Alfred Grunwald
*29.8.1896 in Schönlanke; ✡ 4.7.1997 in Moises Ville, Santa Fe, Argentinien
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch

Vater Heymann Grunwald *1854; ✡11,6,1922 in Bad Nauheim
Heirat der Eltern 1894 in Filehne
Mutter Fanny Philipp *1866; ✡ i
Geschwister
Margarete Grunwald *27.5.1895 in Schönlanke; ✡ 4.1.1885 in Ramat Gan; oo 1923 Schaul
Hans Grunwald *7.1.1898 in Schönlanke; ✡ 4
Paula Grunwald *14.1.1900 in Schönlanke; ✡ 30.11.1941 in Riga Rumbula; oo 1937 Willi Legien (*3.8.1902; ✡15.10.1938 in Berlin Plötzensee
Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant;
Adressen Schönlanke; Neuendorf; Moises Ville, Santa Fe, Argentinien
Heirat Selma Hammerschlag *5.3.1903 in Rehburg; ✡1993
Schwager Julius Hammerschlag *20.3.1908 in Rehburg; ✡6.4.1995 in Moises Ville
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Alfred Grunwald zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf
17.5.1939
17.5.1939 Schwester Paula in Berlin, Veteranenstraße 23 bei der Minderheitenzählung
Novemberpogrom in der Region Frankfurt Oder
9./10.11.1938 Lehrgut Neuendorf im von den Nazis inszenierten Novemberpogrom von SA-Trupp überfallen; Mitarbeiter wie der Madrich Max Joseph und alle Chaluzim über 20 Jahre verhaftet und in das KL Sachsenhausen in Oranienburg verschleppt; die jüngeren wie Günter Riese, Kurt Gumpel sowie die Frauen und Mädchen (u.a. Eva Oppenheim) bleiben verängstigt zurück; das Lager wird fünf Tage lang von Wachen abgeriegelt.
In Neuendorf werden etwa 40 Bewohnern verhaftet und zusammen mit den Verhafteten aus der Region auf den Rathausplatz in Frankfurt gebracht;
Gerhard Nassau berichtet:
„Der erste Teil unserer Fahrt war nicht sehr lang. Wir hielten am Rathaus der nächsten Stadt (Frankfurt/Oder), um weitere Gefangene aufzunehmen. Wir standen fast eine Stunde vor dem Rathaus. Die Leute versammelten sich um uns, beschimpften uns, lachten und starrten diese seltsamen Ausgestoßenen der deutschen Gesellschaft an.“
Im Bus geht es für die Verhafteten aus Frankfurt/Oder in das KL Sachsenhausen;
Alfred Grunwald bekommt bei der Registrierung die Häftlingsnummer 12274; es folgen Kleiderwechsel im Block B und Rasur. Nach einem langem Appell kommt er mit weiteren aus dem Frankfurt-Transport in Block 37 im „Kleinen Lager“ für die jüdischen „Aktionshäftlinge“.
Alex und Erna Moch entkommen nach London; Moch beschafft 150 britische Visa; mit diesen Einwanderungsgenehmigungen erreicht er beim Kommandanten von Sachsenhausen die Freilassung in Sachsenhausen internierten Chaluzim mit der Auflage, Deutschland unmittelbar zu verlassen.

29.12.1938 Entlassung von Alfred Grunwald mit den Neuendorfern (Frankfurt/Oder) aus dem KL Sachsenhausen
Moch begleitet die Chaluzim nach England. Zusammen mit Leonore Goldschmidt gründete er das Farm Institute, Tythrop House in Oxfordshire für etwa 200 jüdische Chaluzim, davon etwa 100 aus Neuendorf.
Tythrop House Agricultural Training war nur als Zwischenlösung eingerichtet, da das eigentlich lange geplante Hachschara Projekt, das Farm-Siedlungsprojekt von Alvin Johnson in North Carolina, sich verzögerte. Johnson war Direktor der New School for Social Research, eine Universität, New York City.
Die ‚Jewish Colonization Association’ (JCA) des Baron von Hirsch
März 1938 flieht die Familie Hammerschlag in eine der 21 Kolonien der JCA in Argentinien.
22.3.1938 Ankunft von Schwager Julius Hammerschlag in Buenos Aires von Hamburg auf der SS MONTE OLIVIA,
April 1939 Auswanderung von Alfred Grunwald nach Argentinien mit Schwester Margarete Schaul
Alfred Grunwald zu Schwager Julius in die Jüdische Siedlerkolonie Moises Ville, 650 km von Buenos Aires in der argentinischen Pampa.
4.7.1997 Tod von Alfred Grunwald in Moises Ville, Santa Fe, Argentinien
Rigaer Blutsonntag
27.11.1941 Schwester Paula auf dem ersten Riga Transport aus Berlin
30.11.1941 Massenerschießung des gesamten Berliner Transportes noch vor der Ermordung der Letten aus dem Ghetto Rigain Riga Rumbula
Quellen
Veränderungsmeldungen des KL Sachsenhausen 1.7-31.12.1938; Arolsen Archives
Inhaftierungsdokumente des KL Sachsenhausen 30.11.1938 -18.1.1939; Arolsen Archives
Gerardo Nassau, An Excursion into the Country of Numbers, 14.11.1938 – 13.12.1938;
Córdoba, Argentina, September 1941
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1100192
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4092139
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
1939 Register von England und Wales
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten
Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2