Carla Pins geb. Judenberg
*3.11.1900 in Holzminden; +24.3.1975 in Dade, Miami
Staatsangehörigkeit Deutsch
Vater Jacob Judenberg *21.4.1856 in Fürstenau; +26.2.1928 in Holzminden
Mutter Therese Blank *25.1.1858 in Lauenstein; +24.7.1924 in Holzminden
Onkel Max Judenberg *2.7.1859 in Fürstenau; + Sept. 1942 Treblinka
Geschwister
Max Judenberg *9.6.1885 in Fürstenau; +
Diederich Judenberg *30.6.1888 in Fürstenau; oo 1914 in Dortmund Sophie Bakker(1887-1942);+7.5.1943 in Sobibor
Else Judenberg *27.4.1890 in Fürstenau; oo Albert Levy; +Dez. 1974 in Dade
Bernard Judenberg *22.6.1892 in Fürstenau; oo Thekla Rothschild (*1888); + nach April 1942 Ghetto Warschau
Wilhelm William Judenberg *16.4.1894 in Fürstenau; +19.6.1947 in Rotterdam (Kontakt bei Emigration 1945)
Ida Judenberg *6.7.1895 in Fürstenau; +
Margarete Judenberg *12.9.1897 in Fürstenau; oo Julius Falk; + in Buenos Aires
Beruf Kauffrau, Altenpflegerin
Adressen Herne, Göbenstraße 4, Fürstenau Nr. 76; 1110 Hudson Street Hoboken, N.Y.; Miami-Dade
Heirat
1.Ehe 1936 in Fürstenau Max Pins *14.8.1900 in Herne, + 22.12.1944 in Libau bei Bombenangriff
2.Ehe 1953 Alexander Lewin, + März 1960
3.Ehe September 1963 Martin Reichenthal(1894-1973), Scheidung in Miami -Dade 25.10.1972
Weiterer Lebensweg
1933 arbeitet im Gemischtwarenladen ihres Onkels Max Judenbergs in Fürstenau, Nr. 76
1936 Heirat Max Pins, Metzger; übernimmt das Geschäft des Onkels
9./10.11.1938 Ehemann Max verhaftet in Herne im Novemberpogrom mit seinem Bruder Erich
29.12.1938 Ehemann Max entlassen aus KL Sachsenhausen
Nov. 1938 Schließung des Ladens auf Anordnung der NSDAP-Kreisleitung
Ehemann Max arbeitet im Straßenbau bei Knop und Söhne in Holminden
August 1939 vorbereitete Emigration nach Richborough, England scheitert wegen
1.9.1939 Ausbruch 2.WK
Ende November Anordnung der anstehenden Deportation
9.12.1941 von Fürstenau auf LKW nach Höxter; mit dem Zug nach Bielefeld
10.-13.12.1941 Sammellager im Saal der Gaststätte „Kyffhäuser“
13.2.1941 Transport mit Bussen zum Güterbahnhof Bielefeld; im Zug nach Riga
15.12.1941 23 Uhr Ankunft Skirotawa; über Nacht in kalten Waggons eingesperrt
16.12.1941 Fußmarsch ins Ghetto Riga
16.7.1943 Carla Pins auf der Frauenappell-Liste zum Antreten auf dem Blechplatz nach Auflösung der bisherigen Arbeitskommandos¸ die überwiegende Zahl der Außenlager des KL Kaiserwald wurden am 18.8.1943 eingerichtet
November 1943 Familie Pins im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben
Max Pins zum „Oberpolizist“ der Lagerpolizei im ABA 701 ernannt
Juli – September 1944 Transporte aus Riga per Schiff nach Stutthof
30.9.1944 Zwangsarbeiter des ABA mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Liebau, Lettland
1.10.1944 Ankunft Liebau, SS-Sonderlager in Lettland, Arbeit im Hafen
22.12. 1944 Max Pins Tod bei schwerem russischen Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Liebau mit einem Kohlefrachter erst Richtung Lübeck, dann wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, alle von der Gestapo nach Fuhlsbüttel ins Polizeigefängnis gebracht
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“; Mutter Henriette zunehmend verwirrt
11.4.1945 Räumung von Kola-Fu
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel. Schwiegermutter Henriette bereits in Riga verwirrt, muss mit Gewalt zum Weitergehen gezwungen werden.
25.4.1945 Henriette Pins stirbt nach intravenöser Injektion durch die Lagersanitäterin (Phenol)
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 mit weißen Bussen des Int. Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, in Quarantäne, weiter mit dem Zug nach Malmö
4.5.1945 Befreiung des AEL Hassee durch britische „Royal Army“
6.5.1945 -11/1945 Carla und Schwägerin Erna im Ausländerlager Holsbybrunn, Schweden
17.11.- 28.11.1945 Carla und Schwägerin Erna Pins mit der SS Stavanger von Oslo – New York
Ebenfalls an Bord Ilse Kornberg und ihre Mutter Emilie
Heimatadresse Carlas Bruder Willi Judenberg in Amsterdam
Ziel ihr Schwager Albert Levy New York;
Dann auch Wohnadresse mit Schwester Else Levy und Schwägerin Erna Pins: 1110 Hudson Street Hoboken
Arbeitet als Altenpflegerin
1951 Umzug nach Florida
1953 Heirat Alexander Lewin
März 1960 Tod des Ehemannes Alexander Lewin
September 1966 3. Ehe mit dem Witwer Martin Reichentahl (1894-1973)
Scheidung in Dade 1972
24.3.1975 in Dade, Miami
Begräbnis Mount Nebo Cemetery in Florida
Gedenken
Shoa-Mahnmal und Gedenktafel der Stadt Herne für Mitglieder der Familie Pins
Quellen
Fritz Ostkämper, Carla Pins: „Man darf nicht denken & doch kann ich es nicht vergessen“ 2019
http://www.jacob-pins.de/?article_id=507&clang=0
http://www.jacob-pins.de/?article_id=410&clang=0
https://collections.arolsen-archives.org/archive/130353750/?p=1&s=Pins%201906&doc_id=130353750
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de944387
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420127_Dortmund23.jpg
https://collections.arolsen-archives.org/archive/130353750/?p=1&s=Pins%201906&doc_id=130353750
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 7032); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Jüdische Holocaust-Gedenkstätten und jüdische Einwohner Deutschlands 1939-1945
Gedenkliste Herne, Die Opfer der Shoah in Herne und Wanne-Eickel undatiert
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.