Pukacz Günter

 Günter Pukacz

*28.1.1921 in Meseritz; ✡  1943/44 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Friedrich Moritz Pukacz *2.11.1888; ✡ 1932

Mutter ?

(Erna Hanff geb. Mendel verw. Pukacz *20.9.1898 in Osche; 3.3.1943 in Auschwitz)

(Erna Pukacz geb. Kaphan *13.1.1895 in Posen; Juli 1940 in der T4-Euthanasie-Tötungsanstalt Brandenburg/Havel)

Onkel Siegmund Pukacz *12.7.1896 in Miloslaw; oo Scheindel Krischer; Tochter Sonja

Cousine Helga Pukacz * 7.3.1922 in Berlin; Tod in Jerusalem; oo Baumhorn

Großmutter Helene Lene Kaphan *13.1.1864 in Breschen, Polen; ✡  8.8.1936 in Berlin

Schwester Lieselotte Pukacz *23.6.1923 in Schwerin; oo Goldstein

Beruf Arbeiter

Adressen Meseritz; Alt-Schermbeck; Berlin, Treskowstraße 20 bei Goldstein, seiner Schwester

Heirat

Kinder

Die Hachschara Bewegung

In den ersten acht Jahren der Nazi-Diktatur bis zum Beginn des Russland-Feldzuges 1941 wurden Auswanderungsaktivitäten jüdischer Organisationen nicht nur geduldet, sondern sogar gefordert.

Am 25. August 1933 wurde nach dreimonatigen Verhandlungen zwischen der Jewish Agency, der Zionistischen Vereinigung für Deutschland und dem deutschen Reichsministerium für Wirtschaft zur Erleichterung der Emigration und Förderung des deutschen Exports eine entsprechende Vereinbarung geschlossen.

Im gesamten „Deutschen Reich“ entstanden überwiegend landwirtschaftliche Ausbildungsstätten für jüdische Mädchen und Jungen, sogenannte Hachschara-Stätten (Hachschara hebräisch für Ertüchtigung).

So bestanden 1935 31 Hachschara-Lehrbetriebe für Landwirtschaft und Gärtnerei in Deutschland, in denen sich die „Chaluzim“ (hebräisch für Pioniere) durch Erlernen eines landwirtschaftlichen Berufs für ihre Auswanderung nach Palästina (Alija) vorbereiteten.

Der entsprechende Nachweis durch die jüdische Dachorganisation Hechaluz bildete die Voraussetzung für die Ausstellung eines Einreisevisums durch die britischen Behörden auf der Basis eines sogenannten „Arbeiterzertifikats der Kategorie C“. Von den ab 1933 nach Palästina auswandernden deutschen Juden gehörten „etwa 36 % zur »Mittelstandseinwanderung«, über das Kapitalisten-Zertifikat (Kategorie A), die 1000 Palästina Pfund mitbringen mussten. Etwa 32 % der Einwanderer waren Arbeiter der Kategorie C.

Zwischen 1933 und 1938 konnten mehr als 18.000 jüdische Jugendliche aus Deutschland emigrieren, überwiegend zur Alija nach Palästina. Das war etwa jeder vierte aus der Generation der 6- bis 25-jährigen.

Haus Berta am Freudenberg bei Alt-Schermbeck

Auf Betreiben von Leo Gompertz, Vorsitzender der RjF-Ortsgruppe Gelsenkirchen entstand 1934 auf dem Heide und Waldgelände des Julius Goldschmidt ein Jugend-und Ferienheim, Haus Berta, benannt nach der Mutter des Julius Goldschmidt. Die feierliche Eröffnung fand am 24.8.1934 im Beisein von reichsweiter RjF- und Rabbinats-Prominenz statt. Heimleiter wurde Dr. jur. Willi Stern, 1933 von den Nazis außer Dienst gestellter Amtsgerichtsrat aus Recklinghausen. Madrich für das erste Landsommerhalbjahr 1935 war Heinz Kahn (HaKa)aus Eschwege.

Die geistliche Betreuung übernahm der zuständige Bezirksrabbiner Dr. Selig Auerbach aus Recklinghausen. Das Ehepaar Leo und Rosa Auerbach war für die Hauswirtschaft zuständig, Ruth Stamm für den Jugendsport und die Gymnastik. Die vom Hamburger Oberrabbiner Dr. Carlebach empfohlene Edith Möller aus Hamburg-Altona führte die streng koschere Küche.

Vom 10.5.-31.10.1935 fand das bereits an einer Hachschara ausgerichteten erste Landhalbjahr statt; Madrich war Heinz Kahn (HaKa) aus Eschwege.

Als vermutlich bewusste Provokation wurde Haus Berta 1937 während eines wie immer besonders festlich begangenen Freitagabend-Gottesdienst zum jüdischen Schabbat von der Gestapo geschlossen.

Aus dem Lagebericht von 1937 der Staatspolizeidienststelle für den Regierungsbezirk Münster:

„Die polizeiliche Schließung des jüdischen Ferienhauses (…) hat nach dem vorliegenden Bericht des Landrats in Recklinghausen in der Bevölkerung lebhafte Befriedigung ausgelöst.“

Weiterer Lebensweg

1934/35 in das Ferienheim/ Umschichtungslager „Haus Berta“ am Freudenberg bei Alt-Schermbeck in Trägerschaft des Reichsbund jüdischer Frontsoldaten RjF

10.5.-31.10.1935 Günter Pukacz Teilnehmer des Ersten Landhalbjahr in „Haus Berta“

17.5.1939 Günter Pukacz alleinstehend in Berlin Mitte bei Minderheiten-Volkszählung

9.12.1942 Onkel Siegmund und Tante Scheindel Pukacz auf dem 24. Osttransport mit 1061 gelisteten Juden von Berlin in das KL Auschwitz

1943 wohnt er in Berlin Berlin, Treskowstraße 20 bei Goldstein, seiner Schwester Liesel; deren Schicksal ist ungewiss

2.3.1943 Günther Pukacz in der Fabrikaktion auf Transport 32 bon Berlin nach Auschwitz

Tod in Auschwitz

Gedenken

29.4.1999 Pages of Testimony von Cousine Sonja Better für ihre Eltern

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136448

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1067006

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136304

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1136338

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1168904

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212471

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127207580

https://archive.org/details/leogompertzcolle01gomp/page/n59/mode/1up?view=theater

http://www.holstina.de/history/hausberta.html

https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-345341#id20

http://www.dorsten-unterm-hakenkreuz.de/2012/05/28/haus-bertha-am-freudenberg-ein-lichtblick-und-kurzer-hoffnungsstrahl-fur-bedrangte-judische-kinder-aus-dem-reich-den-willen-zum-uberleben-gestarkt/

https://www.schermbeck-grenzenlos.de/index.php/aktuelles/2-uncategorised/17069-auf-den-spuren-der-geschichte-von-haus-berta

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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