Glogowski Susanna

Susanna Glogowski verw. Ardel geb. Rappaport

*4.12.1921 in Leipzig; ✡26.8.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater David Rappaport *26.1.1887 in Lemberg; ✡1943 in Auschwitz

Heirat der Eltern 16.4.1920

Mutter Edith Tichauer *13.3.1894 in Breslau; ✡1943 in Auschwitz

Geschwister –

Beruf Kaufmann

Adressen Leipzig, Packhofstraße 1

Heirat (vor Mai 1939) Horst Harry Ardel*14.10.1915 in Leipzig; ✡ 26.5.1941 in Atteln

2. Ehe 10.8.1942 in Paderborn mit Walter Glogowski *23.5.1921 in Berlin; ✡1945 in Gardelegen

Kinder –

Weiterer Lebensweg

28.10.1938 Vater David abgeschoben nach Zbaszyn, Polen

17.5.1939 mit Ehemann Harry in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 beide Eltern in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

Meldeliste Spreenhagen 1940

26.6.1940 Harry Ardel vom Hachschara-Gut Winkel Spreenhagen angemeldet im Lager Paderborn

13.7.1940 Susanna aus Gut Winkel Spreenhagen angemeldet im Lager Paderborn

26.5.1941 Ehemann Harry bei Arbeitsunfall in Atteln tödlich verunglückt

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

1941-2.3.1943 Schwägerin Ursula und Schwager Julius Berghausen im RVJD-Lager Bielefeld

10.8.1942 Susanna heiratet den Paderborn Chawer Walter Glogowski

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

17. 2.1943 Inhaftierung der Eltern in Berlin,

26. 2. 1943 Verbringung der Eltern in die Sammelstelle Große Hamburger Straße

26.2.1943 Transport 30 der Eltern von Berlin nach Auschwitz

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; Witwe Susanna Glogowski mit Ehemann mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Walter Glogowski eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104928

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

26.8.1943 in Auschwitz Tod in Auschwitz

18.1.1945 „Evakuierung“ aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge auf dem Todesmarsch über 80 km von Auschwitz nach Gleiwitz, auch Walter Glogowski

13. 4.1945 Massaker von Gardelegen, 1000 Häftlinge in der Isenschnibber Scheune ermordet, Walter Glogowski wird hier später exhumiert

Gedenken

5.4.1990 Pages of Testimony für Susanna und Walter Glogowski von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840313

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1056621

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn2.jpg

https://www.lindenauerstadtteilverein.de/heimatkunde/jdisches-leben-in-lindenau.htm

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1056621

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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