Johanna Rosa Rosenthal geb. Gumpert
*29.4.1904 in Bornstedt, Potsdam; + 27.10.1961 in Toronto
Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos
Vater Gustav Gumpert
Mutter Meta
Geschwister
Siegfried Gumpert *15.2.1901 in Potsdam; +25.11.1941 in Kowno Fort IX
Beruf ?
Heirat 1925 Hermann Rosenthal: +27.10.1961 in Toronto
Adressen Bornstedt, Potsdam
Kinder
Inge Rosenthal *15.3.1927; 1939 Kindertransport nach Frankreich; ooErich Spitz; + 13.11.2015
Edith Rosenthal *26.11.1928; Kindertransport nach Frankreich; oo Kenneth Rogers; +29.12.1984
Weiterer Lebensweg
9./10.11.1938 Vater im Novemberpogrom verhaftet, Schutzhaft im KL Sachsenhausen
17.5.1939 in Potsdam bei Minderheiten-Volkszählung
11.1.1942 zur Sammelstelle verbracht
13.1.1942 Deportation Berlin Riga, VIII Berliner Osttransport
1.2.1942 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga
Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung
November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung
Johanna Rosenthal schreibt:
„Das Armeebekleidungsamt, A.B.A oder auch „Mühlgraben“ genannt, war ein gutes Kommando, das erst nach der Auflösung des Ghettos in eine neu errichtete Kasernierung gebracht wurde.“
Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga
Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof
6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig
28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig
29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland
13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau
SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen
22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen; Johanna verliert für zweiWochen ihr Gehör
22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um
19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;
10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit
27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel
27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager
11.4.1945 Entscheid zur Verlegung ins AEL Nordmark
12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.
Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz
Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.
1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen
2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage
4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“
13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne
Krankenhausaufenthalt in Hässleholm wegen Infektion, dann Holsbybrunn, Ausländerlager
Dez. 1945 nach Ryds Brunn Ausländerlager, Flüchtlingsheim
28.1.1946 von Göteborg nach England zu ihrem Ehemann und Töchtern, die sich von Frankreich in die Schweiz gerettet hatten
29.10.1961 Ehepaar Rosenthal bei Überqueren der Straße vom Auto angefahren auf dem Weg zur Synagoge
Gedenken
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939 https://www.mappingthelives.org/
Brief der Johanna Rosenthal in Hässleholm Schweden an Rabbiner Dr. Hermann Schreiber London vom 26.6.1945; Yad Vashem Archives
Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017
Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011
Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017
Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008
Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995
Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984
Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945
Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020
Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020 Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.