Erich Eric Wilhelm Blaustein

*19.9.1926 in Chemnitz
Staatsangehörigkeit UdSSR; staatenlos
Religion jüdisch
Vater Tobias Blaustein *28.11.1896 in Skalat, Tarnopol; ✡ 28.2.1993 in Frankfurt

(„nicht priv. Mischehe“)
Mutter Elisabeth Lentzsch *6.3.1900 in Burgstedt, Chemnitz 1975 ✡in Kassel
Großvater Benjamin Blaustein 15.6.1863 in Zbaraz, Tarnopol; ✡1950 in Israel
Großmutter Zipora Morgenroth*15.4.1873 in Skalat ✡ ?
Geschwister
Eleonore Blaustein *21.8.1923 in Chemnitz; ✡21.1.2019 in Dayton; oo David Krongold
Hanna Blaustein *14.12.1939 in Chemnitz; oo Smith
Beruf Schüler; Ingenieur
Adressen Skalat; Bielefeld; Heidenoldendorf, Uferweg 342
Heirat Fritzi Gronich *30.9.1929 in Czernowitz; ✡20.7.2014 in Chicago
Kinder zwei
Tamar Blaustein
Oded Blaustein
Weiterer Lebensweg
1930 Vater Buchhalter bei Warenhaus Leonhard Tietz in Chemnitz
Ein Onkel und zwei Tanten emigrieren nach Palästina

1933 wohnt Familie Blaustein Jacobstraße 8 zusammen mit KPD-Stadtrat (später Chemnitzer Oberbürgermeister) Max Müller; Vermieter , Hauseigentümer ist Arthur Zweiniger
10.11.1938 Vater verhaftet im Novemberpogrom,
14.1.1939 entlassen aus „Schutzhaft“ im KL Buchenwald; Häftlingsnummer 24197

1939 Gelistet in der Auswandererdatei der Gemeinde Leipzig
17.5.1939 in Chemnitz mit den Eltern und Tochter Eleonore bei Minderheiten-Volkszählung
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand zunächst ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6);
Januar 1940 Vater Blaustein nach Verhaftung in Chemnitz als Arbeiter ins Lager Koblenzer Straße 4
März/April 1940 wegen der räumliche Enge Wechsel in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.

23.4.1940 Vater Blaustein wechselt in das Lager in der Schloßhofstraße 73a
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt. Blaustein bei Dr. Custodis und bei Nebelung
19.4.1940 Passausstellung für den Vater in Bielefeld
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
28.8.1941 Erich Blaustein aus Chemnitz ins Jüdische Arbeitseinsatzlager Bielefeld

17.3.1942 Erich Blaustein aus dem Lager Bielefeld zurück nach Chemnitz, Jakobstraße 8

1.3.1943 in Chemnitz als Gärtner und Totengräber auf dem Friedhof
Mitte 1943 untertauchen in Chemnitz mit einem gefälschten Mitgliedsausweis der HJ
September 1944 verhaftet in Bielefeld unter dem Verdacht ein desertierter Wehrmachtssoldat zu sein; er gibt sich als Jude zu erkennnen.
Oktober 1944 im KL Buchenwald interniert
Im HKB von Buchenwald wechselt er die Identität, bekommt die Papiere eines verstorbenen italienischen Häftlings Luigi aus Görz/ Goerica; organisert wird der Identitätswechsel von Hans Müller, einem Mitglied des kommunistischen Lagerwiderstands . Verlegung in eine Buchenwald Außenlager (Tröglitz?)
16.4.1945 befreit von amerikanischen Truppen in einem Außenlager von Buchenwald

1946-1948 lebt er mit seiner Familie in Heidenoldendorf, Uferweg 342, Kreis Detmold
1948 Emigration nach Palästina
1948/9 Leutnant in einem Infanterieregiment des Palmach (Eliteeinheit) im Unabhängigkeitskrieg

Der Palmach פלמ״ח (Akronym von hebräisch Plugot Machaz פלוגות מחץ) wurde am 19. Mai 1941 als Elitetruppe der jüdischen paramilitärischen Untergrundorganisation Hagana in Palästina aufgestellt.

3.-11.11.1954 mit Frau und Tochter auf der TSS OLYMPIA von Bremerhaven nach New York
28.5.1962 Vater Tobias kommt zu Besuch nach New York

1963 Einbürgerung als US Citizen in Ohio

19. Juni 1973
Das Schicksal der Eltern und Schwestern
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, Vater bleibt wegen der „Mischehe“ verschont
10.4.1943 Verlegung in die Detmolder Straße 4 (Judenhaus)
September bis Dezember 1944 in der Mischehen-Aktion ins Arbeitslager Oberlockwitz, Sitzendorf, Saalfeld-Rudolstadt
Die Mutter und die Schwestern überleben versteckt auf einem Bauernhof in Westfalen
Dez.1944-Febr. 1945 Vater in Bielefeld
Februar 1945 Deportation des Vaters nach Theresienstadt mit Transport XI/5 Münster -Bielefeld
8.5.1945 Vater befreit in Theresienstadt
Mai 1945 -August 1949 Vater in Heidenoldendorf, Uferweg 342, Kreis Detmold
Gedenken
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Ohio, County, Einbürgerungs-Aufzeichnungen, 1800-1977
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/78943319
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5020594
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998