Bernstein Walter

Walter Siegesmund Julius Bernstein

*30.1.1905 in Wreschen; ✡ 3.12.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Arnold Bernstein *9.7.1873 in Posen; ✡ 8.9.1942 in Theresienstadt

Mutter Käthe Schiller *28.6.1887 in Oels; ✡ 9.10.1944 in Auschwitz

Geschwister

Hans Heinrich Bernstein *18.7.1903 in Breslau; ✡?

Beruf Lehrer; Studienassessor;

Adressen Wreschen; Berlin; Groß Breesen;

Heirat Eva Aronsohn *23.11.1906 in Glowno; ✡21.4.1943 in Auschwitz

Kinder Fred Israel *21.4.1937 in Berlin; ✡21.4.1943 in Auschwitz

Weiterer Lebensweg

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

Walter Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy als Direktor nach dessen Emigration wird Walter Bernstein.

17.5.1939 Walter und Eva Bernstein in Groß Breesen bei Minderheitenzählung

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager. Viele Umschüler verlassen das Gut und gehen in die Forsteinsatzlager im Kreis Lebus oder in ihre Heimatorte.

Dezember 1941 Walter Bernstein als Direktor abgesetzt, zunächst nach Neuendorf, dann als Leiter im Forsteinsatzlager Hasenfelde

Die 1. Welle der Räumung der Arbeitseinsatzlager

2.4.1942 Verhaftung der älteren sowie von bereits zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf (62) und den umliegenden Einsatzlagern; Deportation auf Lastwagen in das Sammellager, eine große Turnhalle am Leipziger Platz in Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde (2), Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen.

3.4.1942 Deportation dieser Hachschara-Gruppe mit 1009 Personen, 1. Welle auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht

Die Räumung der Arbeitseinsatzlager im Nachgang zur Fabrikaktion

10.4.1943 Räumung der Forsteinsatzlager im Kreis Lebus; Verbringung der letzten 15 Bewohner – davon  6 Groß Breesener, zwei Kleinkinder – unter Leitung von Walter Bernstein aus Hasenfelde mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit einem regulären Zug von Fürstenwalde nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemalige Jüdische Mittelschule in der Große Hamburger Straße.

19.4.1943 Walter Bernstein mit Ehefrau Eva und Sohn Fred auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

20.4.1943 Bei der Selektion an der Rampe werden die Frauen ohne Kinder zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Lager Birkenau eingewiesen.

Die meisten Männer bekommen in Auschwitz nach Selektion an der Rampe eine Häftlingsnummer, werden zur Zwangsarbeit in BUNA Monowitz eingewiesen.

3.12.1943 Tod von Walter Bernstein in Auschwitz

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1040133

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127212889

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Joseph Walk: The Diary of Günther Marcuse – the Last Days of the Gross-Breesen Training Centre, in: Yad Vashem Studies VIII (1970). S. 159–181

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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