Kroner Hans

Hans Kroner

*18.11.1912 (18.12.1916) in Zempelburg; ✡ 24.2.1980 in Stockholm

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Selig Sally Kroner *22.1.1866 in Zempelburg; ✡ 29.9.1942 in Treblinka

Heirat der Eltern 8.1.1901 in Zempelburg

Mutter Rahel Caminer *17.9.1869 in Zempelburg; ✡14.8.1939 in Schneidemühl

Geschwister

Siegbert Kroner *6.10.1901 in Zempelburg; ✡ ?

Marta Kroner *10.7.1903 in Zempelburg; ✡ nach dem 29.11.1942 in Auschwitz

Julius Jakob Kroner *27.11.1905 in Zempelburg; ✡?

Frieda Kroner *15.1.1908 in Zempelburg; ✡ vor 1944

Jenny Kroner *12.8.1910 in Zempelburg; ✡ ?; oo Goldschmidt

Adressen Zempelburg, Wilhelmstraße 15; Schneidemühl, Albrechtstraße 121; Regensburg, Weißenburg Straße 31 a

Heirat 18.9.1941 in Idingstad Zilla Ziegler *17.9.1913 in Mannheim

Kinder –

Weiterer Lebensweg

1920 Zempelburg wird polnisch; die Familie Kroner zieht unter Zurücklassung der Zigarrenfabrik und Landbesitz nach Schneidemühl

Hans Kroner nach der Volksschule auf das Gymnasium in Schneidemühl

5.8.1935 Schwester Jenny emigriert nach Palästina mit einem Arbeiterzertifikat des Hechaluz der Kategorie C/LS; die Brüder Siegbert und Julius wandern auch nach Palästina aus.

Novemberpogrom

10.11.1938 Vater Selig verhaftet

Einweisung in das KL Sachsenhausen

5.12.1938 Entlassung des Vaters aus dem KL Sachsenhausen

Febr. 1939 nach seiner Entlassung und Zwangsverkauf der Immobilie schreibt Vater Selig an seine Kinder in Palästina :

„Das Geld vom Hausverkauf habe [ich] noch immer nicht – mit Ausnahme von 1500 Mark, die ich fürs Leben hier gebrauchte. … Ich glaube, dass wenn ich Geld haben werde, dort [in Palästina] noch Zigarren machen kann, um Mama und mich zu ernähren.“

17.5.1939 Die Eltern und Martha Kroner in Schneidemühl, Thomasiusstraße 19 bei der Minderheitenzählung

14.8.1939 Tod der Mutter Rachel in Schneidemühl an einer Krebserkrankung

Beth Chaluz Regensburg

4.8.1938 Hans Kroner ins Beth Chaluz Regensburg zur Hachschara

Das Beth Chaluz in Regensburg, Weißenburgstraße 31 war ein Hachschara-Wohnheim des Hechaluz, auch „Praktikantenheim“ genannt. Es bestand zumindest seit 1936.

Zu der Hechaluz-Gruppe gehörten auch Ernst Levy aus Regensburg und Fritz Strauß aus Selters, der aber in Regensburg in der Spiegelgasse 4 wohnte.

Novemberpogrom in Regensburg

Am 9./10.11.1938 wurde auch das Beth Chaluz Regensburg überfallen.

10.11.1938 etwa 70 verhaftete jüdische Männer wurden auf dem NSKK-Gelände festgehalten und mussten vormittags „Morgensport“-Übungen machen.

10.11.1938 Es folgte der „Schandmarsch durch die Regensburger Altstadt zum Bahnhof. Auf Lastwagen wurden 65 in „Schutzhaft“ genommene Juden ins Konzentrationslager Dachau, weitere aber auch in das Regensburger Gefängnis „Augustenburg“ verbracht.

11.11.1938 wurden vier weitere über 17-jährige Männer aus dem Beth Chaluz sowie Ernst Levy aus Regensburg und Fritz Strauß aus Selters in Dachau eingewiesen.

Die Entlassung von Berthold Berkowicz, Waldemar Horn, Bernhard Rosenberg, Fritz Strauß, Hans Wertheim aus Nottuln erfolgte am 23.12.1938, bei Ernst Levy bereits am 20.11.1938.

Einzelne Chaluzim gehen in ihre Heimatorte, andere wechseln in bestehende Hachscharastätten, so Fritz Strauß in das Lehrgut Ellguth in Schlesien.

12.4.1939 Brief von Jakob Farntrog aus Regensburg:

„Diese Woche … noch gehen Oberdorfer und Springer weg (Auf die ST LOUIS). Die letzten vom Bet Chaluts anfangs kommender Woche illegal nach Erets. Die Auswanderung geht ja im großen ganzen nur langsam vonstatten“

Gemeint ist hier vermutlich der erste „Sonderhachschara“ SH 1; Chaluzim aus ganz Deutschland kamen ab Wien in einem Sammeltransport nach Jugoslawien, Einschiffung in Spalato auf einem kleinen Schiff  der SS DORA, die nach etwa 10-tägiger Fahrt unbehindert in Palästina landete; sogenannte erste Alija Beth, illegale Sonderhachschara SH1

Nach 1938 diente das Gebäude in der Weißenburgstraße 31 als jüdisches Altersheim

April 1942 Judenhaus für 82 jüdische Senioren

Flucht nach Schweden

18.9.1941 Heirat mit Zilla Ziegler in Idingstad

2.12.1944 mit Ehefrau Zilla nach Stockholm

Die Deportation der Juden aus Stettin am 13.2.1940 und Schneidemühl am 21.2.1940

13.2.1940 Deportation von 1107 Stettiner Juden nach Lublin. Die dänische Zeitung „Politiken“ berichtet am 17.2.1940:

„In den Nachtstunden des 12. zum 13. Februar wurden in Stettin sämtliche Juden abtransportiert… Zwischen 3 und 4 Uhr am Morgen des 13. Februar wurden die Juden mit Frauen und Kindern ohne Rücksicht auf ihr Alter und ihren Gesundheitszustand durch je zwei Posten der SS und der SA aus ihren Wohnungen geholt und zum Güterbahnhof Stettin gebracht, von wo aus der Abtransport nach Ostpolen in den frühen Morgenstunden des Dienstag erfolgte. Auch die Insassen der beiden jüdischen Altersheime in Stettin, ca. 82 Personen, darunter Frauen und Männer über 90 Jahre, wurden deportiert. Soweit sie nicht mehr zu gehen imstande waren, wurden sie auf Tragbahren zum Güterbahnhof gebracht… Bereits auf der Durchfahrt durch Schneidemühl – etwa 24 Stunden nach dem Abtransport – mussten die ersten Leichen aus dem Deportationszug entfernt werden. Es handelte sich zunächst um eine Frauenleiche, der später die Leichen von zwei Kindern folgten. Einige andere Personen lagen im Sterben, wie Zurufe aus den Wagenfenstern des Zuges an den Stationsvorsteher des Bahnhofs besagten.“

Februar 1940 viele Juden aus Schönlanke in das provisorische Gefängnis in Schneidemühl

21.2.1940 Verbringung von 544 Juden aus Schneidemühl in die Sammellager Leichenhalle des Friedhofs, dem Haus der jüdischen Gemeinde sowie in das Bürgergarten Restaurant „Straubel’s Tivoli“ wo sie einige Wochen festgehalten wurden

Deportation in das am 1.4.1940 neu eröffnete „Jüdische Arbeitsheim“ Radinkendorf bei Beeskow, das viele der 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl ausgewiesenen Juden aufnehmen musste.

Eine für das RSHA erstellte Liste vom 9.4.1940 beschreibt die Räumung des Bezirks Schneidemühl:

„Am 21. Februar 1940 wurden die im Regierungsbezirk Schneidemühl wohnhaften Juden im Ort Schneidemühl gesammelt und im Gemeindehaus sowie in der jüdischen Leichenhalle notdürftig untergebracht. Es handelte sich um insgesamt 544 Personen. Am 22. Februar wurden 104 Personen nach Neuendorf überführt. Von diesen kamen zum Forsteinsatz 25 Personen, in Heime und Pflegeanstalten 16 Kinder, ins Krankenhaus 3 Kinder, ins Altersheim Friedenstr. 15 Personen, ins Siechenheim Lichterfelde (Jungfernstieg 15) 2 Personen, in die Sammelpflegestelle Elsässerstrasse (Nr. 85) 3 Personen; in Neuendorf befinden sich 40 Personen. Am 27. Februar wurden mit einem Krankentransport 17 Personen in das Siechenheim Lichterfelde verbracht. Es sind davon 4 Personen verstorben. Am 11. März wurden 165 Personen in das Durchgangslager Glowno b/Posen abtransportiert. Diese wurden am 2.4. und 6.4. aus Glowno entlassen, und zwar nach Neuendorf 65 Personen, nach Radinkendorf 45 Personen, in ein Heim in Bielefeld 38 Personen, in das Altersheim Friedenstrasse 7 Personen, in das Siechenheim Berlin-Lichterfelde 4 Personen, in Pflegestellen Berlin 2 Kinder, in Glowno verstorben 3 Personen, im Krankenhaus Posen verblieben 1 Person. Aus Schneidemühl sind am 4. April 49 Personen verbracht worden, und zwar sind 22 Kinder in Heime und Pflegestellen in Berlin, 27 Erwachsene nach Radinkendorf gekommen. Zur Einzelentlassung kamen (vor allem ins Krankenhaus) 6 Personen, in Schneidemühl verstorben sind 4 Personen. Es befinden sich noch in Schneidemühl 199 Personen.“

Im Transport vom 3.4. aus Frankfurt/Oder befand sich ebenfalls eine große Zahl von Schneidemühler Juden, die im Landwerk Neuendorf oder weiteren Forst- und Ernteeinsatzlagern untergebracht gewesen waren

13.4.1942 die zur Deportation eingeteilten Menschen aus 60 Orten des Regierungsbezirks Potsdam über den Bahnhof Moabit in das Sammellager der Berliner Synagoge Levetzowstraße. Fast ein Drittel von ihnen war zuvor im „Jüdischen Arbeitsheim“ Radinkendorf untergebracht.

Das Jüdische Siechenheim Jungfernstieg 1939 – 1941

Schon bald beherbergt das Jüdisches Siechenheim am Jungfernstieg nicht nur älterer Mitbewohner*innen Berlins, sondern dient der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland auch zur Unterbringung der aus anderen Gebieten und Städten ausgewiesenen Jüdinnen und Juden. So kommen von Februar bis Mai 1940 rund 40 vorher in Schneidemühl (Westpreußen) inhaftierte Menschen in den Jungfernstieg.

Allein am 27. Februar werden 17 Personen mit einem Krankentransport aus Schneidemühl in das Siechenheim überführt.

Zum Ende des Jahres muss das Siechenheim im Dezember 1941 auf Anweisung des RSHA geräumt werden. Bereits im November 1941 finden sich die ersten Namen von Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen des Heims auf den Deportationslisten der Gestapo.

Die übrigen rund 80 Insassen wie auch Vater Selig werden zum größten Teil im Altenheim in der Elsässer Straße 85 aufgenommen.

29.7.1942 Selig Kroner mit vielen Senioren aus dem Pflegeheim auf dem 32. Alterstransport I/32 von Berlin nach Theresienstadt

29.9.1942 Vater Selig Kroner auf dem Transport B s von Theresienstadt nach Treblinka

Berlin – Auschwitz

29.11.1942 Schwester Martha Kroner auf dem 23. Osttransport von Berlin nach Auschwitz

Gedenken

Stolpersteine in Berlin Moabit, Thomasiusstraße für den Vater Selig und die Schwester Martha

Quellen

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130429410

https://www.heimatforschung-regensburg.de/2485/1/1063113_DTL1773.pdf

https://www.stolpersteine-berlin.de/de/thomasiusstrasse/19/selig-sally-kroner

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127200261

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/7456410

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70372024

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5007143

https://www.stolpersteine-berlin.de/de/thomasiusstrasse/19/martha-kroner

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.myheritage.de

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/12

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert