Furman Dawid

Dawid „Dodik“ Furmann/Pur/Fur

*20.10.1924 in Siauliai/Schaulen, Litauen; ✡ 4.7.2012 im Kibbuz Netzer Sereni

Staatsangehörigkeit Litauen; staatenlos; Israel

Religion jüdisch

Vater Avi Nachum Ben David Furmann *1890 in Moskau; ✡ Juli 1941 in Schaulen

Mutter Anna Rogalin *1894 in Schaulen; ✡ 20.1.1984 im Kibbuz Netzer Sereni

Geschwister

Jesha Jakob Furmann *16.4.1916 in Moskau; ✡14.6.2017 in Siauliai

Ira Furmann*18.5.1922 in Siauliai, Litauen; ✡25.10.2006 in Paris

Beruf Kibbuz- Sekretär, Lehrer und Erzieher

Adressen Siauliai/Schaulen; Tel Aviv; Philadelphia; Netzer Sereni;

Heirat 17.12.1945 im DP-Damp Feldafing mit Sophie Manela

Kinder

Nahum Pur *19.9.1950; oo Dvorah Unger, Tochter von Eva Warburg und Naftali Unger

Hagit Pur *10.10.1953; oo Mass; USA

Weiterer Lebensweg

Die Eltern ziehen mit der Familie der Mutter nach der Oktoberrevolution 1917 in das im 1. Weltkrieg zu 85 % zerstörte Siauliai/Schaulen

Besuch des jüdisches Kindergartens, der Volksschule und des Jüdischen Gymnasium der Tarbut-Organisation; Abitursprüfung auf Litauisch

Mitglied der zionistischen Jugendorganisation „Netzach“ (Der Kibbuz Afikim entstand aus dieser Organisation)

Das Ghetto Schaulen

1939 jede vierte von 32.000 Bewohner in Schaulen war Jude; es gab reges jüdisches Leben

3.8.1940 Die kommunistische Regierung Litauens erklärt den Beitritt zur Sowjetunion

Bruder Jesha kommt aus Paris nach Litauen zurück und tritt der KP bei

David schließt sich der zionistischen sozialistischen Jugendbewegung im Untergrund an.

22.6.1941 Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion

26. 6.1941 Schaulen von Truppen der Wehrmacht besetzt; 1000 Juden fliehen in die UdSSR, auch Bruder Jesha, er tritt in die 16. litauische Division der Roten Armee ein

Die Familie Furman begibt sich auf einen Flüchtlingstreck; die Familie wird gefangen genommen und in das Gefängnis , ‚Yadi Roita Torma‘ – ‚Das Rote Gefängnis‘  in Schaulen gebracht. Die Frauen werden wegen Überfüllung freigelassen.

Juli/August 1941 Mit etwa 30 jungen Männern kommt David in einer Sonderzelle , um Gruben in einem Wald bei Schaulen zu graben. Nach Abschluss sollen alle erschossen werden, was aber im letzten Moment durch einen SS-Offizier verhindert wird. (Nach dem Krieg wird er zwei litauische Täter für ein US-Bundesgericht identifizieren)

Juli und August 1941 Massenerschießungen durch die Einsatzgruppe A und Litauer von über 2.000 Juden in Gruben bei Bubiai und im Wald von Kužiai, so auch sein Vater Nachum

1000 jüdische Einwohner werden nach Žagarė verschleppt.

15.8. 1941 Abschließung des Ghetto Schaulen in den zwei Stadtbezirken Kaukazas und Trakai

Die im Gefängnis von Schaulen einsitzenden Männer werden freigelassen; im Ghetto Trakai lebt David dann mit Mutter und Schwester in einem Zimmer.

Ab September 1941 Einsatz der Ghetto-Juden zur Zwangsarbeit im ABA 89 Armee-Bekleidungsamt, beim Bau des Flughafens von Zokniai, beim Torfstechen, in den Waffenarsenalen von Linkaičiai, in Ziegeleien und Kalksteinbrüchen der Umgebung sowie in Gerbereien und Leinwandfabriken in Šiauliai

David arbeitet in einer Bürstenfabrik

David Pur aktiv in einer Zelle der zionistischen Widerstandsorganisation im Ghetto

1000 Juden aus den umliegenden Orten kommen in die Ghettos der Stadt

Dezember 1941 über 4.500 Juden im Ghetto registriert

1941 Bruder Jakob als Offizier der 16. Litauischen Division der „Roten Armee“ verwundet

September 1943 Umwandlung des Ghetto in das KL Schaulen unter SS-Verwaltung als Außenlager des KL Kauen

5.11.1943 Selektion und Deportation von 574 Kinder sowie alten und behinderten Ghettobewohner in Vernichtungslager; bei dieser Aktion war David auf Außenarbeit

Schaulen 1944, Ghetto-Juden auf dem Weg zur Zwangsarbeit

Winter 1943/44 Auflösung des kleineren Ghetto Kaukazas, die Bewohner kommen in den Teil Trakai

David kommt ins Ghetto-Hospital mit Phlebitis und Lungenembolie

Juli 1944 Auflösung der KL Schauen und Kaunas

Der Vorstoß der Roten Armee in Litauen

20.7.1944 Beginn des direkten Vorstoß der Roten Armee auf Schaulen

22.7.1944 die sowjetischen Truppen besetzen die Stadt Ponewiesch

27.7.1944 Einnahme von Dünaburg

28.7.1944 Einnahme von Schaulen durch die sowjetische 51. Armee

1.8.1944 Aufgabe von Kaunas durch die 3. Panzerarmee der Wehrmacht

Juli 1944 Auflösung der KL Schauen und Kaunas

Juli 1944 Bahntransporte aus den Ghettos Schaulen und Kaunas in das KL Stutthof

21.7.1944 Ankunft der Männer auf LKW aus Schaulen und Kaunas im KL Stutthof

26.7.1944 Ankunft der Frauen und Kinder aus Schaulen und Kaunas im KL Stutthof

Transport der Frauen mit Kindern aus Schaulen und Kaunas in das KL Auschwitz

Mutter und Schwester überleben in Stutthof; Befreiung durch die Rote Armee, Rückkehr nach Schaulen; später Bricha nach Paris

David Fuhrmann aus Schaulen über Kauen, Stutthof, Dachau-Kaufering

18.8.1944 Ankunft der jüdischen Männer aus Schaulen im KL Dachau; Häftlingsnummer 91977

8 Monate Zwangsarbeit im Lagerkomplex Kaufering, Dachau-Außenlager in Utting

Die beiden Außenlager Kaufering – Utting waren das fünfte und zehnte der insgesamt elf Lager des Außenlagerkomplexes Kaufering, des größten Komplexes der 169 Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Das frühere Außenlager Kaufering V – Utting wurde spätestens im Spätsommer 1944 errichtet

Zuletzt noch auf dem Todesmarsch

2.Mai 1945 in Landsberg /Kaufering von der US-Army befreit

Dawid Furman für 2 Wochen im Lazarett St. Ottilien, Landsberg, Germany; Soldaten der Jewish Brigade treffen ein u.a. Naftalie Unger (später der Schwiegervater des Sohnes Nahum); es gibt ein Foto von diesem Treffen mit Unger

Dawid Furman interniert im DP Camp Feldafing; Aufbau der NOHAM-Bewegung

25.7.1945 David Pur Mitorganisator der Konferenz von 94 Vertretern der Kibbuz-Gruppen aus den einzelnen DP-Lagern  in St. Ottilien, US-DP-Lager, ehemaliges Benediktinerkloster bei Landsberg, davon 5 Vertreter des Kibbuz Buchenwald:

Yehezkel Tydor, Alex GrynbaumSimcha Dymant, Paltiel Rosenfrucht (Ben Haim) und Leib Grynfeld .

Hier lernt er seine zukünftige Frau Sophie Manela, Delegierte aus dem UNRA-Camp Landsberg kennen

Sophie erhält die Erlaubnis, zu Dawid in das DP Camp Feldafing zu wechseln

17.12.1945 am Vorabend von Yom Kippur Heirat im DP-Damp Feldafing

1946 das Ehepaar Furmann erhält den Auftrag, 20 (80?) überlebende Waisenkinder nach Israel zu begleiten

18.3.1947 in Simbach/Inn nur kurzzeitig gemeldet; Anzeige durch die Gemeindepolizei wegen Besitzes von amerikanischen Heeresgegenständen und ohne Ausweispapiere

In Südfrankreich besteigt das Ehepaar Furmann mit den 20 Kindern insgesamt 2641 Ma‘apilim das Alija Beth-Schiff SS THEODOR HERZL/GUARDIAN

13.4.1947 Ankunft der SS THEODOR HERZL/GUARDIAN in Haifa; das Schiff wird von Britischer Marine aufgebracht und nach Zypern geleitet, wo die Passagiere in einem der britischen Internierungslager festgehalten werden. Gründung eines Jugenddorfes

Dezember 1947 Einreise mit den Waisenkindern von Zypern nach Palästina; das Ehepaar Furman schließt sich dem nicht religiösen Kibbuz Afikim bei Genezareth an; er zählte 1946 etwa 670 Bewohner.

„Wir hatten eine Verpflichtung, wir haben Leute nach Israel geschickt, die alle über Zypern Alija gemacht haben. Ich habe mit ihnen gearbeitet. Es gab Hunderte von illegalen Einwanderern□ die kamen und ein Kibbuzleben führen wollten. Die Realität in Israel hat unseren Traum zerstört.“

1948 Landwirtschaftliche Hachschara im Kibbuz Afikim

Januar 1949 Wechsel von Afikim in den Kibbuz Buchenwald; Ohny Ohnhaus berichtet:

„Es waren Dodik Por und Tadik Pick, die nach der Hachschara in Afikim hier ankamen.“

Dodik Pur schreibt zu dem Wechsel:

„Ich kam als Deutscher aus der Führung der NOHAM-Bewegung, wir hatten weitreichende und unrealistische Pläne und es gab fast keine Chance, dass ein anderer Kibbuz der Nocham-Bewegung von den Überlebenden des Holocaust in Buchenwald eine Gruppe deutscher Einwanderer war, zu denen Esther gehörte.

April 1949 Dodik Pur löst Meir Ahuvia (Chaim Gottlieb) als Sekretär des Kibbuz ab; im Verlauf zweimalige Wiederwahl als Kibbuzsekretär

Seine Mutter Anna Furmann ersetzt vielen entwurzelten Kibbuzim die verlorene Mutter

1951 Sekretär der Bewegung „Arbeitende und lernende Jugend“ in Israel

Meir Givati bittet ihn in der Schule des Kibbuz zu unterrichten, eine Schule mit 12 Klassen wird gegründet

Bis 1967 in der Schule des Kibbuz als Lehrer, Erzieher und Rektor tätig; Zusätzlich Jura-Studium an der Hochschule für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften

Sommer 1957 Mitglied der israelischen Delegation zum Moskauer Jugendfestival

1961 Bachelor-Abschluss an der Fakultät für hebräische Literatur und der Fakultät für Erziehungswissenschaft der Universität Tel Aviv.

Dezember 1967 David Pur als Generalkonsul für Israel nach Philadelphia ;

1968-1970 Studium der vergleichenden Erziehungswissenschaften an der University of Pennsylvania, Abschluß mit einem Master

1970 Rückkehr nach Israel Gründer der Brenner Regional High School; bis 1975 Schulleiter

1976 Vorsitzender des Ausschusses für weiterführende Bildung im Bildungsministerium

Vorsitzender des Pädagogischen Sekretariats des Bildungsministeriums über 8 Jahre

1990 nach der Pensionierung arbeitete er für den Joint (JDC, Joint Distribution Committee) in Ladispoli in Italien und auch in der UdSSR zur Unterstützung russischer Emigranten

Juli 1991 Direktor der (ehemaligen) jüdisch-zionistischen Bildungseinheit in der UdSSR Repräsentant der Jewish Agency  für die jüdische Bildung in der ehemaligen Sowjetunion

Master-Abschluss in Jiddisch , Promotion an  der Bar-Ilan-Universität in jiddischer Literatur

Umschlag des Buches „Das Genie des Stanislaw“
Buchumschlag „Zur ersehnten Küste“

In seinen letzten Lebensjahren war er als Autor tätig.

4.7.2012 Tod und Beisetzung im Kibbuz Netzer Sereni

Bibiliogarafie

Die 10 Bücher von David Pur

  • „בזכות השוויון בחינוך“  Für Gleichheit in der Erziehung
  • „סופה – מאמרים ורשימות על חינוך“ Sturm – Artikel über Erziehung
  • „העילוי מסטאניסלוו“ Das Genie von stanislav
  • „כתבי אברהם לבנסארט בעברית ובאידיש“ Die Schriften des Abraham Lebensart auf Hebräisch und Jiddisch
  • „אל החוף הנכסף“ Zum ersehnten Küstenstrand
  • „מעגלי חיים“ Lebenskreise
  • „הקנטוניסטים בראי הספרות העברית“ Die Kantonisten im Prisma der hebräischen Literatur
  • „שלך תמיד“ Immer  Dein 
  • „אני רוצה לספר לך סיפור“ Ich möchte Dir eine Geschichte erzählen
  • „משם לכאן – הירש דוד נומברג“ Von dort hierher – Hirsch David Nomberg

Gedenken

Beisetzung im Kibbuz Netzer Sereni

30.7.1906 Pages of Testimony von Dawid Furmann

Quellen

https://www.jewiki.net/wiki/David_Pur

Dodik Pur, Circles of Life, (Lebenskreise)

Nurit Cohen Bacia, Die Geschichte eines Ortes, 1948-2009; O-Sonic-Press, 2009

Judith Tydor Baumel, Kibbuz Buchenwald, Hrsg. Kibbuz HaMeuhedet, Tel Aviv 1994

Zeugnisse aus dem Tal des Todes, Veteranen des Kibbuz Netzer-Sereni erzählen; Oranit Verlag, 1998

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/70181046

https://newrepublic.com/article/151061/road-buchenwald

https://www.jewiki.net/wiki/Netzer_Sereni

https://de.wikipedia.org/wiki/Netzer_Sereni

https://www.jewiki.net/wiki/David_Pur

Home – Deutsch

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://www.mappingthelives.org

http://www.dpcamps.org/listDPCampsbyTeamNo.pdf

http://www.fuldawiki.de/fd/index.php?title=Gehringshof

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130432132

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/78790374

Arolsen Archives, Arolsen Signatur DE ITS 2.1.1.1 HE 016 JÜD 7 ZM

https://yvng.yadvashem.org/ad

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Mandat zur Einbürgerung in Palästina, 1937-1947

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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