskeln aussortiert. Sein Bruder Julius war zu dieser Zeit noch am Leben. Er äußerte sich gegenüber Hoffmann kurz nach der Selektion, „ohne Karl habe es keinen Sinn mehr für ihn, weiterzuleben“ Hoffmann hat ihn dann nicht mehr gesehen.

Tod der Brüder Julius und Karl Frank in Auschwitz

Gedenken

1955 Pages of Testimony für Paul, Eva und Siegfried Frank von Gelli Griffith

Stolpersteine für Paul, Eva und Siegfried Frank in Aurich

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868334

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de867191

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de868540

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de867286

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=en&s_id=&s_lastName=Frank&s_firstName=&s_place=Werlte&s_dateOfBirth=&cluster=true

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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