Sonntag Daniel

Daniel Sonntag

*2.1.1923 in Krefeld; ✡  23.12.1985 in Orange, Kalifornien

Staatsangehörigkeit staatenlos

Religion jüdisch

Vater Moritz Moses Sonntag *16.11.1885 in Jaroslawl; ✡1932

Mutter Bertha Holzapfel *23.7.1883 in Raboldshausen; ✡ in Riga

Onkel Daniel Sonntag *8.1.1883; Krefeld

Geschwister

Margarete Gerda Sonntag *26.11.1913 in Duisburg; oo 1938 Artur Mendel; 19.8.1984

Beruf Tiefbau-Arbeiter

Adressen Krefeld, Adolf-Hitler-Straße 51; Saumstraße 15

Heirat 15.12.1949 in Nürnberg

Gunda Kunigunde Rosa Bullinger

Kinder

Weiterer Lebensweg

8 Jahre Volksschule

Zwangsarbeit im Tiefbau

17.5.1939 bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86; vom Hechaluz wird eine „Aufbaugruppe“ nach Paderborn geschickt

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

14.10.1939 aus Köln angemeldet im Lager Paderborn

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt.

10.4.1940 abgemeldet aus Paderborn ins Lager Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

3.-6.12.1941 kurzzeitig nach Krefeld, Saumestraße 15 abgemeldet, da seine Mutter und er auf der Gestapo-Transportliste nach Riga stehen, er wird aber gestrichen

11.12.1941 Mutter Berta Sonntag Deportation von Düsseldorf nach Riga

Bei den häufigen Tischtennis-Turnieren der Bielefelder gegen die Paderborner ist er als Spitzenspieler gesetzt.

Daniel Hoffmann schreibt:

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz zusammen mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 105149

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

18.1.1945 „Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz; Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

26.1.1945 Ankunft im KL Buchenwald, Unterbringung in Block 58, später 23

21.2.1945 Arbeitskommando 88, SS Rüstungsfabrik Gustloff II in Buchenwald

April 1945 vermutlich Todesmarsch nach Flossenbürg oder Dachau

4.9.1946 erfasst in Nürnberg, Wielandstraße 4, DP-Camp

8.-24.1.1947 auf dem Marinetransporter USS MARINE MARLIN von Bremen nach New York

Gedenken

10.4.1978 Page of Testimony für seine Mutter Bertha von Daniel Sonntag, Los Angeles

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=3891158&ind=1

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411211-46.jpg

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006641

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1661889

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/7157127?s=Sonntag%20Daniel%201923&t=1796107&p=0

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/75028371?s=Sonntag%20Daniel%201923&t=222899&p=0

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7269); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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