Berta Wilzig
* 13.5.1910 in Witten ; ✡ 19.5.1944 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Hermann Wilzig *8.9.1875 in Niederstettow; ✡ 20.9.1940 in Köln
Heirat der Eltern 1900 in Essen; Scheidung
Mutter Henriette Wilzig*14.2.1882 in Köln; ✡ unbekannt
Onkel Jakob Wilzig *23.5.1886 in Lauenförde; ✡5.1.1939 im Kl Sachsenhausen
Onkel David Wilzig *16.6.1880 in Flatow; ✡ 4.3.1941 Suicid in Witten
Geschwister
Alfred Wilzig *6.11.1901 in Witten; nach 1942 in Izbica
Adolf Wilzig *21.8. 1907 in Witten; 1942 in Riga; oo Else Rosengarten (*24.1.1908 in Herbede)
Beruf
Adressen Witten, Hauptstraße 37; Dortmund, Kampstraße 14
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Juni 1938 Onkel Jakob verhaftet in der ASR-Aktion
22.6.-5.1.1939 „Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen
17.5.1939 Berta Wilzig in Witten bei der Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Hermann Wilzig in Witten bei der Minderheiten-Volkszählung

20.9.1940 Vater Hermann stirbt im Israelitischen Asyl in Köln
4.3.1941 Onkel David Wilzig begeht Suicid in Witten
1942 Berta Wilzig muss nach Enteignung zwangsweise in eine Obdachlosensiedlung ziehen
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
Herbst 1942 Errichtung von Baracken für junge Familien auf dem Gelände.
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

19.2.1943 Berta Wilzig aus Dortmund ins Lager Bielefeld, als Begleitung von Leo Rosenberg aus dem provisorischen jüdischen Siechenheim in Dortmund, II. Kampstraße 14 im Gebäude der ehemaligen jüdischen Volksschule, die aber bereits 1930 wegen Platzmangels in die benachbarte Wehrhahnschule in der Lindenstraße 51 ausgewichen; hier befand sich auch das jüdische Gemeindehaus, welches bei der Fabrikaktion in Westfalen als Sammelstelle diente.
19.2. – 30.3.1943 insgesamt sechs Verlegungen aus Dortmund, Siechenheim Kampstraße, die alle am 12.5.1943 nach Theresienstadt weiterdeportiert werden.
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
Ende Februar/März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz deportiert, um den Arbeitskräftebedarf im Nebenlager Buna zu decken.
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Bielefeld“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld, mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
12.5.1943 Berta Wilzig auf Transport XI/2 von Bielefeld nach Theresienstadt; insgesamt 40 Personen, davon 13 aus dem Schloßhof

16.5.1944 Berta Wilzig auf Transport Ea von Theresienstadt nach Auschwitz
Gedenken
12.11.2019 Stolperstein für Berta Wilzig in Witten, Lutherstraße 25
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991593
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991589
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de304884
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991595
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de991599
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/12678677
https://www.rosenland-lippe.de/wp-content/uploads/2021/07/Rosenland-25.pdf
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998