Herbert Schultz auch Schulz
*4.3.1900 Grabow; +1.12.1977 in Minden
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater unbekannt
Mutter unbekannt
Adressen Köln, Großer Griechenmarkt 134, Judenghettohaus
Heirat Anna Butter *10.9.1910 in Köln; + 5.8.1994 in Minden
Kinder
Josef Schulz *24.11.1936 in Köln; + 22.4.1944 bei der „Kinderaktion“ im Kaiserwald-Außenlager ABA 701 in Mühlgraben
Max Mosche Schulz *9.9.1939 in Köln Buchheim; +22.4.1944 „Kinderaktion“ im ABA
Bernd Schulz * nach 1945 in Minden; lebt in Antwerpen
Weiterer Lebensweg
7.12.1941 Transport von Köln Bahnhof Deutz-Tief nach Skirotawa, Riga
10.12.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Anfang Januar 1942 Leiter jüdische Zentralarbeitsstelle im Ghetto, für die Arbeitseinsätze von bis zu 18.000 Zwangsarbeitern zuständig; 16 Mitarbeiter im Büro; Büro später sogar außerhalb des Ghetto
7.1.1942 „Streik“ der Zentralarbeitsstelle, ein SS-Führer schlug die Mitarbeiter mit eine Peitsche
14.1.1941 Zentralarbeitsstelle öffnet wieder nach Entschuldigung des HSSPF
Ende Januar 1942 stellt er die Liste mit 20 Polizisten für „Kommando Krause 1“ zusammen ( Gruben für die geplante Massenerschießungen ausheben)
März 1943 wurde die Zahl der »Arbeitsfähigen« in beiden Ghettos mit 11.726 angegeben
Sein Assistent war Josef Baum aus Köln, Vater von Ernst
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
August 1943 Kommandant Scherwitz fordert bei ihm 400 Juden für Lenta an
2. November 1943 vollständige Räumung des Ghetto Riga
November 1943 nimmt Eduard Roschmann „seine“ jüdischen Funktionäre mit nach Lenta ( Dr. Hans Aufrecht, Max Leiser, Herbert Schultz, Josef Levy) und schickt die Leute von Schwerwitz ins KL Kaiserwald (Dr. Martin Caspary, Ordnungsdienst)
Für wenige Monate Gruppenältester im ABA 701 in Lenta
Wegen Überbelegung von Lenta zahlreiche Rückstellungen ins Stammlager Kaiserwald, auch Familie Schultz
22.4.1944 bei der „Kinderaktion“ in Riga-Kaiserwald werden beide Söhne umgebracht
Ende September 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Der letzte Transport aus Kaiserwald geht nach Libau
10.10.1944 Kaiserwaldtransport von Libau mit Ziel Gotenhafen (Danzig)
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Liebau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 IRC-Recreation-Camp, Holsbybrunn Lidingo Schweden
Unterschriftensammlung in Holsbybrunn mit 72 Unterzeichnern, dass keine weiteren Untersuchungen gegen ihn in Schweden angestellt werden sollen
1947 in Landsvägsgatan34, II Göteborg; Auguste Levy „c/o Schultz“ wohnt bei ihm zur Untermiete
29.11.1948 Ehrengericht unter Leitung des Rabbiners Jacobson gegen Herbert Schultz:
„…sind dem Angeklagten Schultz brutale und eines Juden unwürdige Taten nachgewiesen.“
1971 Zeuge im Strafprozess gegen Oberwinder, Jahnke, Hemicker, Tuchel, Neumann & Draeger vor dem Landgericht Hamburg; ebenfalls als Zeugen Emma und Johanna Harf sowie Inge Rosenthal
1971 lebt in Minden
1.12.1977 Tod in Minden
4.12.1977 Beisetzung in Minden
Quellen
Anita Kugler, Scherwitz: Der jüdische Offizier, Kiepenheuer & Witsch, 2017
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de969374
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de969390
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411207_38.jpg
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Aussage Agnes Scheucher im Prozeß gegen Maywald am 3.5.1971
https://juedisches-leben.kommunalarchiv-minden.de/getperson.php?personID=I3990&tree=jews
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020