Walter Joseph
*10.3.1892 in Wriezen, Prenzlau ; ✡ 1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion zum protestantischen Glauben konvertierter Jude, als Kind getauft
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Geschwister
Beruf Kaufmann, Kurzwarengeschäft in Kamen, Oststr. 19
Adressen Wriezen; Kamen; Bochum; Bielefeld
Heirat geschieden nach 1939 von Paula Joseph *12.10.1896 in Werther (Protestantin)
Kind
Klaus Joseph *2.10.1926 in Unna
Enkel
Dietmar Joseph (Pianist), Hans Joseph (Kontrabass)
Weiterer Lebensweg
Soldat im ersten Weltkrieg
Als Anhänger des Nationalsozialismus hatte er Hakenkreuzfähnchen ins Schaufenster
gestellt und schickt seinen Sohn Klaus in die Hitlerjugend
17.5.1939 mit Ehefrau Paul und Sohn Klaus in Kamen bei der Minderheiten-Volkszählung
Als sein Sohn als Mitglied der HJ Ahnenforschung betreibt, wird er als „Jude enttarnt“
Oktober 1939 Stadtverwaltung wird aufmerksam;
Januar 1940 Verhaftung
1940 Walter Joseph zu einem Jahr Gefängnis verurteilt
Juli 1940 meldet die Kamener Zeitung: „Ein Jude tarnte sich und sein Geschäft“.
27.7.1940-18.1.1941 in Haft in Strafanstalt Bochum
20.1.1941 zur Zwangsarbeit ins „Jüdische Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.

20.1.1941 angemeldet zur Zwangsarbeit im Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
15.2.1942 umgemeldet in Bielefeld auf die Engersche Straße 103 (heute Nr. 3) Besitzer und Bewohner Wollwarenhändler Hermann Löwenberg

31.7.1942 mit Salomon Joseph (wohl nicht verwandt) aus dem Altenpflegeheim Schloßhof auf Transport XI/1 Münster/ Bielefeld nach Theresienstadt
In Theresienstadt bis zur Deportation als Musiker aktiv.

28.9.1944 auf dem Transport Ek von Theresienstadt nach Auschwitz
Tod in Auschwitz
Gedenken
Stolperstein für Walter Joseph in Kamen, Weststraße 1
27.1.2022Die Enkel Dietmar Joseph (Pianist) und Hans Joseph (Kontrabass) aus Hamburg spielen in Kamen verschiedene Stücke bekannter Komponisten, Lesung von Gedichten zu den Themen Holocaust/Antisemitismus, Krieg und Migration/Geflüchtete durch Gerd Puls und Klaus Goehrke
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de889590
https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-11.jpg
https://www.lwl.org/hiko-download/OA_AR/Kamen_(Kistner)_484-496.pdf
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998