Lippmann Ruth

Ruth Lea Lippmann geb. Weitz

*4.12.1922 in Berlin; ✡März 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Moses Weitz *8.1.1894 in Sabnow, Polen; ✡in Polen

Mutter Anna Fertig *19.6.1895 in Zalissia ; ✡ in Polen

Geschwister

Samuel Salo Weitz *4.11.1920 in Berlin; ✡ in Polen

Cilli Lilly Weitz *9.9.1925 in Berlin; oo David Fisch ✡1975 in Bushey Hertfordshire

Norbert Weitz *3.12.1930 in Berlin; Kindertransport nachEngland

Beruf

Adressen Berlin, Franseckystraße 38 (Sredzkistraße); Weißenburger Straße 76

Heirat 30.3.1942 in Paderborn, Joachim Josef Lippmann *21.4.1920 in Berlin; ✡ 9.5.1943 in Auschwitz

Kinder

Weiterer Lebensweg

9.4.1929 Einschulung

1929-1937 Jüdische Volksschule Berlin

28.10.1938 gesamte Familie in der 1. Polenaktion nach Zbaszyn abgeschoben

17.5.1939 mit den Eltern und Geschwistern in Berlin Prenzlauer Berg bei Minderheiten-Volkszählung

12./13.6.1939 die Geschwister Cilli und Norbert mit dem 16. England-Kindertransport auf der SS EUROPA von Bremen nach Southampton

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

Ende Juni 1939 wird Joachim Lippmann vom Hechaluz als „Aufbaugruppe“ nach Paderborn geschickt

7.8.1940 aus Frankenfelde bei Luckenwalde angemeldet im Lager Paderborn

30.3.1942 Heirat im Standesamt Paderborn

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Selektion zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Gedenken

5.4.1990 Pages of Testimony für Joachim und Ruth Lippmann von Paderborn-Chawer Alfred Ohnhaus

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=40228

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916838

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de916909

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn3.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/12678338?s=Weitz%201920&t=2574828&p=1

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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