Hart Edith

Edith Rothschild

*5.1.1903 in Hannover; + nach dem 4.3.1942 in Polen

Staatsangehörigkeit Deutsch; (polnisch durch Eheschließung?)

Religion jüdisch

Vater Adolf Rothschild *23.12.1876 in Rodenberg; Bankier; +10.12.1940 Suizid in Sachsenhausen

Heirat der Eltern 11.3.1902 in Hannover

Mutter Ida Leeser *13.6.1873 in Hannover; +29.1.1943 in Theresienstadt

Geschwister

Helmut *9.11.1911 in Stuttgart; +10.6.1925 in Magdeburg

Beruf

Adressen Hannover; Stuttgart; Magdeburg, Rotenseer Straße 27, Tränsberg 38, Gitschiner Str. 9, Mittelstraße 54 und 48; Paderborn;

Heirat 21.4.1929 in Weipert, Kaaden, Böhmen mit Hermann Hersch Hart *25.11.1898 in Sienawa; + 23.3.1942 Tötungsanstalt Bernburg

Kinder

Pia Hart *4.9.1929 in Magdeburg; Kindertransport; 1941 USA; oo Willard Westermann

Bernhardine Hart *10.9.1933 in Magdeburg; Kindertransport; Flucht nach England

Weiterer Lebensweg

1920 Umzug der Familie von Stuttgart nach Magdeburg

Tochter Pia berichtet von ihrer Kindheit in Magdeburg:

„Wir hatten eine große Bibliothek, und meine Mutter unterrichtete mich beim Englischlernen. Ich wurde auch in verschiedenen Sportarten unterrichtet und von meiner Großmutter, Frau Rothschild, die eine begabte Musikerin und Komponistin mehrerer Lieder war, in Musik unterrichtet. Meine Großeltern, Herr und Frau Rothschild, hatten ein Landhaus, wo wir viele Wochenenden und Ferien verbrachten. In unseren Sommerferien verbrachten wir immer einen Monat im Harz. Seit ich denken kann, haben wir das jedes Jahr gemacht.“

1938 Vater Adolf als Zwangsarbeiter im Straßenbau eingesetzt

14.7.1938 Vater Adolf im Rahmen der Aktion „Arbeitsscheu“ als ASR-Häftling in Buchenwald

14.4.1939 Entlassung des Vaters aus Buchenwald

27.10.1938 Verhaftet mit Ehemann Hermann in der 1. Polenaktion in Magdeburg

28.10.1938 Abschiebung nach Zbaszyn

11.-13.1.1939 Die Töchter entkommen mit einem Kindertransport nach Brüssel

17.5.1939 beide Eltern in Magdeburg bei Minderheiten-Volkszählung

17.5.1939 Ehepaar Hart nicht erfasst bei Minderheiten-Volkszählung

Sommer 1939 Rückkehr nach Magdeburg

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86

29.8.1939 mit der Ehefrau aus Magdeburg ins Lager Paderborn; am selben Tag meldet sich auch das Ehepaar Eiger in Paderborn an

1.9.1939 Überfall der Wehrmacht auf Polen; alle polnischen Staatsbürger werden zu Staatsfeinden erklärt

10.9.1939 Hermann Hart mit Marcus Eiger verhaftet im Lager Grüner Weg im Rahmen der 2. Polenaktion

3.2.1940 Internierung von Ehemann Hermann im KL Sachsenhausen

27.12.-7.1.1940 Tochter Pia auf der SS EXETER von Lissabon nach New York

Kontakt- und Zieladresse sowie Finanzier der Passage Alfred Wolff in Chicago, vermutlich ein Freund der Familie, nicht verwandt

10.12.1940 Vater Adolf geht nach erneuter Internierung im KL Sachsenhausen in den elektrisch geladenen Zaun.

Mithäftling Emil Büge berichtet über den Tod: Adolf Rothschild

„läuft neben unserem Büro in den Draht, Posten schiesst, trifft ihn aber schlecht und so vergehen mehr als zehn Minuten, bis er tot ist. Wir von der politischen Abteilung stehen dabei in drei Meter Entfernung und sehen zu, wie der arme Mensch sich hin und her windet, wie er tiefe Schreie ausstößt, bis er ausgelitten hat.“

12.12.1940 Kultusgemeinde Magdeburg bereits informiert über den Tod des Vaters

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

5.7.1941 angeordnete Um­be­nen­nung „Jü­di­sche Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

25.7.1941 Edith Hart wechselt von Paderborn nach Kersdorf, Briesen (ab August Forsteinsatzlager); zusammen mit Alice Eiger, deren Mann auch in der 2. Polenaktion in Paderborn verhaftet und nach Sachsenhausen deportiert wurde; sie arbeiten im Jüdischen Forsteinsatzlager Kersdorf/Briesen und in der Briesener Batteriefabrik „Zeiler“.

7.8.1941 Hermann Hart aus Sachsenhausen in das KL Ravensbrück verlegt. Hier finden im November und Dezember 1941 „Begutachtungen“ durch eine Ärztekommission im Rahmen der Aktion Häftlingseuthanasie 14f13

24.11.1941 in Paderborn, Grunigerstraße

29.11.1941 im Lager Schönfelde bei Fürstenwalde/Spree

3.4.1942 Edith auf dem Transport „Welle I“ Berlin- Frankfurt/Oder ins Ghetto Warschau;

3.4.1942 Welle I Frankurt/Oder aus Jakobsdorf Forsteinsatzlager „abgeschoben“ ins Ghetto Warschau; in Frankfurt/Oder wurden ca. 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin, sowie mehr als 60 im Landwerk Neuendorf an den Transport Berlin -> Warschau angeschlossen

23.3.1942 Tod von Ehemann Hermann in der Tötungsanstalt Bernburg

Transportliste XX/3

1./2.12.1942 Mutter Ida mit Transport XX/3 von Magdeburg nach Theresienstadt

29.1.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt

Beide Kinder überleben; Pia nach Flucht über Paris, Barcelona, Lissabon im Januar 1941 nach Chicago; Bernhardine flieht mit den Pflegeeltern nach England, kehrt später nach Belgien zurück

Gedenken

14.4.1957 Page of Testimony für Herrmann Hart von seinem Verwandten Hirsh Hart

26.9.2022 Stolpersteine für Bernhardine, Edith, Pia und Hermann Hart in Magdeburg Mittelstraße 48

Stolpersteine für die Eltern Rothschild in Magdeburg, Schenkendorfstraße 12

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en833449

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/en833467

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot12.html

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Emil Büge, 1470 KZ-Geheimnisse, Metropol Verlag 2010

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

Stadt Magdeburg, Wir erinnern an Familie Hart, 2022; Link: https://www.magdeburg.de/Start/B%C3%BCrger-Stadt/System/Volltextsuche-SOLR/index.php?La=1&NavID=37.871&object=med,37.54604.1.PDF

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/11234869?s=Hart%201903&t=2575200&p=0

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/5117944?s=Rothschild%201873&t=2547208&p=0

https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=320861&ind=1

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6519); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_brb1.html

https://www.holocaust.cz/de/datenbank-der-digitalisierten-dokumenten/dokument/93517-rotschild-ida-todesfallanzeige-ghetto-theresienstadt/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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