Helga Pukacz verh. Baumhorn
*7.3.1922 in Berlin; Tod in Jerusalem
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Siegmund Pukacz *12.7.1896 in Miloslaw; Techniker; +12.12.1942 Auschwitz
Mutter Emma Kaphan *13.1.1895 in Posen; +Juli 1940 Bernburg Tötungsanstalt
2.Ehe des Vaters mit Scheindel Krischer *1902 in Görlitz; + 1942 in Auschwitz
Stiefschwester Sonja Better
Cousin Günter Pukacz *28.1.1921 in Meseritz; ✡ 1943/44 in Auschwitz
Beruf Haushilfe
Adressen Berlin; Paderborn; Jerusalem
Heirat Paul Baumhorn *1905; +1980
Kinder
Sohn Baumhorn oo Oz;
Enkel Gilad Oz
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 in Pankow bei Minderheiten-Volkszählung
23.8.1939 aus Berlin ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
10.7.1940 Mutter Erna von der Heil- und Pflegeanstalt Berlin Buch, Wittenauer Heilstätten zur Ermordung in die Tötungsanstalt Bernburg („T4-Euthanasie“)
12.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
30.8.1940 mit einer Gruppe von 29 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
Zwei bis drei Wochen in Wien, in einer jüdischen Schule
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS. Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS
7.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz an: “ P/c Kiwy (friend) Ceukot Ps“
zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Weiteres Schicksal der Familie
9.12.1942 Vater und Stiefmutter auf Transport 24 von Berlin nach Auschwitz
19.-28.5.1989 Besuch in Paderborn einer Gruppe Paderborner Chawerim auf Einladung der Stadt
Tod in Jerusalem
Gedenken
29.4.1993 Pages of Testimony für Scheindel und Siegmund Pukacz von Sonja Better
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Manfred de Vries, Mauritius – Insel des Lebens, BtJ-Magazin, April 2019
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136304
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136443
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136338
https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/127207580?s=Pukacz&t=228860&p=5
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=13601430&ind=1
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1308535&ind=1
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=4126291&ind=2
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9969640
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561