Prager Günter

Günther Prager

*5.5.1921 in Berlin; ✡ 3.4.1994 in London

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Artur Prager *17.9.1885 in Lanowitz; ✡ 18.6.1941 Berlin

Mutter Luise Jaschkowitz *8.8.1892 in Kempen, Posen; ✡29.10.1942 Riga

Geschwister

Ernst Josef Prager *13.4.1917 in Tichau; ✡17.9.1941 Mauthausen

Inge Prager *29.1.1926 in Berlin; ✡29.10.1942 Riga

Beruf Lehrmeister im Werkzeugbau

Adressen Berlin, Angermünder Straße 21;

Heirat

1.Ehe Febr. 1943 in Willesden mit Judith Popper *19.1.1920 in Wien

3. Irmgard Prager geb. ?

Kinder

Tochter Hanni in Wien

Weiterer Lebensweg

20.4.1927 Einschulung in die Volksschule in Berlin

29.3.1935 Ausschulung nach acht Jahren Volksschule

1936 Ernst Prager und sein jüngerer Bruder Günter werden zum Verhör bei der Gestapo Berlin vorgeladen; Ernst Prager hatte für die Herbert-Baum-Gruppe (jüdisch, kommunistisch orientiert) Flugblätter verteilt und war verraten worden. Ernst Prager wird verhaftet und zu 18 Monaten Einzelhaft verurteilt.

Günter Prager arbeitet bis zu seiner Emigration ebenfalls für die Widerstandsgruppe Baum

November 1938 Nach seiner Haftentlassung flieht Ernst Prager in die Niederlande

27.12.1938 Anmeldung von Ernst im Werkdorp Wieringermeer zur Hachschara

17.5.1939 Günther Prager mit beiden Eltern und Schwester Inge in Berlin, Prenzlauer Berg, Angermünder Straße 2 bei Minderheiten-Volkszählung

Günter Prager war in Berlin befreundet mit Gerhard Zadek und Paul Friedländer.

24.8.1939 Günter Prager mit Gerhard Zadek und Paul Friedländer auf dem letzten Kindertransport von Berlin über Bentheim, Hoek van Holland nach Harwich.

Günther Prager fälscht sein Geburtsdatum auf den 8.11.1923, um noch als „Kind“ mitreisen zu dürfen.

29.9.1939 Günther Prager (*8.11.1923 !) in The Laurels, Sefton, Deben R.D. mit weiteren Flüchtlingen bei britischem Census

Mai 1940 Winston Churchill „Collar the lot“

Massenhafte Internierung der deutschen Flüchtlinge als „enemy alien“

Günter Präger wird nach Kanada abgeschoben, Paul Friedländer nach Australien

Günther Präger kann aber bereits wenige Wochen nach Rücknahme des Internierungsbeschlusses aus Kanada nach London zurückkehren.

Dort lernt er Judith Popper aus Wien kennen.

FDJ in England

Juni 1939 Gründung der FDJ in England; in der Folge Gründung von Gruppen in London, Manchester, Birmingham, Bradford, Cambridge, Kingston und Paddington mit etwa 600 Mitgliedern

Zweite große Razzia in Amsterdam

14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam auf der Bernard-Zweerskade ist Anlass für Verhaftungswelle

Juni 1941 Verhaftung von Ernst Prager in der zweiten großen Razzia in Amsterdam; der SD geht bei dieser Razzia anders vor als bei der ersten Razzia im Februar 1941, bei der  Juden wahllos auf der Straße aufgegriffen und festgenommen wurden; bei der zweiten Razzia nutzen die Deutschen Adresslisten und gehen gezielt zu den Häusern von dem sie wissen, dass dort Juden leben.

11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“

11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 vorwiegend Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ im Durchgangslager Schoorl inhaftiert; von ihnen werden vier, die keine vier jüdischen Großeltern haben, freigelassen.

Seine Freundin Mirjam Ohringer berichtet im Jahre 2013:

„“Um acht Uhr kam ich zu einer Versammlung und hörte, dass jüdische Jungen von zu Hause abgeholt wurden. Ich radelte schnell zu Ernst, um ihn zu warnen. Die Dame des Hauses öffnete die Tür und sagte: „Ernst ist weg.“ Später stellte sich heraus, dass er in der Nähe erwischt wurde. Sobald ich wusste, dass er im Lager Schoorl inhaftiert war, schrieb ich an Ernst, dass ich hoffte, ihn bald wiederzusehen. Ich bin mir nicht sicher, ob er diesen Brief bekommen hat. An meinem ersten Schultag am Joodsc Lyceum, dem 15. Oktober 1941, war ich gerade zum Essen zu Hause, als es an der Haustür klingelte. Ein Freund erzählte, Ernst sei im Lager Mauthausen ermordet worden. Das war der größte Schock meines Lebens.“

22.6.1941 Deportation von Ernst Prager mit den 296 in Schoorl Inhaftierten zur „Sonderbehandlung“ in das KL Mauthausen; dort werden sie durch extrem harte Arbeit im Steinbruch und oftmals tödliche medizinische Experimente ermordet; keiner überlebt das Jahr 1941

17.9.1941 Tod von Ernst Prager im KL Mauthausen „Auf der Flucht erschossen“

Massenerschießung in Riga

26.10.1942 Mutter Luise und Schwester Ingeborg mit 959 Juden aus Berlin auf dem Transport nach Riga

29.10.1942 Ankunft in Riga Skirotawa; 81 Männer wurden zur Zwangsarbeit ausgewählt und weggeführt; alle anderen werden bei der Massenerschießung im Hochwald von Bikernieki ermordet

Nachkriegszeit

Nach Kriegsende mit Judith Popper nach Wien. Dort wird Tochter Hanni geboren.

Tochter und Ehefrau Liesel bleiben in Wien; Scheidung in Wien

1960 Übersiedelung von Günter Prager von Wien nach Berlin-Ost

bis zu seiner Pensionierung Lehrmeister im großen Berliner Werkzeugmaschinenkombinat „7. Oktober“

3.4.1994 Tod in London, unerwartetes Herzversagen bei einem Besuch in England mit einer Enkeltochter seiner Cousine

Gedenken

7.2.1997 Page of Testimony für Ernst Prager von Günter Prager, Yad Vashem – Gedenkblätter Sammlung

Quellen

Thomas Friedländer, Bonzos Auge; Edition Schwarzdruck, 2023

https://www.werkdorpwieringermeer.nl/de/ernst-prager-3

https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Prager%20Ernst%22%7D

https://www.joodsmonument.nl/en/page/226345/ernst-josef-prager

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de30884

Rainer L. Hoffmann, Jüdische Widerstandsgruppen in Deutschland – Die Herbert Baum-Gruppe; in Jüdische Soldaten – Jüdischer Widerstand; Schöningh 2019; Seiten 241-258

https://doi.org/10.30965/9783657771776_021

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130358570

https://www.mappingthelives.org

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://hachschara.juedische-geschichte-online.net/ort/13.pdf

Bettina Götze, Rathenow, in: Irene Annemarie Diekmann (Hrsg.), Jüdisches Brandenburg. Verlag für Berlin-Brandenburg 2008. S. 304–328

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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