Manfred Bendorf
*5.9.1919 in Ober-Ramstadt; 16.6.1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Josef Bendorf *27.2.1882 in Ober-Ramstadt; ✡Piaski Ghetto
Heirat der Eltern 1913
Mutter Dina Junker *27.3.1889 in Groß-Karben; ✡Piaski Ghetto
Großmutter Henriette Bendorf *21.2.1855 in Ober-Ramstadt; ✡24.10.1942 Theresienstadt; Witwe des Juda Bendorf
Onkel Moses Bendorf *12.1.1887 in Ober-Ramstadt; ✡Piaski Ghetto
Geschwister
Julius Bendorf *4.1.1915 in Ober-Ramstadt, Darmstadt; ✡ 17.2.2016 in Los Angeles
Beruf –
Adressen Ober-Ramstadt, Darmstädter Straße 22; Paderborn; Bielefeld; Frankfurt
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Novemberpogrom, Laden und Wohnung werden von der SA demoliert. Die Familie kann gerade noch durch den Hinterausgang fliehen.
17.5.1939 in Ober-Ramstadt mit den Eltern, Bruder Julius und Großmutter Henriette bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
15.8.1939 aus Ober-Ramstadt mit dem Bruder angemeldet im Lager Paderborn
20.4.1940 Mit Bruder Julius umgemeldet nach Bielefeld (Umschulungslager Schloßhofstraße)
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
25.3.1942 Transport der Eltern Mainz-Darmstadt ins Ghetto Piaski
27.9.1942 Transport XVII/1 von Henriette Bendorf und weiteren Verwandten von Darmstadt nach Theresienstadt
24.10.1942 Tod von Henriette Bendorf in Theresienstadt mit „Enteritis“
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit den 98 Chawerim aus dem Arbeitslager Paderborn
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Manfred wird zusammen mit Bruder Julius eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, sie erhalten die Häftlingsnummern 104902 und 104 903
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
16.6.1943 Manfred erliegt einer erlittenen Verletzung in Auschwitz
Gedenken
13.3.2010 Stolpersteine für Manfred Bendorf und seine Familie vor seinem ehemaligen Haus in der Darmstädter Straße 22 in Beisein seines Bruders Julius
1.11.2006 Page of Testimony für Manfred und die Eltern von seinem Bruder Julius Bendorf
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de839435
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de839429
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de839426
Interview mit Julius Bendorf, United States Holocaust Memorial Museum Collection https://collections.ushmm.org/search/catalog/irn700442
www.stolpersteine-ober-ramstadt.com/julius-und-manfred-bendorf
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/search/person/11201542?s=Bendorf%201882&t=3409&p=0
Volkszählung 1950 der Vereinigten Staaten
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998