
Brocha Liba Bertha Lexandrowitz
*10.4.1905 in Warklau/Warkland/ Werklania, Lettland; ✡ nach 1941 in Polen
Staatsangehörigkeit deutsch; staatenlos
Religion jüdisch
Vater Abraham Lexandrowitz*15.11.1874 in Warklan; ✡ 5.4.1916 in Lübeck
Mutter Chaia Reiza Hapetat (?) *10.3.1879 in Birsch; ✡ 19.1.1935 in Lübeck
Geschwister
Martha Muschia Malke Lexandrowitz *10.8.1903 in Warkland; ✡23.7.1973; oo Doum
Rosa Lexandrowitz *5.7.1907 in Lübeck
Dora Lexandrowitz *30.12.1908 in Lübeck; 1942 in Riga Jungfernhof
Baruch Leib Lexandrowitz *6.12.1910 in Lübeck
Efraim Lexandrowitz *22.12.1915 in Lübeck
Cousin/en ?
Frieda Lexandowitsch *12.7.1884 in Lübeck; ✡2.3.1960 in Lübeck; oo Willi Schulz
Beruf Buchhalterin, Kontoristin
Adressen Warklan; Lübeck, Depenau 23, Marlesgrube 50; Spreenhagen; Neuendorf
Heirat ledig
Kinder keine
Weiterer Lebensweg
März 1906 Einreise der Familie Lexandrowitz nach Lübeck
Bruder Efraim für viele Jahre Jeschiwa-Schüler in Telsiai; keine weiteren Daten
Alija von Bruder Baruch nach Palästina
5.9.1935 Passausstellung in Lübeck
August 1938- Februar 1939 in Lübeck, Beckergrube 39
17.5.1939 Bertha Lexandrowitz in Lübeck, Marlesgrube 50 mit Schwester Dora
11.7.1939 Schwester Martha Doum emigriert mit beiden Söhnen Adolf Abraham (*6.7.1925) und Rolf Reuben Doum (*14.2.1929) nach Shanghai
29.8.1940 Bertha L. ins Lehrgut Schocken auch Gut Winkel, Spreenhagen; dort arbeitet sie bis zur Auflösung des Lehrgutes im Juni 1941 als Buchhalterin für den Betriebsleiter Martin Gerson

Martin Gerson (auf dem Foto unten rechts) war mit Ehefrau Beila als Wirtschaftsleiterin Doppelspitze des Lehrgut Schocken Gut Winkel bei Spreenhagen,
Martin Gerson Inspektor der Reichsvertretung der deutschen Juden RVJD für alle Hachschara-Zentren in Deutschland
August 1939 Rundreise von Gerson durch die deutschen Hachscharazentren mit zwei Schlichim (Abgesandten aus Palästina), um für eine Alija auf einem bereits gecharterten Schiff zu werben
Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk selbst arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.
19.6. 1941 Aufgabe von Gut Winkel
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der noch bestehenden Hachschara-Lager; Umbenennungen in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Landwerk Neuendorf
1932 Gründung als Hachschara-Lehrgut auf dem Gut Neuendorf in Brandenburg; Besitzer Hermann Müller, US-Citizen; Trägerverein war die Jüdische Arbeitshilfe e. V. (Landwerk Neuendorf) in Berlin, Ungefähr 1200 Chawerim wurden zwischen 1932 und 1938 ausgebildet. Leiter des Landwerks von Beginn 1932 bis zum Novemberpogrom 1938 war Alexander Moch (1893–1977).
Im Novemberpogrom wurden 28 männliche Angestellte und Chaluzim im KL Sachsenhausen interniert: Moch besorgte in England 150 Ausreisevisa, mit denen er die Gefangenen aus der Haft auslösen konnte.
Landwerk Neuendorf – Ghetto Warschau
20.6.1941 Gerson mit Frau und beiden Töchtern ins Landwerk Neuendorf im Sande; Gerson übernimmt die Betriebsleitung
Juni 1941 Berta Lexandrowitz geht ebenfalls ins Landwerk Neuendorf im Sande
2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in das Sammellager, eine große Turnhalle am Leipziger Platz in Frankfurt/Oder
3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau
März 1942 und April 1943 wurden die noch in Neuendorf Verbliebenen gruppenweise deportiert.
Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942
„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“
Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.
3.4.1942 Deportation auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht; Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, verzeichnete in seinem Tagebucheintrag vom 5.4.42: „Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“

Lübeck – Riga Jungfernhof
Zusammen mit 750 Hamburger Juden sollten 44 Juden aus Lüneburg, 136 aus Kiel und Lübeck und 75 aus Danzig deportiert werden, insgesamt wurden 974 jüdische Menschen verschleppt

6.12.1941 Schwester Dora von Lübeck über Oldesloe mit dem Hamburger Transport nach Riga
10. 12.1941 Ankunft in Riga Skirotawa; Fußmarsch ins Lager Jungfernhof

1946 Suchanzeige von B. A. Alexander/Baruch Lexandrowitz, Tel Aviv nach seinen Geschwistern Brocha, Dora und Efraim
Gedenken
11.3.1957 Page of Testimony für Bracha Lexandrowitz von Schwester Malka Doumer
Quellen
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11245064
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11207092
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/86347055
https://apps.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de914939
https://apps.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de914940
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411206.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt13.jpg
BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)
Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019
Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996
Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010, Hartung Gorre Verlag
https://www.mappingthelives.org
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316
Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten