Sophie Steinitz geb. Schlaume
*21.11.1914 in Krojanke; ✡ 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Julius Schlaume *5.1.1884 in Miruczin; ✡1943 in Auschwitz
Mutter Lina Herpe *18.6.1885 in Krojanke; ✡1943 in Auschwitz
Geschwister
Herta Schlaume *18.3.1917 in Krojanke; ✡1943 in Auschwitz
Paula Schlaume *27.12.1919 in Krojanke; ✡1943 in Auschwitz
Betty Schlaume *17.6.1923 in Krojanke; ✡1943 in Auschwitz
Beruf –
Adressen Krojanke; Paderborn, Grüner Weg 86
Heirat 1942 in Paderborn Kurt Steinitz *14.1.1907 in Hindenburg; ✡April 2008 in Paderborn
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Ende Juni 1939 Walter Steinitz mit der Aufbaugruppe des Hechaluz nach Paderborn geschickt
4.7.1939 Schwager Walter angemeldet im Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg 86
Walter Steinitzarbeitet zunächst beim Aufbau, dann nur im „Innendienst“ des Lagers
12.11.1939 Kurt Steinitz auf Anforderung seines Bruders Walter aus dem Einsatzlager Obersdorf nach Paderborn
27.2.1940 Sophie Schlaume aus dem Landwerk Neuendorf nach Paderborn; sie arbeitet im Lager als Köchin
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
2.3.1943 Vater Julius mit Schwester Paula auf dem 32. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
3.3.1943 Schwester Betty Schlaume auf dem 33. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
4.3.1943 Mutter und Schwester Herta auf dem 34. Osttransport von Berlin nach Auschwitz
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Ehemann Kurt Steinitz eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 105041
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
März 1943 Tod in Auschwitz
Gedenken
5.4.1990 Page of Testimony von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de975036
Kurt Steinitz Video interview 1998
https://collections.ushmm.org/search/catalog/vha40593
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/