Menschenfreund Dagobert

Menschenfreund Dagobert   Bochumer Straße 137

*8.6.1926 in Recklinghausen 2013; +29.5.2013 in Culver City, Kalifornien

Staatsangehörigkeit polnisch

Dagobert ca 1935 Foto Scheideler

Vater Julius Menschenfreund *11.09.1888 in Stanislawo, Polen; ✡ 1942 Riga (?) verschollen

Mutter Berta Beile Birnbaum in Rozniatov *27.12.1892, ✡31.3.1942 Tötungsanstalt Bernburg

Schwester Mia Menschenfreund *3.12.1920, ✡ 1.10.1944 KL Stutthof

Adressen

Bochumer Straße 137, Recklinghausen

Hamburg Blankenese, Rissener Landstraße 127
Paulusstraße 6, Recklinghausen (Ghettohaus) damals Ernst von Rath-Straße 6

13.7.1945-1.12.1945 Bochumer Str.137, dann Reitwinkel 4

Weitere Lebensdaten

Besuch der „Mittelschule“

28.10.1938 1. Polenaktion; Zeitzeugenbericht: Vater Julius „von Nachbarn im Schrank versteckt“; dann aber doch freiwillig gestellt, da die gestapo anfing, erpresserisch Angehörige zu verhaften

9. 11.1938 Zerstörung des Geschäftes;

28.10.1938 abgeschoben nach Sbaszyn mit der Familie

17.4.1939 Rückkehr mit der Mutter und Schwester aus Polen zur Abwicklung des Geschäftes

Oktober 1940 mit Max Tepper Gut Winkel Spreenhagen zur Gärtner-Ausbildung

3.7.1941 Zwangsumzug ins Ghettohaus Paulusstraße/Ernst von Rath-Straße 6

24. 1.1942 deportiert aus Recklinghausen nach Gelsenkirchen
27.1.1942 Deportation von Dortmund nach Riga, Ghetto

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos; Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung; Kommandant des KL Kaiserwald Sturmbannführer Albert Sauer

8.9.1943 HKP Heereskraftfahrpark in Riga

28.9.43- 27.6.1944 Menschenfreund als Arbeiter im Männerlager der Düna-Werke bei Riga (Eröffnung: 18.8.1943, Schließung: 1.7.1944)

3. November 1943 Liquidierung des Ghetto Riga

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Riga nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
1.10.1944 Ankunft im KL Stutthof

3.11.1944 aus Stutthof in das Buchenwald Außenlager Polte Werke (Munitionsfabrik) in Magdeburg, zusammen mit

Siegfried Joseph aus Gelsenkirchen, Bräutigam der Schwester Mia

den Brüdern Ernst und Kurt Neuwald aus Gelsenkirchen

Alex Salm

19.11.1944 offizielle Übernahme in die Lagerstärke des KL Buchenwald


Mitte April 1945 Magdeburg  durch US-Army befreit

Mithäftling Kurt Neuwald berichtet:

„Das Kriegsende habe ich folgendermaßen erlebt: Das war auch wieder ein Glücksfall. Ich war in einem Außenlager des KZ-Lagers Buchenwald in Magdeburg und wurde von SS-Leuten bewacht. Wir arbeiteten in einer Munitionsfabrik. Die Amerikaner standen schon jenseits der Elbe, und wir sollten abtransportiert werden. Das wussten wir aber nicht so genau. Als wir nun abmarschieren sollten, gab es plötzlich Bombenalarm. Die Bewachungsmannschaften liefen alle weg, wir liefen auch. Da haben mein Bruder und ich das Glück gehabt, daß wir ein Versteck gefunden haben, in dem wir drei Tage bleiben konnten, bis die Amerikaner uns befreiten. Die anderen, die nicht das Glück gehabt haben, solch ein Versteck zu finden, wurden nach dem Bombenalarm von den Wachmannschaften wieder eingesammelt. Die meisten von ihnen sind auf den Hungermärschen erschossen worden“

Rückkehr nach Recklinghausen;

Wohnadressen:

13.7.1945-1.12.1945 Recklinghausen Bochumer Str.137

1.12.1945 – Juni 1947 Recklinghausen, Im Reitwinkel 4

Juni 1947 abgemeldet aus Recklinghausen

27.5. – 7.6.1947 von Bremen nach New-York mit  US-Truppentransporter SS Marine Marlin (laut Passagierliste)

oder 12.6.1947 Bremen – New-York mit US-Truppentransporter SS Ernie Pyle (laut AJDC Bergen Belsen)

Zieladresse 1653 W. Jonquil Terrace, App21 Chicago, Illinois, HIAS Hebrew Immigrant Aid Society

1950 – 1953 Als US-Soldat Teilnehmer des Korea-Krieges

Laut Mitteilung von Angehörigen soll er die letzten Jahre ein verschrobener Einzelgänger gewesen sein

29.5.2013 Tod in Culver City Kalifornien

Gedenken

Stolperstein Bochumer Str.137

Quellen

https://www.recklinghausen.de/Inhalte/Startseite/Ruhrfestspiele_Kultur/Gedenkbuch/_Opferbuch_selfdb.asp?form=detail&db=545&id=428

Georg Möllers / Jürgen Pohl: Abgemeldet nach „unbekannt“ 1942, Die Deportation der Juden aus dem Vest Recklinghausen nach Riga, hrsg. von der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Recklinghausen, Klartext Verlag, Essen 2013.
Werner Schneider, Jüdische Einwohner Recklinghausens 1816-1945, in: 750 Jahre Stadt Recklinghausen. 1236-1986, hrsg. von Werner Burghardt, Recklinghausen 1986, S.225-252.

Georg Möllers, Biografie Familie Menschenfreund Opferbuch Recklinghausen. pdf

Stadtarchiv (Sta Re III Jüdische Gewerbebetriebe um 1938; Sta Re III 6520 Jüdische Einwohner im 3. Reich;

Sta Re III 4407 Jüdische Kinder; Sta Re III 4425 Juden aus Polen).
Jüdische Einwohner Recklinghausens, Sta Re III 6520

Georg Möllers, Pogrom in Recklinghausen 1938, 2001

U.S. Behördendaten Verzeichnis

https://collections.arolsen-archives.org/archive/11207068/?p=1&s=Menschenfreund%20Dagobert&doc_id=11207068

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7379); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85.

https://billiongraves.de/grave/Dagobert-Bert-Menschenfreund/34757366?referrer=myheritage

Persönliche Mitteilungen von Alexis Lee Berns über seinen Cousin Bert Menschenfreund, Juli 2020

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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