Günther Rolf Egon Fleischel
*1.6.1903 in Berlin; + 5.9.1943 im Ghetto Riga
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Egon Fleischel *12.5.1862 in Hamburg; Verleger; oo 3.10.1886; +28.1.1936 in Berlin
Mutter Alice Rossin *4.6.1873 in Hamburg; 1897 vom Judentum zum Protestantismus; +26.4.1941 Camp de Gurs
Bruder
Erich Egon Fleischel *16.7.1897 in Berlin; Bochum; Paris; Gurs; +7.3.1943 in Majdanek
Beruf Kaufmann
Adressen Berlin; Hameln; Hannover, Matthiasstraße 4;
Heirat
1.Ehe 1927 Elsa Lessel *1897 katholisch; +1944
März 1942 Ghetto Ehe mit Deborah Ferche *30.10.1912 in Kreuzburg, Königsberg; große Feier im Ghetto mit Musik und Tanz; 9.8.1944 Ankunft Stutthof; später oo Rozenberg/Montrose; +28.5.1981in Clearwater, Florida
Sohn
Hans Joachim Fleischel *9.3.1929 in Wiesbaden; +19.10.1944 in Wiesbaden
Weiterer Lebensweg
1897 Eltern lassen sich taufen, vom Judentum zum Protestantismus
Volksschule
Realgymnasium In Berlin-Grunewald bis zur Oberprima
1919 Übertritt zur katholischen Kirche
1923-1926 Zahlreiche Auslandsreisen in Süd-, Mittel- und Nordamerika
Ab 1927 Wiesbaden, Exportleiter für Dyckerhoff&Widmann
15. 1.1933 Mitglied des Stahlhelms, Bund der Frontsoldaten
Oktober 1934 Überleitung vom Stahlhelm an die SA
Mai 1935 auf eigenen Antrag von der SA zum Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps, dort erreichte er den Rang eines Scharführers
1936 nach dem Tod des Vaters erfährt er erstmals, dass die Eltern Juden waren
5.-16.8.1937 mit der SS Berlin auf Geschäftsreise von Bremen nach New York
1.10.1937 beruflicher Umzug nach Hannover
10. 12. 1937 Verhaftung, Anklage wegen „Rassenschande“, Affären bei Auslandsreisen
28.2.1938 verurteilt zu 3 ½ Jahren Gefängnis wegen „Rassenschande“
17.5.1939 bei Minderheitenzählung in Hannover
1938 – 12.6.1941 in Haft Polizeigefängnis Hannover, Zuchthaus Hameln, Zuchthaus Celle
Sommer 1940 bewundert er noch den erfolgreichen Feldzug der Wehrmacht gegen Frankreich
22.10.1940 Mutter in „Wagner-Bürckel-Aktion“ aus Baden nach Gurs deportiert
Juni-September 1941 Hannover Herrenstraße 6
3./4.9.1941 „Aktion Lauterbacher“ Zwangsumzug ins Juden-Ghettohaus, Herschelstraße 31
15.12.1941 Von Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden nach Riga Skirotawa
18.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
18.12. 1941 von Krause noch am Bahnhof zum Gruppenältesten für die Gruppe Hannover ernannt
5.3. und 15.3.1942 erste und zweite Dünamünde-Aktion im Ghetto; Massenerschießungen im Wald von Bikernieki inbesondere von Juden aus Berlin und Wien; daraufhin noch im
März 1942 Zusammenlegung der Gruppen Hannover, Wien und Berlin, Büro Berliner Straße 4, Mazu Kalna Iela; Fleischel Gruppenältester für alle drei zusammengelegten Gruppen
März 1942 Ghetto Ehe mit Deborah Ferche, die er schon am Bahnhof Fischerhof bei der Abfahrt in Hannover kennenlernte
Hält im Ghetto katholische Gebetsstunden ab, die von Krause toleriert werden, gilt als Sonderling
April 1942 bittet er Krause, dass die Juden im Ghetto Riga Matzah backen dürfen
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
5.9.1943 Tod im Ghetto Riga; Magenkrebs, stirbt eine Woche nach Notoperation durch Dr. Hans Aufrecht; Kommandant Krause richtet Ehrenbegräbnis aus mit Salutschüssen durch lettische Wachen
Gedenken
Bruder Erich Fleischel ist in Paris auf der „Mauer der Namen“ des Mémorial de la Shoah verzeichnet.
2014 Stolperstein in Radolfzell für die Mutter Alice Fleischel
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411215-1.html
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11497254&ind=1
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCnther_Fleischel
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6024); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866408
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de866407
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984