Frenkel Helga

Helga Auguste Frenkel

* 12.4.1925 in Lemgo; ✡ 19.10.1944 in Auschwitz

Helga zu Besuch bei den Großeltern, 1930; Fotos: Frenkel Museum Lemgo

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Walter Frenkel *4.9.1897 in Lemgo; ✡19.10.1944 in Auschwitz

Mutter Herta Rosenberg *6.5.1901 in Eidewarden; ✡ 19.10.1944 in Auschwitz

Großvater Louis Frenkel *21.10.1863 in Lemgo; ✡ 19.1.1934 in Lemgo

Großmutter Laura Frenkel geb. Frank *19.9.1867 in Pattensen;✡1.11.1942 in Theresienstadt

Großmutter Helene Rosenberg geb. Heine *10.1.1878 in Klingsen; ✡1.3.1950 Montreux

Geschwister

Karla Frenkel *15.5.1927 in Lemgo; ✡Mai 2017 in Lemgo; oo Szmuel Rubin/Raveh

Ludwig Frenkel *20.1.1934 in Lemgo; ✡19.10.1944 in Auschwitz

Uriel Frenkel *24.2.1941 in Lemgo; ✡19.10.1944 in Auschwitz

Beruf Praktikantin

Adressen Lemgo; Detmold; Bielefeld

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

Ostern 1931 Einschulung Volksschule Lemgo; Helga obere Reihe, 5. v. re.

10.11.1938 Vater Walter verhaftet im Novemberpogrom,

„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 28966

12.12.1938 Vater entlassen aus dem KL Buchenwald

November 1938 Verweis von der Volksschule; jüdische Schule Detmold

17.5.1939 mit den Eltern und Geschwistern sowie Tante Ruth und Onkel Ernst Frenkel bei der Minderheiten-Volkszählung in Lemgo

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Bielefeld“

17.4.1942 Helga Frenkel aus Lemgo ins Einsatzlager in Bielefeld

24.4.1942 Zuzug von Salomon Joseph aus dem Altenheim Bielefeld, Stapenhorststraße

Familie Frenkel in Theresienstadt und Auschwitz

28.7.1942 begleitet sie ihre Familie aus Lemgo auf der Deportation nach Theresienstadt; Salomon Joseph aus dem Altenheim Bielefeld steht auch auf der Transportliste

31.7.1942 Deportation der Familie mit beiden Großmüttern auf Transport XI/1 aus Bielefeld nach Theresienstadt

1.11.1942 Tod der Großmutter Laura Frenkel in Theresienstadt; ärztliche Diagnose: Lungenentzündung

16.10.1944 Helga, beide Eltern, Ludwig, Uriel auf Transport Er von Theresienstadt nach Auschwitz; Karla bleibt in Theresienstadt; es kommen alle in Auschwitz um, vermutlich unmittelbar nach Selektion an der Rampe von Auschwitz II Birkenau in die Gaskammern geschickt

Die Großmutter Helene Rosenberg bleibt in Theresienstadt.

Karla Frenkel Die Evakuierung von Auschwitz, die Todesmärsche

28.10.1944 Karla Fränkel folgt ihrer Familie auf Transport Ev von Theresienstadt nach Auschwitz;

diese zwölf Tage Unterschied entscheiden über ihr Leben: Ende Oktober wurden die Ermordungen mit Gas in Auschwitz-Birkenau gestoppt.

1.11.1944 letzte dokumentierte Ermordung in den Gaskammern; die Krematorien und die Gaskammern im Lager Auschwitz II wurden ab Oktober 1944 auf Befehl Heinrich Himmlers zerstört

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca. 60 000 Häftlinge; 10000 Männer aus Monowitz

18.1.1945 Beginn des Todesmarsches mit 400 Frauen von Auschwitz- Birkenau nach Loslau

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Zofia Posmysz:

„Der letzte Tag in Auschwitz war der 18. Januar. Nach drei Tagen und drei Nächten zu Fuß wurden wir in offenen Güterwagen nach Ravensbrück gebracht.“

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

Todesmärsche des Auschwitz-Frauen-Block

21./22.1. 1945 Ankunft in Loslau

22.1.-27.1.1945 auf Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen und KL Sachsenhausen (jeweils wegen Überfüllung abgewiesen) bis ins KL Ravensbrück; dort zunächst ins „Jugendlager“,

März/ April 1945 bei Auflösung des „Jugendlagers“ für wenige Tage ins „Frauenlager“

April 1945 Erneute Todesmärsche“ mit jeweils 2000 bis 3000 Frauen in zahlreichen Kolonnen aus dem bereits überfüllten KL Ravensbrück in mehrere Richtungen. Geschwächte und kranke Häftlinge, die dem Marsch nicht mehr folgen konnten, wurden erschossen.

Zwangsarbeit im KL Salzwedel, Außenlager des KL Neuengamme

Ende Juli 1944 kamen 500 ungarische jüdische Frauen aus dem KL Auschwitz-Birkenau. Diesen folgten im Oktober 800 Jüdinnen unterschiedlicher Nationalität und vermutlich auch aus dem KL Bergen-Belsen kamen weitere 200 Frauen

März 1945 kamen weibliche Häftlinge aus dem KL Ravensbrück, im April aus dem Lager Porta Westfalica-Hausberge und aus dem Lager Laagberg.

Karla zur Zwangsarbeit im Zweigwerk der Magdeburger Munitionsfabrik Polte in Salzwedel

14.4.1945 Befreiung von 3000 weiblichen Häftlingen durch die 9.US Army

20.7.1945 Karla wieder in Lemgo Echternstraße 70

1945 -1946 im DP Hospital in Bergen-Belsen

1946-1948 in Leysin, nahe Montreux, Schweiz; Wiedersehen mit Großmutter Helene in Montreux

1948-1949 in Basel

1949 Heirat von Karla Frenkel und Szmuel Rubin in Lemgo

Sommer 1949 Emigration nach Israel

1954 und 1958 Geburt der Söhne Michael und Dani

15.5.2017 Geburtstagsfeier zu ihrem 90. Geburtstag in Lemgo

Mai 2017 Tod in Lemgo

Freiheitstransport EW nach St. Gallen

5.2.1945 Großmutter Helene Rosenberg auf Transport EW, Nr. 225, Zugnummer 182 T, dem einzigen Freiheitstransport mit 1200 Juden aus dem KL Theresienstadt über Konstanz nach Kreuzlingen in der Schweiz, Weitertransport nach St. Gallen

7.2.1945 Ankunft in St. Gallen, Unterbringung zunächst untergebracht im Schulhaus im Hadwig als „Desinfektionslager“, anschließend in die Quarantänelager

Anlieferung von Stroh im Schulhaus Hadwig

10.- 15.2.1945 Verlegung der Befreiten auf vier „Quarantäne-Lager“

Helene Rosenberg zur Erholung nach Les Avants bei Montreux in der Westschweiz

1950 Tod von Helene Rosenberg in der Schweiz

Gedenken

20.4.1999 Pages of Testimony für über zehn Mitglieder der Familie Frenkel aus Lemgo von Schwester Karla Raveh

Zehn Stolpersteine für Mitglieder der Familie Frenkel aus Lemgo

Frenkel Museum in Lemgo

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Karla Raveh, Manuskript Überleben: Der Leidensweg der jüdischen Familie Frenkel aus Lemgo

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869063

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869075

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869137

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869054

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de869141

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4981789

https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=20929

https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=3320091

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/87827-frenkel-laura-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.statistik-des-holocaust.de/XI1-6.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert