Berghausen Julius

Julius Berghausen

*8.12.1908 in Brake bei Bielefeld -Schildesche; ✡nach dem 4.3.1943 Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Vater Robert Berghausen *29.9.1867 in Brake; Viehhändler in Lünen; ✡8.2.1941 in Hannover (Jüdisches Krankenhaus?)

Mutter Bertha Grüneberg*27.10.1876 in Hachen; ✡29.9.1942 im KL Treblinka

Geschwister

Irmgard Berghausen *17.11.1911 in Brake; oo Philipp Pinchas Sachsenhaus; zwei Töchter; ✡2006 in Israel

Ruth Berghausen *26.6.1913 in Lünen; oo Henry Stone; +19.12.2006 in Manchester

Beruf Kaufm. Angestellter

Adressen Brake; Lünen; Leipzig, Norderneyer Weg 6 b; Paderborn, Grüner Weg; Bielefeld, Schloßhofstraße 73a

Heirat 12.12.1941 in Leipzig Ursula Edith Ardel *8.3.1918 in Leipzig; 1943 Tod in Auschwitz

(ihr Bruder Horst Harry Ardel (1915-1941) war auch im Lager „Grüner Weg“, 1941 bei Arbeitsunfall in Atteln umgekommen)

Kind

Tana Berghausen *28.10.1942 in Bielefeld; 4.3.1943 Tod in Auschwitz

Schwager Horst Harry Ardel *14.10.1915 in Leipzig; Paderborn; +26.5.1941 Unfall in Atteln bei Lichtenau

Schwägerin Susanna Ardel-Rappaport *4.12.1921 in Leipzig; Paderborn; 2. Ehe 1942 in Paderborn mit Walter Glogowski; + 1943 Auschwitz

Weiterer Lebensweg

Schwester Irmgard Berghausen wohnt in Leipzig, Funkenburgstraße 16

10.11.1938 verhaftet als „Aktionsjude“ im Pogrom

12.-21.11.1938 „Schutzhaft“ in Buchenwald, Konzentrationslager

17.5.1939 in Leipzig bei Minderheiten-Volkszählung

27.9.1940 Umschulungslager Grüner Weg, Paderborn

Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a

1939 Nach­dem zahl­rei­che, in Bie­le­feld le­ben­de Jü­din­nen und Ju­den in „Ju­den­häu­sern“ zwangs­ein­ge­wie­sen wur­den, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Ko­blen­zer Stra­ße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;

Anfang September ent­stan­d für zu­nächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Ar­beits­la­ger in der Ko­blen­zer Stra­ße 4 (heu­te: Ar­tur-La­de­beck Stra­ße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.

23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a, einem ehemaligen Gutshof.

Dort bestand auch eine Un­ter­kunft für alte und kran­ke Jü­din­nen und Ju­den („Sie­chen­heim“) als Ein­rich­tung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.

1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloß­hof­stra­ße 73a.

3.7.1941 Wechsel ins Umschulungslager Bielefeld

4.7.1941 in Bielefeld Schloßhofstraße 73 a gemeldet

12.12.1941 Heirat in Leipzig

10.1.1942 Ehefrau Ursula auch ins Lager Schloßhofstraße

28.10.1942 Geburt der Tochter Tana in Bielefeld

31.7.1942 Mutter von Münster Bielefeld nach Theresienstadt

26.9.1942 Mutter von Theresienstadt ins Vernichtungslager Treblinka

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

2.3.1943 79 Bewohner des Lagers Schloßhofstraße 73a von der Gestapo zum Güterbahnhof Bielefeld verbracht

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Dortmund- Bielefeld-Hannover-Erfurt-Dresden->Auschwitz

4.3.1943 Die vier Monate alte Tochter Tana wird unter den Augen der entsetzten Eltern an der Rampe in Auschwitz von einem SS-Mann totgeschlagen. Nach Aussage des Überlebenden Heinz Gross zerschmetterte ein SS-Mann den Kopf der kleinen Tana bereits bei der Ankunft in Auschwitz an einem Eisenbahnwaggon

 Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männeran eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er wardynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ichberührte ihn. Er nickte nur.“

Nach dem 4.3.1943 Tod durch Gas von Ursula und Julius Berghausen in Auschwitz

Gedenken

3.10.2007 Tana-Berghausen-Straße in Bielefeld-Jöllenbeck

Von Ibetonier – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39794512

Quellen

Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)

Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion…, Paderborn, 2000

https://de.wikipedia.org/wiki/Tana_Berghausen_und_Ruben_Baer

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840305

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840296

https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302_1.jpg

https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_wfn_43a.html

https://collections.arolsen-archives.org/archive/129820359/?p=1&s=Berghausen%20Julius&doc_id=129820359

https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=11472419&ind=1

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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