Heinz „Kuxi“ Simon Levison, später Harry Lawton
*16.6.1920 in Berlin; + 3.2.1992 in San Francisco
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Arthur Levison *23.7.1883 in Bünde; +22.10.1942 in Riga
Mutter Gertrud Klein *11.2.1888 in Berlin; +22.10.1942 in Riga
Geschwister
Keine
Großeltern Simon Levison, Eva Mergentheim; Zigarrenfabrik in Bünde
Beruf 1935-1938 Lehrling; Autoschlosser
Adressen Berlin Wilmersdorf, Kaiserallee 190/191; Berlin-Tiergarten, Keithstr. 14, bei Süssmann
Heirat Charlotte Berger *11.8.1926 in Duisburg; + 17.6.2013 in Sonora Kalifornien
Weiterer Lebensweg
April 1927-1931 Volksschule
1931-1935 Gymnasium
1935-1938 Lehre als Autoschlosser
1933 Strafverfahren gegen den Vater wegen 1927-1929 als Geschäftsführer der „Komischen Oper Berlin“ nicht eingezahlter Sozialbeiträge (22137,95 RM); verurteilt zu 3 Monaten Gefängnis auf Bewährung; umfangreiche Strafakten der Staatlichen Kriminalpolizei, Kriminalpolizeileitstelle Berlin
14.6.1938 Vater Arthur in Berlin festgenommen, 155. Polizeirevier, sogenannte ASR- Sonderaktion
April und Juni 1938 mehr als 10.000 Männer als ASR-Häftlinge (Arbeitsscheue Reich) in Konzentrationslager
Juni 1938 auch 2300 vorbestrafte Juden, so auch Arthur Levison
16.6.1938 -20.1.1939 Vater Arthur im KL Buchenwald, Kriminalpolizei drängt auf Ausreise; aus Vorbeugungshaft beurlaubt, plant nach Shanghai zu emigrieren; Familie kann aber die Devisen für die Schiffspassage nicht aufbringen
17.5.1939 mit beiden Eltern in Berlin Wilmersdorf bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung
19.8.1939 Vater abgemeldet „auf Reisen“, da Verhaftung für den 20.8.1939 anstand
Familie will nach Italien, Einreise an der italienischen Grenze verweigert mangels Geld, nur 10 engl. Pfund
29.9.1939 Vater als Landarbeiter Rittergut Pillgram, Frankfurt/Oder
1.2.1942 Umzug nach Tiergarten, Keithstraße 14 bei Süssmann
1942 Vater Arthur bei der Straßenreinigung in Berlin- Steglitz
16.10.1942 Verbringung ins Transportsammellager
19.10.1942 mit den Eltern 21. Osttransport Berlin->Riga, 963 Juden
22.10.1942 Ankunft in Skirotawa
22.10.1942 bis auf 81 Männer wurden 862 Juden -auch die Eltern – nach der Ankunft ermordet
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
Heinz Levison in der SS-Autowerkstatt Lenta, Kasernierung vor Ort
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
8.10.1944 Häftlinge von „Lenta“ evakuiert, im LKW-Konvoi nach Skrunda
Um den 22.10.1944 Weitertransport nach Libau
In Libau zunächst im Gestapo-Quartier an der Kurhausallee untergebracht
Ende Nov. /Anfang Dezember 1944 Zusammenlegung mit den Häftlingen vom ABA 701 im SS-Sonderlager, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden u.a. 153 jüdische Häftlinge und ihre Kinder aus AEL Nordmark nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
Mellersta Förstadskolan (Gebäude der Vorstadt-Mittelschule) in Malmö
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Krankenhausaufenthalt in Värnamo und Unnaryd
13.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn, Lidingo, Schweden
23.9.-25.9.1945 in Stockholm
6.2.1946 Antrag auf Arbeitserlaubnis als Autoschlosser bei Martin Peterson in Uppsala
Wohnadresse Uppsala Skolgatan 9
1949 nach San Francisco
1951 Schwiegermutter kommt aus England von Tochter Toni nach San Francisco zu Tochter Lotte
11.11.1954 Einbürgerung USA und Umbenennung in Lawton
29.1.1957 Schwiegermutter Chana Berger wird US-Bürgerin
3.2.1992 Tod in San Francisco
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939; https://www.mappingthelives.org/
Strafakten der Staatlichen Kriminalpolizei, Kriminalpolizeileitstelle Berlin
Index to Naturalization in the U.S. District Court for the Northern District of California, 1852-CA 1989
https://vhaonline.usc.edu/viewingPage?testimonyID=55691&returnIndex=1
https://collections.arolsen-archives.org/archive/12101826/?p=1&s=Levison%201883&doc_id=12101826
https://collections.arolsen-archives.org/archive/6482685/?p=1&s=Levison%201883&doc_id=6482687
U.S. Sterbe-Verzeichnis der Sozialversicherung (SSDI)
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020