Nelly Grünberger geb. Hecht
*29.4.1906 in Königshütte; ✡April 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Religion jüdisch
Vater Pinchas Paul Hecht *19.12.1870 in Pszczyna; ✡ 14.1937 in Dachau
Mutter Esther Ernestine Blumenthal *22.3.1873 in Bismarckhütte; ✡ 20.2.1943 in Theresienstadt
Geschwister
Helene Leja Hecht*1896 in Gleiwitz; älteste Schwester; Überlebende; oo Krömer
Johanna Hecht *2.8.1898 in Kattowitz; ✡21.5.1944 in Auschwitz oo Kohn
Miriam Hecht *ca 1900 in Königshütte; ✡ ?
Fanny Hecht *1903 in Königshütte; ✡ in Theresienstadt; Auschwitz; oo Schlesinger
Herta Hecht *1904 in Königshütte; ✡ in Auschwitz; oo Mischkowsky
Henny Hecht * 1915 in Königshütte
Beruf landwirtschaftliche Praktikantin
Adressen Königshütte; Halle/Saale; Berlin; Neuendorf; Hangelsberg
Heirat Aug. 1935 in Halle/Saale Ernst Grünberger *25.2.1899 in Zabrze (1915-45 Hindenburg); ✡ 1945 auf einem Todesmarsch
Kinder –
Weiterer Lebensweg
14.1937 Vater Pinchas stirbt infolge eines Schlages mit dem Gewehrkolben auf den Kopf in Dachau
Juli 1942 Mutter Esther auf der Liste der Alterstransporte 25-29 (I/26 – I/30) nach Theresienstadt (insgesamt 514 Namen), 20.07.1942 – 24.07.1942
11.12.1942 Schwester Johanna Cohn Transport XVIII/4, Nr. 158 von Oppeln -> Theresienstadt
20.2.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt
18.5.1944 Schwester Johanna Cohn Transport Eb, Nr. 1416 Theresienstadt -> Auschwitz
21.5.1944 Tod der Schwester Johanna Cohn in Auschwitz
Ernst Grünberger im 1. WK
Ernst Grünberger Musketier des 1. Kompagnie des Infanterieregiments 157, vermißt und in Gefangenschaft gemeldet
Preußische Verlustlisten vom 19.9.1914, 17.5.1918, 28.11.1918, 2.1.1919;
Ernst Grünberger arbeitet in Halle/Saale als Kaufmann
Hachschara
Ehepaar Grünberger zur Hachschara ins Umschulungslager Landwerk Neuendorf
30.4.1940 sechs Juden werden aus Neuendorf verlegt ins Umschulungslager Gut Wulkow In Hangelsberg/Spree; Ernst zunächst als stellvertr. Lagerleiter
31.10.1940 schreibt Ernst G. eine Abrechnung als stellvertr. Lagerleiter
Lagerleiter und Kolonnenführer ist Ernst Grünberger
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
Schreiben der RVJD Berlin zur Umorganisation der Hachscharalager
Juli -September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Gut Winkel, Havelberg; zumeist Verlegungen in das Lehrgut Neuendorf im Sande und Paderborn;
20.3.1942 der Forstmeister in Hangelsberg richtet ein Protestschreiben an den Landforstmeister gegen den angeordneten Abzug der jüdischen Waldarbeiter
2.4.1942 Verhaftung von 62 Bewohnern des Landwerks Neuendorf, besonders der älteren, staatenlosen oder zuvor bei der Gestapo auffällig gewordenen; Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder, wo noch 100 Juden aus den Forst- und Ernteeinsatzlagern in Beerfelde, Hangelsberg, Hasenfelde, Jakobsdorf, Kaisermühl, Kersdorf, Pillgram, Schönfelde und Treplin hinzustoßen. Die älteren Deportierten sind zumeist 1940 aus dem Regierungsbezirk Schneidemühl nach Neuendorf, Pillgram, Treplin und anderen Lagern verbracht worden.
3.4.1942 Deportation von 10 Juden aus Hangelsberg auf dem XII. Transport von Berlin ins Ghetto Warschau; Abfahrt aus Frankfurt/Oder um Mitternacht
Clara Grunwald schreibt in einem Brief vom 3.4.1942
„Ich muss dir etwas sehr trauriges mitteilen: einige 60 Menschen, ein knappes Drittel haben gestern fortfahren müssen und werden heute Charfreitag , um Mitternacht, nach Polen verladen..“
5.4.42 Adam Czerniaków, Vorsitzender des Warschauer Judenrats, hält in seinem Tagebuch fest:
„Um 8 trafen 1025 Deportierte aus Berlin ein.“
18.2.1943 noch 10 Juden im Forsteinsatzlager Hangelsberg registriert
April 1943 endgültige Auflösung des Forsteinsatzlager Hangelsberg zusammen mit dem Hauptlager Neuendorf; Verhaftung von Ernst und Netty Grünberger mit den letzten 7 jüdischen Zwangsarbeitern aus dem Forsteinsatzlager Hangelsberg
10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße 26; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)
19.4.1943 Chawerim aus 10 jüdischen Einsatzlagern, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde auf dem 37. Osttransport von Berlin nach Auschwitz (Fabrikaktion)
Esther Bejarano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diese mehrere Tage dauernde Fahrt in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.
20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Ernst Grünberger wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Auschwitz-Häftlingsnummer ?;
Tod von Ernst Grünberger auf dem Todesmarsch 1945, da er wegen Erschöpfung zurückblieb und durch Genickschuss durch die SS-Begleitwachen ermordet wurde.
Tod von Netty Grünberger vor dem 8.5.1945, Ort und Datum unbekannt
Gedenken
18.11.1979 Pages of Testimony für Nelly und Ernst Grünberger sowie ihre Eltern Pinchas und Esther Hecht von Schwester Leja Helene Kroemer Hecht
2.10.2013 Stolpersteine für Ernst und Nelly Grünberger in Halle, Kleine Ulrichstraße 31
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5185279
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_ber_ot12.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt7.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420403_Frankfurt8.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185319
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185325
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185327
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5185317
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127212893
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/11235073
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/5041714
Preußische Verlustlisten vom 19.9.1914, 17.5.1918, 28.11.1918, 2.1.1919; Seiten 260, 23443, 27956, 28882
Mandat zur Einbürgerung in Palästina
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1063072
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879916
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de879905
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1063059
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de992224
Czerniaków, A. Im Warschauer Getto, München 1986
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de
Peter W. Lande, Jewish „Training“ Centers in Germany, Manuskript von 1978 im Bestand des Centers for Jewish History
https://digipres.cjh.org/delivery/DeliveryManagerServlet?dps_pid=FL4311316