Erika Berta Manne geb. Schwarz
*5.2.1915 in Hannover Freren; +3.3.2002 in Lidingö
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos; ab 27.3.1953 schwedisch
Vater Bendix Benno Schwarz *12.3.1881 in Freren; Schlachter; 1.WK; +22.5.1936 in Freren
Mutter Emma von Geldern *4.3.1873 in Steele, heute Essen; + 2.11.1943 mit Enkel Samuel in der Novemberaktion aus Riga nach Auschwitz deportiert
Geschwister
Walter Schwarz *28.12.1907 in Freren; + 1.8.1936, Motorradunfall in Ibbenbüren
Beruf Hausangestellte
Adressen Freren, Ecke Goldstraße und Grulandstraße
Heirat 14.2.1939 Martin Manne *29.1.1898 in Hannover; Sprachlehrer; +25.6.1988 in Lidingö
Kinder
Samuel Manne *31.12.1939 in Rheine; +2.11.1943 deportiert nach Ausschwitz
Eva Manne * 21.6.1946 in Jönköping; oo Kjell Zajd
Renee Manne *2.6.1952 in Jönköping
Weiterer Lebensweg
Erika katholische Mädchenschule in Thuine mit Erlaubnis des Osnabrücker Bischofs und des Emdener Landrabbiners: einmal in der Woche zum Religionsunterricht nach Lengerich im Haus der Familie Heilbronn
Nach 1933 Wechsel nach Hannover
9./10.11.1938 Zerstörung des Betraums im Haus der Familie Schwarz/Manne in der Grulandstraße
14.2.1939 Heirat Martin Manne
17.5.1939 mit Ehemann Manfred Manne in Freren bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung
31.12.1939 muss den Sohn Samuel in Rheine gebären, da sich andere Krankenhäuser weigern
11. Dezember 1941 auf Lastwagen nach Osnabrück in die Viehhallen mit Mutter, Mann Martin und Sohn
Zwei Nächte im Sammellager, mit Stroh ausgelegte Turnhalle nahe des Bahnhofs
13.12.1941 Deportation ab Osnabrück, Bielefeld nach Riga
15.12.1941 23 Uhr Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa
16.12.1941 Fußmarsch ins Ghetto Riga
Mitte 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
2.11.1943 bei Räumung des Ghetto „Novemberaktion“ werden Mutter Emma und Sohn Samuel in ihrer Abwesenheit auf Lastwagen geladen und nach Ausschwitz deportiert
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Liebau mit zwei Toten unter den Häftlingen
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerheim, Flüchtlingsheim
27.3.1953 schwedische Staatsbürgerschaft für die ganze Familie
Die Familie bleibt in Schweden, wohntin Jönköping, später auf Lidingö
3.3.2002 Tod in Lidingö nach längerer Krankheit
Gedenken
Grab und Gedenkstein der Familie Schwarz auf dem Jüdischen Friedhof
1884 Gedenktafel in der Grulandstraße, wo sich der Betraum befunden hatte
2003 Töchter Eva und Renee besuchen Freren
Juni 2012 Stolpersteine in Freren für die Familien Schwarz und Samuel Manne
27.1.2019 Ausstellung im Bethaus in Freren: Geschichte des jüdischen Lebens in Freren
Quellen
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20393/Emsland%20Broschuere%202014.pdf
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_411213-o3.html
https://hvos.hypotheses.org/2854
Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick (Hrsg.), Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020
Mein besonderer Dank gebührt Lothar Kuhrts und Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.
Schreiben Sie einen Kommentar