Margules Hans

Gerschon Hans Joachim Margules

*5.5.1918 in Berlin; ✡15.2.2016 in München

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Religion jüdisch

Vater Samuel Margules *20.12.1892 ; ✡2.1.1931(Suizid)

Mutter Charlotte Asch *28.11.1893 in Berlin; ✡1982 in Berlin

Großeltern Max Asch und Charlotte Vogel

Geschwister

Peter Mindel Margules *26.5.1920 in Berlin; ✡ 8.7.2020

Beruf Dekorateur, Modezeichner

Adressen Berlin; Den Haag; Amsterdam; New York; München,

Heirat

1.Ehe mit Barbara Peters *24.2.1933 in Breslau; später oo Peter Rothholz

2.Ehe mit Karin Eppe *18.10.1937

Kinder

Weiterer Lebensweg

1917-1931 Vater Samuel betreibt eine Kunsthandlung, die 1931 vor dem wirtschaftlichen Aus steht.

2.1.1931 der Vater begeht in Berlin Suizid durch Gas

1931 -1936 nach dem Tod des Vaters im (Auerbachschen-?) Waisenheim in Berlin

Lehre zum Schaufensterdekorateur

10.11.1938 Novemberpogrom; Hans wird als Dekorateur gekündigt; beide Brüder wollen ohne Visum über Kleve nach Holland, werden aber an der Grenze abgewiesen

23.11.1938 Durch Kontakt mit der Tante in den Haag, Agnesstraat 5a können sie aber legal einreisen.

Hans kann an der Kunstakademie in den Haag studieren

2.3.1939 beide Brüder interniert in der zum Lager für 2-300 Flüchtlinge umfunktionierten „Quarantaine beneden Heijplaat“, in der Nähe des Rotterdamer Hafens.

17.5.1939 Mutter Charlotte alleinstehend in Berlin bei Minderheitenzählung;

die Mutter emigriert 1947 aus Paris nach Ecuador.

27.11.1939 Wechsel in das ebenfalls zum Flüchtlingslager für 250 Internierte umfunktionierten Hotel der Holland-America-Linie (HAL) an der Wilhelminakade 74 im Hafen von Rotterdam; Hans bekommt die Erlaubnis an der Kunstakademie in Rotterdam weiter zu studieren.

18.1.1940 Einweisung der Brüder in das „Vremdelingenkamp“ Westerbork

Frühjahr 1940 wird eine Lager- Feuerwehr aufgestellt, die Margules Brüder melden sich mit 14 anderen Freiwilligen

10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht; alle Westerbork-Insassen zu diesem Zeitpunkt „oude kampbewoner“

Hans rechts oben im grünen Overall des OD

1.3.1942 die Feuerwehr wird übergeleitet in den jüdischen Ordedienst (OD) im Lager, so auch Hans und Peter Margules.

Der OD hatte auch die Aufgabe, den Ablauf der Transporte im Lager zu organisieren, einschließlich die Beschickung der Waggons und das Schließen der Waggontüren.

Hans Margules beim Verschließen des Deportationswagons Nr. 9, er bemerkte später dazu:
„Ich bin nicht stolz darauf, das getan zu haben, aber es gehörte nun mal zu unseren Aufgaben.“

27.7.1942 Peter Margules heiratet in Westerbork Sonja Salmagne aus Recklinghausen

21.9.1942 Ausstellung des „persoonsbewijs“ in Westerbork

Razzia in Amsterdam, Deportation nach Westerbork

25.5.1943 Hans Margules in einem Kommando von 50 Westerbork OD-Männern, geführt von Hans Eisinger zur Unterstützung bei einer großen Razzia in Amsterdam; der OD musste ein Viertel absperren, was dann von deutschen und niederländischen Polizisten systematisch durchkämmt wurde; Aufgabe des OD war es auch, Gepäck auf die bereitstehen Lastwagen zu laden und alte, immobile Juden aus den Wohnungen aus den Wohnungen zu holen, mit der Tram zum Sammelplatz Muiderpoort Station . 4353 Juden wurden dann per Bahn nach Westerbork verbracht.

1943 wird Hans Margules von Max Ehrlich gebeten, Bühnenbilder für seine Revue „Humor und Melodie“ in Westerbork zu gestalten.

10.6.1943 Peter Margules gehört neben Werner Bloch, Albert Moses zu der Gruppe von 24 OD-Männern unter Führung des OD-Chefs Artur Pisk, die die zuvor aus Westerbork ins Camp Amersfoort internierten 572 überwiegend Frauen und Kinder wieder zurückbringen sollen.

20.6.1943 Trupp OD-Männer beim Einmarsch auf den Sportplatz Olympiaplein, Sammellager in Amsterdam

20.6.1943 rücken 20 Männer der „Fliegenden“ Kolonne“ und 100 OD-Männer erneut aus zu einer Großrazzia nach Amsterdam, in der 5550 Juden festgenommen und nach Westerbork verschleppt werden.

29.9.1943 erneuter Einsatz des OD bei der letzten großen Razzia in Amsterdam; danach wurde Amsterdam für „judenrein“ erklärt. Danach gab es ein stationäres „Kommando“ des OD in Amsterdam zumindest bis Mai 1944.

29.9.1943 am selben Tage werden 50 OD-Männer und 170 der „Notbereitschaft“ abkommandiert zur Überführung der „Barneveld-Gruppe“ nach Westerbork

5.9.1944 Hans und Peter Margules wird befohlen, den wegen eines Fluchtversuches zur Strafe aber nur angeschossenen Samuel Goldstein aus dem Lager-Hospital ins Krematorium zu bringen; er war mit Barbiturat-Injektion sediert, wirkte wie tot. Sie finden am Krematorium die Leichen dreier weiterer exekutierter Lagerflüchtiger.

Wenn es Probleme mit den Fahrzeugen der SS gab, wurde gerne Peter Margules als Automonteur herbeigerufen.

12.4.1945 32 OD-Männer (14 Niederländer, 18 Deutsche und Österreicher) erleben die Befreiung durch kanadische Truppen, sie werden aber nicht gesondert befragt. 160 OD-Männer waren zuvor deportiert, von denen nur wenige überlebten

23.4.1945 erste Gruppen von Mitgliedern der Waffen-SS, des NSB und andere Kollaborateure werden in Westerbork in den ehemaligen Strafbaracken 65, 66 und 67 interniert. Die Regierung sucht hierfür zusätzliche Wachmänner, auch beim OD: Hans Margules meldet sich und wechselt den grünen mit dem braunen Overall.

9.5.1945 Überlebende 883 Juden werden in drei Gruppen aufgeteilt, nach ihrem Eintreffen im Lager

  1. Nach dem 4.9.1944
  2. 10.5.1940 – 4.9.1944
  3. Vor dem 10.5.1940, dem Einmarsch der Wehrmacht

10 OD-Männer gehören zu den „oude Kamp-bewooner“, so auch Salmagne, Pisk und die Margules Brüder; als Staatenlose müssen sie die Entscheidung des Ministeriums abwarten

21.8.1945 mit Bruder Peter und Schwägerin Sonja nach Amsterdam; Hans wohnt Dintelstraat 116 I, Bruder Peter wohnt mit Frau und Schwiegermutter Valeska Salmagne-Kywi Overtoom 95 a

21.12.1945 Bruder Peter mit Frau und Schwiegermutter nach Quito Ecuador, wohin, die Mutter Charlotte Margules emigriert war

21.2.1947 Hans Margules mit American Overseas Airlines von Amsterdam nach New York

15.2.2016 Tod in München

Gedenken

Quellen

Frank van Riet, Jewish Guards in Westerbork, 2022

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Herinneringscentrum Kamp Westerbork, Hooghalen, The Netherlands.

https://lernen.westerbork-interviews.org/#/

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7281); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://sempub.ub.uni-heidelberg.de/gsi/wisski/navigate/29081/view

https://sempub.ub.uni-heidelberg.de/gsi/de/wisski/navigate/29086/view

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Margules%22%7D

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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