Goldschmidt Walter

Walter Goldschmidt

*21.2.1921 in Verden; ✡19.8.1941 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit  staatenlos

Religion jüdisch

Vater Joseph Goldschmidt *11.10.1884 in Treysa; ✡3.1.1940 in Sachenhausen

Mutter Henriette Baumgarten *14.4.1877 in Achim; ✡ nach 18.11.1941 im Ghetto Minsk

Cousine Hanni Baumgarten *13.10. 1920 in Erfurt; ✡2008 in Tel Aviv

1940 war die Ehe der Eltern geschieden

Geschwister

Renate Goldschmidt *15.1.1911 in Verden; ✡ ?; oo Egon Förster

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikant

Adressen Verden, Stifthofstraße 23; Spreenhagen; Eibergen; Franeker

Heirat ledig

Kinder

Weiterer Lebensweg

1929 die zur Vollwaise geworden Cousine Hanni Baumgarten wird von ihrer Tante, Walters Mutter in ihre Familie aufgenommen

1931-1935 Walter Goldschmidt auf dem Domgymnasium; Cousin Uri Baumgarten berichtet schlimme Mißhandlungen durch die Klassenkameraden:

„Walter Goldschmidt ging mit mir in eine Klasse. Er hatte rötliches Haar und abstehende Ohren. Unsere Mitschüler liebten ihn nicht sehr, da er ein rechtkluger Junge, aber ein völlig unsportlicher Typ war. Walter wurde in der Nazizeit die Zielscheibe vieler Quälereien.So spuckte sich z.B. ein Junge auf die Stiefelspitze. Zwei andere packten Walter, verdrehten ihm die Arme, brachten ihn auf die Knie und zwangen ihn unter Gejohle und Gespött, dem Bengel die Stiefel abzulecken. Oder man zog ihm die Hosen runter, riss obszöne Witze über sein beschnittenes Glied. Darauf kamen drei weitere Helden und stopften ihm Schnee in die Unterhosen. Zum Schluss wurde er regelrecht bepinkelt. Ich möchte feststellen, dass die aufsichtführenden Herren nur in den seltensten Fällen einschritten. Auch dann begnügten sie sich nur mit der Unterbrechung der Quälereien. Nie wurde einer bestraft. Die Quälgeister waren Söhne wohlhabender Eltern aus Verdens bester Gesellschaft.“

18.1.1933 Umzug in Verden, Stifthofstraße 23; letzte gemeinsame Wohnadresse der Familie vor der Scheidung

10.10.1933 Walter mit der Mutter in die Wohnung Verden, Große Straße 56

9.7.1934 Ankunft von Schwester Renate und Hans Förster in Haifa

19.3.1939 Nach verbüßter Gefängnisstrafe in Vechta wegen Verstoß gegen Vorschriften im Viehhandel wird der Vater Joseph als „Schutzhäftling“ und BV in das KL Sachsenhausen eingewiesen.

3.1.1940 Tod des Vaters in Sachsenhausen

Cousine Hanni Baumgarten zur Hachschara in Ahrensdorf und Ellguth; August 1940 auf dem „Paraguay-Transport“ SH 7 nach Haifa

1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa (Untergang der SS PATRIA)

Gut Winkel

Walter Goldschmidt zur Hachschara ins Gut Winkel, vermutlich 1938; 1937 ist er nicht in Gut Winkel registriert

Gut Winkel bestand als Lehrgut Schocken ab 1933 in Trägerschaft der zionistischen Jugendbünde; Lagerleiter war Martin Gerson vom Januar 1933 bis zwangsweisen Aufgabe von Gut Winkel am 19. Juni 1941; Hauswirtschaftsleiterin war seine Frau Bertel.

1938 wird die Zahl der Belegplätze mit 120 angegeben.

Im Novemberpogrom 1938 wurde Gut Winkel nicht überfallen.

8.3.1939 Flucht nach Deventer zur Einzelhachschara bei der „Vereeniging tot Vakopleiding“ in die Niederlande; er arbeitet bei Bauer Kersjes in Eibergen

Kibbuz Franeker

Der 1935 von einem Arzt aus Franeker gegründete Kibbuz der religiösen Zionisten des Misrachi „Dath we Eretz“ bestand bis zu seiner Auflösung durch eine Razzia am 3. November 1941.

Bachad, 1928 gegründete Jugendorganisation des orthodox-jüdischen Misrachi; das hebräische Akronym בָּחָ״ד BaChaD steht für Brit Chaluzim Datiim, deutsch ‚Bund religiöser Pioniere‘. Die Hachschara Organisation hieß Dath Waäretz

1.5.1940 Walter Goldschmidt zusammen mit Isidor Malz von Eibergen kommend zur Hachschara in den Kibbuz Franeker

3.11.1941 Verhaftung der Bewohner bei einer Razzia des SD auf Grund einer Verleumdung; laut SS Hauptsturmführer Ferdinand aus der Fünten, Leiter der Zentralstelle für Jüdische Auswanderung in Amsterdam, wurde ihnen unterstellt: Wirtschaftssabotage (Hamstern), unerlaubtes Verlassen des Kibbuz und Abhören von Feindsendern (BBC)

Verbringung ins Gefängnis Blokhuispoort in Leeuwarden

17.12 oder 29.12.1941 ins polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork

15.7.1942 auf dem ersten Transport aus den Niederlanden ab Hooghalen nach Auschwitz

19.8.1942 Tod von Werner Goldschmidt in Auschwitz

Gedenken

Stolpersteine für die Eltern, Walter Goldschmidt und Cousine Hanni in Verden

2022 Joods monument Kibboets Franeker Harlingerweg mit 24 Opfernamen

Quellen

Mirjam Pinkhof, De Jeugdalijah van het Paviljoen Loosdrechtsche Rade, 1998

Frans van der Straaten, Om nooit te vergeten. Herinneringen en belevenissen aan/van Palestina-Pioniers in Nederland gedurende de oorlogsjaren 1939-1945

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876816

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876347

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de876102

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/4083653

https://collections.yadvashem.org/en/documents/3655767

https://www.gfh.org.il/eng/Archive

Staatsarchiv Israel, Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Peter W. Lande,  Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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