Weinberg Arthur

Weinberg Arthur

*28.10.1906 in Hünfeld, Hessen; +11.5.1987 in Malmö, Schweden

Staatsangehörigkeit deutsch, staatenlos

Vater Jakob Weinberg *15.7.1881 in Hünfeld; +20.11.1943 Theresienstadt

Mutter Karoline Kleemann *13.8.1877 in Theilheim; +20.4.1943 Theresienstadt

Geschwister

Siegfried Weinberg *9.10.1911 in Fulda; + in Israel

Margot Weinberg *23.6.1922 in Fulda; +11.2.1930 in Fulda

Beruf

Adressen Fulda, Rangstraße 1; Malmö

Heirat

  1. Ehe 1937 Edith Weil *8.7.1914 in Fulda;  1.10.1944  Ankunft in Stutthof; Tod Jan. 1945

Tochter

Bela Weinberg *7.1.1939 in Fulda; 2.11.1943 Selektion (Kinder, Kranke und Alte) in Riga; +5.11.1943 Auschwitz

2. Ehe 9.6.1946 vor Rabbi E. Berlinger in Malmö mit Mariem Nowarska *15.9.1914 in Daleszyce, Kielce, Polen; + 18.4.1996 in Malmö

Mariem war zuvor verheiratet mit Pinkus Lieberman +19.10.1942 in Auschwitz;

Kinder aus der 2. Ehe

Ruth Lea Weinberg *20.9.1947 in Malmö

Jan Weinberg *19.1.1950 in Malmö

Weiterer Lebensweg

Vor 1933 Aktives Mitglied der SPD und der „Eisernen Front“

1938 Im Novemberpogrom in „Schutzhaft“ im KL Dachau

17.5.1939 mit Ehefrau und Bela in Fulda bei Minderheiten-Volkszählung

6.12.1941 Verhaftung, Verbringung in die Turnhalle Schillerstraße, Kassel

9.12.1941, Dienstag wurden die über eintausend Menschen in einer großen Kolonne zum Kasseler Hauptbahnhof getrieben. Am Nachmittag fuhr der Deportationszug von Gleis 13 nach Riga ab.

12.12.1941 Ankunft Rangierbahnhof Skirotawa, Fußmarsch ins Ghetto Riga

Juli-2. November 1943 schrittweise Auflösung des Ghettos Einrichtung des Konzentrationslagers Riga-Kaiserwald und verschiedener Betriebslager mit lokaler Kasernierung

November 1943 im Armeebekleidungsamt ABA 701 in Mühlgraben, Kasernierung

Sommer 1944 Auflösung des KL Kaiserwald, Riga

Juli – September 1944 Transporte der Arbeitsfähigen aus Riga per Schiff nach Stutthof

6.8-9.8.1944 1. Großer Transport mit der „Bremerhaven“ von Libau nach Danzig

28.9.-1.10.1944 3155 Häftlinge aus Riga Kaiserwald, 300 von der Lenta auf dem Frachtschiff „Kanonier“ von Riga->Danzig

29.9.- 3.10.1944 140 Zwangsarbeiter des ABA 701 mit dem Frachtschiff „Sanga“ nach Libau, Lettland

13.-14.10. 1944 Die letzten 50 Männer, 10 junge Frauen mit der „Drechtdijk“ auch „Drächtig“ nach Libau

SS-Sonderlager Libau in Lettland, Arbeit im Hafen, Be- und Entladen von Schiffen

22.10.1944 Fliegerangriff auf Libau mit zwei Toten unter den Häftlingen

22.12.1944 schwerer russischer Bombenangriff auf die besetzte Stadt, 14 Lagerinhaftierte kommen um

19. 2. 1945 200 Häftlinge von Libau auf dem mit Granaten- und Patronenhülsen beladenen Kohlefrachter „Balkan“ über die Ostsee erst Richtung Lübeck, wegen Bombenangriffen umgeleitet nach Hamburg;

10 junge Männer bleiben bei der SS in Libau zurück und werden am 9.5.1945 in Libau befreit

27.2.1945 Ankunft in Hamburg, von der Gestapo in Gefängniswagen vom Hafen nach Fuhlsbüttel

27.2.1945 – 11.4.1945 Polizeigefängnis Fuhlsbüttel „Kola-Fu“, Zuchthaus und Konzentrationslager

12.-15.4.1945 86 km Fußmarsch nach Kiel, ins „Arbeitserziehungslager“ (AEL) „Nordmark“ in Hassee, Außenlager des KL Neuengamme in Kiel.

Rettungsaktion „Graf Bernadotte“ durch das Schwedische Rote Kreuz

Nach Verhandlungen des schwedischen Graf Bernadotte und Norbert Masur vom World Jewish Congress, Stockholm mit Heinrich Himmler nahe Berlin werden 168 jüdische Häftlinge und ihre Kinder nach Schweden freigelassen.

1.5.1945 153 Juden mit weißen Bussen des Roten Kreuz nach Pattburg, Dänemark, Entlausung in der Quarantänestation; weiter mit dem Zug nach Kopenhagen

2.5.1945 mit der Fähre nach Malmö; erste Quarantäne ca. 10 Tage

4.5.1945 Befreiung des AEL Nordmark Hassee durch britische „Royal Army“

13.5.1945 in Smålandsstenar, Schweden in Quarantäne

8.6.1945 Holsbybrunn, Ausländerheim der Schwedischen Ausländerkommission

9.6.1946 Heirat vor Rabbi E. Berlinger in Malmö mit Mariem Nowarska

11.5.1987 Tod in Malmö, Schweden

Gedenken

20.9.1983 Page of Testimony von Artur für seine Frau Edith und Bela

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939  https://www.mappingthelives.org/

Anita Kugler, Scherwitz – Der Jüdische SS-Offizier, 2017

Wolfgang Scheffler, Diana Schulle, Buch der Erinnerung, Die ins Baltikum deportierten Juden 2011

https://collections.arolsen-archives.org/archive/70387525/?p=1&s=Weinberg%20Artur%201906&doc_id=70387525

https://collections.arolsen-archives.org/en/archive/4676578/?p=1&doc_id=4676579

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987886

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT411209-20.jpg

http://www.geschichtsverein-bordesholm.de/Veroeffentlichungen/Jahrbuecher/J06_7_Fentsahm_Evakuierungsmarsch.pdf

Christin Sandow (Hrsg.), Käthe Fries, Schießen Sie mich nieder, Lukas Verlag 2017

Gertrude Schneider, Reise in den Tod, Deutsche Juden in Riga 1941-1944, Laumann-Verlag, 2008

Gertrude Schneider, Exile and Destruction, The Fate of the Austrian Jews 1938-1945; Praeger 1995

Hilde Sherman: Zwischen Tag und Dunkel. Mädchenjahre im Ghetto, Frankfurt/M.-Berlin-Wien, 1984

Aufbau, Nach Schweden gerettet; Ausgabe vom 22.6.1945

Bernd Philipsen, Fred Zimmak, Hrsg., Wir sollten leben, Novalis 2020

Dietlind Kautzky, Thomas Käpernick Hrsg., Mein Schicksal ist nur eins von Abertausenden VSA 2020

Mein besonderer Dank gebührt Fred Zimmak für die großzügige Unterstützung meiner Recherchen.

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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