Cohen Dodo

Dodo Cohen

*10.10.1922 in Aurich; ✡28.4.1943 in Auschwitz Monowitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Abraham Cohen *30.12.1887 in Aurich; ✡ Dez.1942 in Auschwitz

Mutter Auguste Wolff *13.6.1894 in Aurich; ✡ Dez.1942 in Auschwitz

Geschwister

Max Cohen *7.11.1920 in Aurich; ✡1996 in Melbourne

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Aurich, Breiter Weg 1, Kreuzstraße; Groß Breesen;

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

1935 Umzug nach Kirchdorf zu Fam. Karl Wallheimer, Kreuzstraße

Bruder Max zur Malerlehre nach Mannheim

10.11.1938 Vater Abraham Cohen verhaftet

15.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen

29.9.1939 Bruder Max im Kitchener Camp, Richborough bei britischem Census

September 1941 Bruder Max aus Internierung als „enemy alien“ nach Camp Hay in Australien

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

1938 Dodo Cohn ins Lehrgut Groß Breesen zur Umschulung

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen unter 18 bleiben auf dem Hof zurück.

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

17.5.1939 Dodo Cohn im Lehrgut Groß Breesen bei Minderheitenzählung

Foto Familienarchiv

1939 holt er seinen Freund Bernie Wallheimer aus Aurich nach Groß Breesen, mit dem er die meiste Zeit zusammen im Stall arbeitet

Dodo Cohen vorn rechts, in Groß Breesen ca 1941; Foto Familienarchiv

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager

Die Schließung der Arbeitslagers Groß Breesen

6.10.1942 Das Schloss (Hauptgebäude) in Groß Breesen muss von den Juden für „arische“ Arbeitskräfte freigeräumt werden, Unterbringung im „Schafferhaus“;

Die Grüssau Gruppe

21.10.1942 Gestapo-Offizier Hampel verliest beim Appell die Namen der 22 zur Verlegung nach Grüssau befohlenen Bewohner

30.10.1942 Verabschiedung der Ehepaare, der jungen Frauen und sechs Jungen

Günther Marcuse schreibt in sein Tagebuch:

„Nach dem Abendessen rief der Inspektor (Hildebrandt) alle zusammen, um die Leute zu verabschieden.“

31.10.1942 Verbringung der 22 Personen in das Judenlager im Kloster Grüssau bei Landeshut – neben Tormersdorf und Riebnig eines der drei Sammellager für die Juden aus der Region Breslau

25 junge Männer verbleiben noch auf dem Hof in Groß Breesen.

Cohen im Zimmer drei im Schafferhaus; Zeichnung Günter Marcuse

15.11.1942 Belegung des Schafferhauses in Groß Breesen

Fabrikaktion im Arbeitslager Groß Breesen

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“ als Vorbereitung auf die „Fabrikaktion“

Ende Februar/Anfang März 1943 verlassen die letzten „Volljuden“ das Lehrgut Groß Breesen

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

26.2.1943 Das Tagebuch von Günther Marcuse endet mit dem Hinweis, dass bis zum 1.3.1943 mit einer Gestapoentscheidung zum Abtransport der „Volljuden“ zu rechnen ist, während die „Halbjuden“ in Groß Breesen verbleiben sollten.

1.3.1943 Anordnung der Verbringung der „Volljuden“ aus Groß Breesen

Deportation in ein Sammellager nach Breslau, als Leiter der Gruppe Meister Max Kiwi mit Frau und 21 jungen Männern; vier „Halbjuden“ bleiben zurück (Ernst Böhm, Heinz Breslauer, Helmuth Mayer, Josef Oppenheimer)

5.3.1943 Deportation der Groß-Breesener mit dem Breslauer Transport nach Auschwitz; eine Transportliste ist nicht überliefert.

6.3.1943 Ankunft des Breslau-Transportes in Auschwitz; 16 der 21 deportierten Männer aus Groß Breesen bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, sind somit zu Zwangsarbeit in BUNA Monowitz vorgesehen. Die Häftlingsnummer von Dodo Cohn ist unbekannt.

Er verstirbt am 28.4.1943 im Häftlingskrankenbau von Monowitz

Judenvertreibung aus Ostfriesland/Oldenburg

Januar 1940 Anordnung der Gestapo-Leitstelle Wilhelmshaven: Ausweisung der in Ostfriesland lebenden Juden „aus militärischen Gründen“ bis zum 1. April 1940.

29.02.40 Zwangsumzug der Eltern nach Berlin, Alte Schönhauser Straße

19.8.1942 Eltern nach Auschwitz

29.11.42 Deportation von Abraham und Auguste Cohen mit 992 weiteren Verhafteten ab Güterbahnhof Grunewald nach Auschwitz

Gedenken

2012 Stolperstein für Dodo Cohen in Aurich, Breiter Weg 1

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://stolpersteineaurich.wordpress.com/1012/11/27/dodo-cohen

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Beteiligen Sie sich an der Unterhaltung

1 Kommentar

  1. Guten Morgen, Dr. Wittstamm,
    Ich bin nicht ein Sohn von Artur Sch., da ich erst Jg.54 bin (s. E-mail), sondern bin aus der Rostocker“ Pastoren-/Kaufmannslinie der
    Sch. Ich habe erst 2005 aus Briefen an das Rostocker Archiv bei familiengeschichtl.Recherche von jüd.Sch. in Berlin erfahren. Seit 1970 (Untersekunda) waren Shoa u. Wiss.i.d. jüd. Geschichte (Lise Meitner, Einstein u.viele Med.) mein Thema Ein Onkel meines Geschichtsl. war als späterer Anatomie-Prof. in Ms. 3 Monate in Auschwitz, dafür 9 Jahre in polnischer Haft anschl. wieder Prof. in MS. Ich schicke Ihnen morgen 2Fotos von der genauen Biografie Artur Sch., diese hatte die Kleinmachnower Stolperstein-Gruppe recherchiert. Vielen Dank für die Fotos aus Gross-Breesen.MfG Ha Henschimmelmann

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert