
Kurt Handgriff
*23.12.1923 Duisburg; ✡ 20.2.1945 in Bergen- Belsen
Staatsangehörigkeit polnisch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Alexander Handgriff *22.3.1892 in Wien; ✡ nach 11.12.1941 in Riga
Mutter Rahel Millet *16.11.1894 in Dabrowa, Galizien; ✡ nach 11.12.1941 in Riga
Geschwister
Lilli Handgriff *1919 in Duisburg; ✡10.10.1919 in Duisburg
Margarete Handgriff *20.11.1920 in Duisburg; ✡17.7.1937 in Duisburg
Großcousinen
Feige Jäckel geb. Handgriff *5.1.1905 in Oberhausen; ✡1943 in Ausschwitz
Helene Strassmann geb Handgriff *4.3.1907 in Oberhausen; ✡25.3.1942 Piaski
Beruf Landwirtschaftlicher Arbeiter
Adressen Duisburg, Kühlinggasse 1
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
6.1.1939 mit Kindertransport in die Niederlande
6.1.1939 aufgenommen im Bondshuis N.P.B., Amersfoortsestraat 91, Soesterberg
19.6.1939 wegen der grassierenden Diphtherie in Quarantine Beneden Heijplaat, Quarantainestraat 1, Rotterdam
2.11.1939 Achterklooster, Hoogstraat 79, Rotterdam
29.3.1940 Heim für Jungen Westersingel, Westersingel 40, Rotterdam
Winterswijk, Gasthuisstr. 104, Mozes Simon Kann und Frau Berta geb. Northeimer
Die „onderduiker“ im Korenburgerveen
Letzte Adresse von Kurt Handgriff vor der Festnahme ist Winterswijk, Spoorstraat 28, bei der Familie Romann
Als im Juli 1942 die ersten Massendeportationen nach Auschwitz beginnen, werden mit Hilfe von Familien in Winterswijk Holzhütten für 21 onderduiker im Torfmoor aufgebaut. Kurt Handgriff geht mit drei Mitgliedern seiner Gastfamilie Romann in dieses Versteck. Sie werden unter anderen von örtlichen Bäckern mit Lebensmitteln versorgt.

Bei einer amtlichen Überprüfung des Baumbestandes im Korenburgerveen für eine Holzlieferung an die deutschen Besatzer am 27.11.1942 werden die Hütten entdeckt. 18 onderduiker werden festgenommen, drei können fliehen. Nach Haft im Polizeigefängnis werden die onderduiker in den zusätzlich bewachten Strafbaracken des polizeilichen Judendurchgangslagers Westerbork eingesperrt.
Paul Romann gelingt am 25.11.1943 die Flucht zusammen mit dem 14-jährigen Otto Kann aus Westerbork, er wird aber schon fünf Tage später in Amsterdam wieder festgenommen.

Otto Kann überlebt imVersteck!
Kamp Westerbork
4.12.1942 Einweisung in das polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork; Kurt Handgriff zunächst auch in der Strafbaracke Nr. 66; später ist er in verschiedenen Baracken untergebracht, auch in der Baracke der Chaluzim der Westerbork-Hachschara Nr. 64

Austausch-Transporte von Westerbork nach Bergen Belsen
Ab dem 14.9.1943 bis 19.5.1944 kamen etwa 3572 Häftlinge aus Westerbork in sieben Transporten direkt nach Bergen-Belsen, unter anderem Juden mit doppelten Staatsbürgerschaften, Diamantschleifer mit ihren Familien und diejenigen, die auf einer Einreiseliste für Palästina standen.
Die „Austauschjuden“ kommen in das Sternlager Bergen-Belsen, einem vom eigentlichen Konzentrationslager abgetrennten Bereich; sie dürfen weiterhin ihre Zivilkleidung mit dem „Stern“ tragen.
5.4.1944 Kurt Handgriff auf dem sechsten Transport von 101 „Austauschjuden“ nach Bergen Belsen
6.4.1944 ein Eintrag im Tagebuch von Honkie Horwitz und Ef Koller in Bergen-Belsen belegt, dass er zur Hachschara-Gruppe in Westerbork gehörte.

20.2.1945 Tod von Kurt Handgriff in Bergen- Belsen, noch bevor die „Austauschjuden“ am 10.4.1945 auf die drei Züge Richtung Theresienstadt gesetzt werden.

Deportation nach Riga
11.12.1941 beide Eltern auf dem Transportzug ab Düsseldorf ins Ghetto Riga

Transportbericht des Hans Salitter, Polizeihauptmann:
„Der für den 11.12.1941 vorgesehene Judentransport umfasste 1007 Juden aus den Städten Duisburg, Krefeld, mehreren kleineren Städten und Landgemeinden des rhein.westf. Industriegebietes. Düsseldorf war nur mit 19 Juden vertreten… Die Ablassung des Transportes war für 9,30 Uhr vorgesehen, weshalb die Juden bereits ab 4 Uhr an der Verladerampe zur Verladung bereitgestellt waren… Die Verladung war gegen 10,15 Uhr beendet. Nach mehrmaligem Rangieren verließ der Zug dann gegen 10,30 Uhr den Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in Richtung Wuppertal…“ Am 13.12. kurz vor Mitternacht wurde der Bahnhof Riga-Skirotava erreicht. „Die Übergabe des Zuges erfolgte alsdann um 1,45 Uhr, gleichzeitig wurde die Bewachung von 6 lettischen Polizeimännern übernommen. Da es bereits nach Mitternacht war, Dunkelheit herrschte und die Verladerampe stark vereist war, sollte die Ausladung und die Überführung der Juden in das noch 2 km entfernt liegende Sammelghetto erst am Sonntag früh beim Hellwerden erfolgen.“
Gedenken
26.11.1992 Denkmal mit den Namen der 18 ermordeten Onderduiker in Winterswik am Korenburgerveenweg
Quellen
Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998
https://www.gfh.org.il/eng/Archive
http://www.dokin.nl/deceased_children/kurt-handgriff-born-23-dec-1923/
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_411211.html
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de831479
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006295
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1006411
Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945
https://www.werkgroeplvdo.com/whzag/persoon/121
http://meitotmei.nl/233-ontsnappingen-uit-westerbork/
https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316