Lemmlein Henny

Henny Jenny Lemmlein verh. Weiss

*12.2.1917 in Berlin; ✡16.4.2012 in Leura NSW, Australien

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Alfred Lemmlein *6.6.1862; ✡ 21.5.1924 in Berlin

Mutter Helene Dzikowski *31.7.1886; ✡ 17.12.1973 in Leura; NSW, Australien

„Privilegierte Mischehe“ der Eltern

Geschwister

Stefanie Lemmlein *7.1.1915 in Berlin; ✡20.8.1964 in Melbourne; oo Wollmann

Beruf Landwirtschaftlicher Praktikantin; Lageristin

Adressen Berlin; Groß Breesen; Leura, NSW, Australien

Heirat Rudy Weiss *5.11.1921 in Oppeln/✡17.5.2009 in Wentworth Falls, Australien

Schwager Götz Georg Wilhelm Weiss *9.2.1923 Oppeln; ✡22.5.2001 Florida

Kinder

Marianne Marion Ellen Weiss *28.9.1946 in Breddin; oo Wilfried Meier

Irene Weiss *1961 in Australien; oo David Logan

Weiterer Lebensweg

Überseegruppenwanderer Lehrgut Groß Breesen

Mai 1936 Eröffnung des nichtzionistischen Übersee-Gruppenwanderer Lehrgutes Groß Breesen; im Gegensatz zu anderen Lagern ist Groß Breesen nicht an jüdische Organisationen gebunden, war jedoch stark geprägt vom Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens (C.V., assimiliert, liberal, national)

1936-1939 Curt „Bo“ Bondy Lagerleiter und pädagogischer Leiter, auf Bitten von Leo Baeck; von vielen ‚Groß-Breesenern‘ wurde er als charismatische Persönlichkeit, der sie viel zu verdanken haben, verehrt. Unterstützt wurde er von Ernst Cramer, einem älteren Praktikanten.

Leiter der landwirtschaftlichen Ausbildung war Oberinspektor Erwin Scheier, dessen Frau Ruth oblag die Hauswirtschaft, Tischlermeister Max Kiwi die Schreinerei.

10.11.1938 Überfall der SA auf den Hof in Groß Breesen, alle über 18-Jährigen Männer werden mit einem Bus abgeführt und ins KL Buchenwald gebracht, auch Curt Bondy, der als Homosexueller besonders gefährdet war; die Frauen und Jungen bleiben auf dem Hof zurück.

1938 Henny Lemmlein zur Umschulung ins Überseeauswanderer Lager Groß Breesen

Scheier wird als Verwalter abgelöst von Dingethal, der wiederum wegen Fronteinsatz von Inspektor Hildebrandt: Nachfolger von Bondy wird Walter Bernstein.

17.5.1939 Henny Lemmlein in Groß Breesen bei Minderheitenzählung

17.5.1939 Rudi Weiss mit Bruder Götz in Groß Breesen bei Minderheitenzählung

31.8.1941 Gestapobefehl: Das Lehrgut Groß Breesen wird Arbeitslager. Viele Umschüler verlassen das Gut und gehen in die Forsteinsatzlager im Kreis Lebus oder in ihre Heimatorte.

24.11.1944 Rudi Weiss bei Auflösung des Forsteinsatzlagers Neumühle mit 11 weiteren Chawerim als „Geltungsjude“ auf dem 113. Theresienstadt-Transport I/119 von Berlin nach Theresienstadt

Henny Lemmlein bis zur Deportation im Forst und Ernteeinsatzlager Gut Behlendorf als „Lageristin“(?)

5.1.1945 Henny Lemmlein als „Geltungsjüdin“ auf dem 115. Theresienstadt-Transport I/121

8.5.1945 Befreiung in Theresienstadt

1945/1946 Heirat mit Rudi Weiss

14.11.1946 Registrierung im DP-Center Deggendorf; ärztliche Untersuchung

1946-1950 auf einer Neusiedlerstelle in der SBZ

30.1.1950 Henny, Rudi und Tochter Marianne von Bremen Grohn nach Australien

1974 berichtet Rudolf Weiss im 24. Groß Breesen Letter:

„Wir kamen 1938 nach Gross-Breesen, von 1941-44 Zwangsarbeitslager, 1944-45 K.Z. Theresienstadt. 1945-1950 Neusiedlerstelle in Ostdeutschland. 1950 Auswanderung nach Australien. Rudi wurde Landschaftsgärtner, seit 1957 mit eigenem Betrieb und Angestellten. Australien ist unsere neue Heimat geworden. Wir sind wirtschaftlich selbständig und unabhängig, leben in einer sehr schönen Gebirgsgegend, 80 km von Sydney und hoffen, bei guter Gesundheit unseren eigenen Betrieb erfolgreich weiterführen zu können. Unsere Tochter Marion beendete ihr Studium an der Universität als „bachelor in science (BS)“. Sie arbeitete als „dietitian“ in leitender Stellung in mehreren städtischen Krankenhäusern. Im November 1972 ging sie nach Deutschland, um bei der Vorbereitung des 6. Diät-Welt-Kongresses in Hannover mitzuarbeiten, der im Mai 1973 stattfand. Seitdem besuchte sie England, West- und Ostdeutschland, und die Tschechoslowakei. Seit September 1973 arbeitet sie in Hamburg bei der DE-V-GE (Deutsche Vereinigung für Gesundheitspflege der Adventisten). Unsere jüngste Tochter geht in die Oberschule und ist die einzige geborene Australierin der Familie. Kürzlich waren wir in Sydney, wo Herbert Born die Breesener zu seinem 50. Geburtstag eingeladen hatte.“

Gedenken

Beisetzung von Rudolf und Henny Weiss in den Leura Memorial Gardens, New South Wales, Australien

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.mappingthelives.org

https://www.statistik-des-holocaust.de/TT115-1.jpg

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/81712948

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/5056302

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/127213299

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/69643871

Werner Angress, Generation zwischen Furcht und Hoffnung, 1985

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_sln_43a.html

Arthur Wolff, Bericht für den Groß Breesen Rundbrief Nr. 24, 1984

Damit es nicht vergessen wird, Bericht in zwei Teilen, 1991

Günter Marcuse, Tagebuch Groß Breesen; Groß Breesen Rundbrief Nr. 23, 1966

https://archive.org/details/jdischesausb001f022/page/n2/mode/1up?view=theater

https://zeitgeschichte-hamburg.de/files/public/FZH/Publikationen_digital/Werner%20T%20Angress%20Generation%20zwischen%20Furcht%20und%20Hoffnung.pdf

https://www.yumpu.com/de/document/read/3840614/21-brief-19-p745-54-gross-breesen-silesia

https://yvng.yadvashem.org/ad

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert