Abramowicz Erika

Erika Abramowicz geb. Lebenstein

*4.3.1918 in Stadtlohn; ✡ März 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Daniel Lebenstein *12.10.1882 in Epe; ✡1942 Ghetto Riga

Heirat der Eltern 1912 in Stadtlohn

Mutter Olga Pins *24.2.1887 in Dülmen; ✡1942 Ghetto Riga

Geschwister

Ernst Lebenstein *4.10.1913 in Stadtlohn; ✡29.7.1991 in Israel; oo Haya;

Walter Jakob Lebenstein *20.1.1915 in Stadtlohn; ✡8.2.2001 in Israel; oo Martha;

Herta Lebenstein *3.3.1924 in Stadtlohn; Ghettoheirat Beitler; ✡1944 in Stutthof

Beruf Haushilfe

Adressen Stadtlohn, Am Markt, ab 12/1938 Rezepterstraße; Höxter; Paderborn;

Heirat 2.10.1940 in Paderborn

Siegfried Samuel Abramowicz (Isemann) *18.10.1915 in Berlin; ✡16.4.1990 Cincinatti

Kinder

Weiterer Lebensweg

Besuch der Volksschule, Lehre als Putzmacherin

20.4.1934 Emigration Bruder Walter nach Tel Aviv, später, Kibbuz Petach Tikwa

16.7.1937 Emigration von Bruder Ernst ebenfalls nach Petach Tikwa Palästina

8.11.1938 Hausgehilfin bei Fam. Haas, Bahnhofstraße 11 in Borken, von Stadtlohn kommend

10.11.1938 frühmorgens verhaftet im Novemberpogrom; im Gefangenenbuch des Amtsgerichts Borken ist ihre Einlieferung dort als Nr. 50 am 10.11.38 verzeichnet; ihre Entlassung ist ebenfalls mit dem 10.11. angegeben

24.11.1938 abgemeldet aus Borken, zurück nach Stadtlohn

Umzug der Eltern in das Judenhaus Rezepterstraße

Dezember 1938 das stark beschädigte Wohnhaus wird abgerissen, um den Marktplatz zu erweitern

17.5.1939 Eltern und Schwester Herta in Stadtlohn bei Minderheiten-Volkszählung, Erika handschriftlich als „vorübergehend abwesend“ notiert

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86

22.7.1939 Siegfried Abramowicz aus Berlin ins Lager Paderborn

3.11.1939 Erika aus Stadtlohn ins Lager Paderborn

2.10.1940 Heirat in Paderborn

5.7.1941 angeordnete Um­be­nen­nung „Jü­di­sche Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

Die Deportation der Mutter und Schwester Hertha nach Riga

10.12.1941 Stadtlohner Juden vor dem Abtransport nach Münster, mittig Schwester Herta, links neben ihr die Mutter mit Hut, rechts der Vater; Foto Stadt Stadtlohn

10.12.1941 Abtransport von Eltern und Schwester zum Gertrudenhof in Münster

13.12.1941 Deportation von Münster, Bielefeld nach Riga

Nach Angaben eines ehemaligen Soldaten aus Stadtlohn arbeitete sie in Riga im Heeresbekleidungsamt.

(mit dem „Heeresamt“ dürfte das ABA 701 in Riga, Armeebekleidungsamt 701 gemeint sein)

Angeblich hat ein anderer Stadtlohner Soldat in einer Kantine in Riga einen Zettel unter seinem Teller gefunden: „Hier bedient Sie Herta Lebenstein“. Der Name der Mutter Olga taucht auf einer Liste auf, die nach dem Krieg in Riga gefunden wurde. Demnach arbeitete Olga Lebenstein im Ghetto als Näherin.

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Ehemann Siegfried bei Selektion eingewiesen ins Lager zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104891

3.3.1943 Erika wurde vermutlich unmittelbar in der Gaskammer umgebracht; sie soll schwanger gewesen sein

Gedenken

5.4.1990 Page of Testimony für Erika von Alfred Ohnhaus

10.4.1999 Page of Testimony für Erika von Ruth Sheshinsky, Tochter von Moshe Abramowicz

Herta Lebenstein-Realschule in Stadtlohn

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de909370

https://www.herta-lebenstein-realschule.de/index.php?article_id=361

https://www.herta-lebenstein-realschule.de/index.php?article_id=362

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=5651348&ind=3

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411213-Muenster6.jpg

August Bierhaus, “Es ist nicht leicht, darüber zu sprechen”, Borken 1988, S. 66/67

Wertvolle Hinweise verdanke ich Josef Balke vom VHS-Arbeitskreis “Stadtlohner Geschichte 1933-1945”

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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