Dorothea Weisskopf geb. Sussmann

*27.12.1901 in Leobschütz; ✡Juni 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Eduard Louis Sussmann*1867 in Leobschütz; ✡8.3.1935 in Leobschütz
Mutter Paula Borinski *18.9.1877 in Königshütte; ✡ Mai 1944 in Auschwitz
Geschwister
Hans Sussmann *1903 in Leobschütz; ✡17.7.1924 in Leobschütz
Cousine Anneliese Ora Borinski *5.9.1914 in Königshütte heute Chorzow; ✡ 1997 im Kibbuz Ma’ayan Tzvi; Madricha in Ahrensdorf und Neuendorf
Beruf Hausfrau
Adressen Leobschütz, Adolf-Hitler-Straße 11; Berlin; Neuendorf

Heirat 5.4.1927 in Leobschütz Rudolf Weisskopf *15.10.1898 in Wronke; ✡ 1943 in Auschwitz
Kinder
Naomi Annemarie Weisskopf *12.12.1931 in Leobschütz; ✡8.1.1957 in Kibbuz Sarid
Eva Marianne Weisskopf *27.4.1928 in Leobschütz; ✡11.7.2006 in Kibbuz Sarid; oo Chanan Hoffmann (*22.1.1924, ✡25.7.1997)
Weiterer Lebensweg
10.11.1938 Rudolf Weisskopf verhaftet im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Buchenwald
4.12.1938 Entlassung aus dem KL Buchenwald mit der Auflage, Deutschland zu verlassen
17.5.1939 mit Ehemann und den Töchtern in Leobschütz bei Minderheiten-Volkszählung
Sommer 1939 beide Töchter mit Kindertransport nach England

15.5.1940 Rudolf Weisskopf von Leobschütz zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande. Der Gutshof gehörte zwei US-Bürgern, Erben des 1927 verstorbenen jüdischen Besitzers Hermann Müller, was ihn eine Zeitlang vor dem Zugriff des NS-Regimes schützte. Cousine Borinski ist dort Madricha
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

8.1.1942 Dorothea von Leobschütz zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen
7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Ihr wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 42022 in den linken Unterarm tätowiert
Ehemann Rudolf bekommt dieHäftlingsnummer 116977; er wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen;
4.9.1943 letzter Akteneintrag für Dorothea Weisskopf in Auschwitz
12.10.1943 letzter Akteneintrag für Rudolf Weisskopf in Auschwitz
Nach dem 4.9.1943 Tod in Auschwitz
Gedenken
8.9.1975 Pages of Testimony für ihre Eltern von Chava Hoffman
Grabstein für die Töchter Naomi und Chava auf dem Sarid Cemetery
Quellen
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1178428
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1178287
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7394666
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Fotos Yad Vashem
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Video-Interview mit Issy Philipp 1994
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013