Nachemstein David

David Dago Nachemstein später Nash

*29.9.1899 in Strasburg, Westpreußen, heute Brodnica

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Joseph Nachemstein *16.4.1856 in Strasburg; +2.2.1928 in Berlin

Mutter Sara Schild *14.1.1867 in Brodnica; +7.9.1942 in Theresienstadt

Bruder

Erich Nachemstein *10.11.1897 in Strasburg; + März 1978 in Los Angeles

Beruf Textilhändler

Adressen Berlin, Tiergarten; Hannover, Egestorfer Straße 54, zuletzt Körnerstraße 24

Heirat Edith Sara Salomon *17.6.1914 in Briesen; + 15.7.1943 im Ghetto Riga/Auschwitz

Tochter

Bela Nachemstein *17.7.1941 in Hannover; +1943 in Riga/Auschwitz

Weiterer Lebensweg

8 Jahre Volkschule, 1 Jahre Handelsschule

1914-1918 Unteroffizier im 1.WK.

eigene Firma in der Textil-Branche.

9./10.1938 verhaftet im Novemberpogrom

„Schutzhaft“ im KL Sachsenhausen

1938 Geschäftsauflösung von Amts wegen

Zwangsarbeit im Straßenbau

17.5.1939 in Berlin, Tiergarten mit Mutter Sara bei Deutsche Minderheiten-Volkszählung

Umzug nach Hannover, Egestorfer Straße 54

3./4.9.1941 „Aktion Lauterbacher“, Zwangsumzug ins Juden-Ghettohaus, Körnerstraße 24

15.12.1941 mit Frau und Tochter von Bahnhof Fischerhof in Hannover-Linden nach Riga Skirotawa

18.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Transport Dortmund nach Skirotawa, Riga

1.2.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

24.8.1942 Mutter Sala von Berlin nach Theresienstadt deportiert

7.9.1942 Mutter Sala stirbt in Theresienstadt

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

2.11.1943 Frau und Sohn vermutlich nach Auschwitz deportiert

November 1943 ins ABA 701

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission

28.1.1946 wohnt er in Helsjön und beantragt in Göteborg Freunde zu besuchen: Kurt Frank und Kurt Juster um familiäre Angelegenheiten zu klären. Wird nicht bewilligt. Aber 22. – 24.2.1946.

Ab 8.3.1946 arbeitet er als Presser (? Kleider Pressen) bei A.B. Alingsås Dräkt- & Kappfabrik in Alingsås (Adekå)

25.5.1945 wohnt er am Norra Strömgatan 24, Alingsås

25.5.1945 wohnt er am Östra Vattugatan 6, Alingsås

30.7.1947 wohnen sie am Drottninggatan 8, Alingsås. Er arbeitet bei Adekå.

28.12.1947 Heirat er Katalin Pallos, geboren 8.3.1903 in Budapest, Ungarn. Sie ist Näherin. Sie heirateten in Göteborg (in die Synagoge?) vor Rabbi Herrmann Löb. Schon im November 1946 nennt er sie.  

30.7.1947 wohnen sie am Drottninggatan 8, Alingsås. Er arbeitet bei derselben Fabrik, die jetzt Konfektionsfabrik Adekå heißt.

In März 1948 wollte der Oberstaatsanwalt in Lübeck ihn als Zeugen im Prozess gegen den Tischler Helmut Schur und Reichbahnsekretär Otto Koch in Lübeck wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit.  Sie sollen ihn 1938 ins KZ gebracht haben.

2.6.1951 bis 1.6.1953 Kontorist bei Firma Maskiner & Verktyg in Alingsås

20.6.1952 schwedische Staatsbürgerschaft

30.7.1956 Scheidung

3.8.1996 Tod der geschiedenen Frau, letzte Wohnadresse ist Örnehufvudsgatan11 in Göteborg.

Vermutlich nach Australien zu Bruder Erich emigriert, der nach Shanghai geflüchtet war

Gedenken

21.6.1999 Page of Testimony für Edith und Bela Nachemstein von Cousin Peter Nash (Nachemstein)

Stolperstein in Hannover, Egestorfer Straße 54 für Edith und Bela Nachemstein

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1124988

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957462

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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