Werner Salomon
*21.1.1913 in Schwerin; +1986 in Kfar Giladi
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Sally Salomon *10.8.1858 in Altona; +
Mutter Ella Sussmann *20.12.1871 in Schwerin; +14.12.1943 in Theresienstadt
Tante Ina Salomon *19.12.1869 in Schwerin; +18.12.1942 in Theresienstadt
Geschwister
Erich Ephraim Salomon *20.1.1894 in Schwerin; oo Paula Marten (1906); Sohn Karl-Heinz (25.9.1926) nach Palästina
Clara Cläre Salomon *14.8.1895 in Schwerin; 1937 nach New York; +Mai 1982 in New York
Käthe Salomon *3.7.1898 in Schwerin; oo Bergholz
Kurt Salomon *15.12.1900 in Schwerin; Hamburg +11.7.1942 in Auschwitz
Heinz Salomon *24.2.1906 in Schwerin; Emigration Palästina; + in Israel
Ruth Salomon *10.5.1909 in Schwerin; Partner Heinrich Ernst Kistner; +24.3.1942 Bernburg
Anneliese Salomon *11.10.1916 in Schwerin; +6.9.2007 in New Jersey, USA
Beruf Angestellter einer Export-Firma in Hamburg
Adressen Schwerin; Hamburg; Paderborn
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
Ostern 1933 Ruth zieht zu Heinrich Kistner; unverheiratet, zwei Kinder Heinz 1934 und Maria Kestner 1935; verhaftet und verurteilt wegen gefälschter Postsparbücher; Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel („Santa Fu“) eingekerkert. Haftentlassung am 10. April 1941 ins Konzentrationslager Ravensbrück
7.-17.7.1937 Schwester Clara als Kinderfrau mit Estella Luria und Kindern auf der SS PRESIDENT HARDING von Hamburg nach New York, zurück in Hamburg bleibt Frank Luria
Die Import-/Export Firma Luria steht auf der Liste der 625 arisierten oder liquidierten Unternehmen aus Hamburg. Vermutlich waren Werner und Kurt Salomon bei Frank Luria angestellt.
10.11.1938 Werner Verhaftet im Novemberpogrom,
„Schutzhaft“ mit Bruder Kurt in Sachsenhausen
17.12.1938 Bruder Kurt aus dem KL Sachsenhausen entlassen
17.5.1939 Werner in Klein-Schnellendorf, Falkenberg, Oppeln bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Mutter mit Ephraim, Paula und Karl-Heinz Salomon in Schwerin Salomon bei Minderheiten-Volkszählung
24.5.1940 Werner aus Klein-Schnellendorf ins Umschulungs- und Einsatzlager Paderborn, Grüner Weg
12.8.1940 mit dem Zug von Paderborn nach Wien, Ziel über die Schwarzmeerroute nach Haifa
30.8.1940 mit einer Gruppe von 24 Chawerim aus Paderborn offiziell abgemeldet nach „Paraguay“
3. 9.1940 mit dem Zug von Wien nach Pressburg/ Bratislava an die Donau;
10.9.1940 zum Donauhafen von Bratislava; dort Verteilung der Chalutzim auf die drei Ausflugsdampfer URANUS, MELK und SCHÖNBRUNN
10.-20.9.1940 von Bratislava nach Tulcea am Schwarzen Meer;
Anfang Oktober 1940 werden 1000 Flüchtlinge auf die drei Schiffe SS PACIFIC, SS MILOS und SS ATLANTIC verteilt, Deutsche auf die PACIFIC, Tschechen auf die MILOS.
Zwischenstopp auf Kreta, um Kohle aufzunehmen
31.10.1940 von britischer Marine aufgebracht und in den Hafen von Haifa geleitet
1.11.1940 Ankunft der SS PACIFIC in Haifa. Die Passagiere der SS PACIFIC werden auf die SS PATRIA umgeschifft, dem von den Briten beschlagnahmten, als Truppentransporter umgebauten, großen französischen Frachtschiff (18 000 t)
5.11.1940 Ankunft der tschechischen Emigranten auf der SS MILOS
8.11.1940 Registrierung im Camp Atlith; gibt als Referenz seinen Bruder Heinz Salomon in Hefzi Bah, Beit Alfa an; zunächst auch zur Deportation nach Mauritius vorgesehen
25.11.1940 Ankunft zweier weiterer Schiffe in Haifa
25.11.1940 Sprengstoff-Anschlag der Haganah im Maschinenraum der SS PATRIA
Walter Steinitz, ebenfalls aus dem Umschulungslager Paderborn kommend, berichtet:
“ Am 25.November morgens um neun Uhr mussten alle auf die Reling, denn der Colonel hatte die Instruktion gegeben, aber um 9.12 Uhr hatte ein Kommando von 60-80 jungen Leuten ins Wasser zu springen, um die Engländer abzulenken, die mit kleinen Booten die Menschen auffischten. Zeitentsprechend zündete einer von uns eine Bombe, keine Zeitbombe, und ist mitgetötet worden. Es war der zweite Transportleiter – Hans Wendel. Niemand hatte von dieser Aktion gewußt – außer acht Leuten. Innerhalb von ein paar Minuten neigte sich das Schiff zur Seite. … Von den 4000 auf der SS PATRIA zusammengedrängten Menschen verloren etwa 260 ihr Leben.“
Die ins Wasser gesprungenen und die an Bord Überlebenden werden als Schiffbrüchige der SS Patria von den Briten an Land gebracht.
25.11.1940 Internierung in einer Lagerhalle im Hafen von Haifa; die von Bord gesprungenen werden in die Arrestzellen der Polizeiwache von Haifa; Serie von Verhören, insbesondere wenn sie von den Briten der Zugehörigkeit zur Haganah verdächtigt wurden.
26.11. und 8.12.1940 die Überlebenden der SS PATRIA werden mit Bussen in das Internierungscamp Atlith verbracht;
Dezember 1940 noch auf die Umladung wartenden 1581 Emigranten auf der MILOS und ATLANTIC werden als „Detainees“ mit holländischen Frachtschiffen nach Mauritius deportiert. Dort trafen sie am 26.12.1940 ein und wurden in das das Zentralgefängnis von Mauritius nahe Beau Bassin verbracht.
1940 zunächst nur Freilassung kleiner Gruppen aus dem Camp Atlith, die eine Aufnahmeadresse in Palästina vorweisen können
September -Dezember 1941 Entlassung der meisten Internierten aus dem Camp Atlith
12.8.1945 Es sollte noch bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges dauern, bevor die 1.310 überlebenden Flüchtlinge aus Mauritius auf der SS FRANCONIA in das ersehnte Eretz Israel gebracht werden konnten.
Weiteres Schicksal der Familie
24. März 1942 offizielles Todesdatum für Schwester Ruth in Ravensbrück oder der Tötungsanstalt Bernburg. März/April 1942 wurden ca. 1.600 selektierte Frauen aus dem KZ Ravensbrück in Bernburg mit Gas ermordet.
Gestapo-Liste Hamburg
11.7.1942 Kurt Salomon ab Hamburg über Bielefeld nach Auschwitz
11.-12.11.1942 Mutter Ellen zusammen mit Ina Salomon (*1869) und Pauline Salomon geb. Hirsch (*1872) im Gefängnis Neustrelitz, Berlin
12.11.-20.11.1942 Mutter mit Ina und Pauline im Sammellager Große Hamburger Straße, Berlin
20.11.1942 Mutter Ellen deportiert Transport I/79 mit Ina und Pauline Salomon auf dem 75. Alterstransport von Berlin nach Theresienstadt
15. 11. 1943 Entlassung von Heinrich Kistner – verurteilt wegen Rassenschande – aus dem Zuchthaus Siegburg
14.12.1943 Tod der Mutter in Theresienstadt
23. Oktober 1951 Neffe Heinz auf dem US Marinetransporter „General Stewart“ von Bremerhaven nach New York
1952 Maria mit Zieladresse Kilbourne, Wisconsin von Bremerhaven nach New York
1986 Tod in Kfar Giladi, Israel
Gedenken
–
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Peter Asmussen, „Der Angeklagte ist danach überführt, mit einer Volljüdin geschlechtlich verkehrt zu haben.“ Zum „Rassenschande“-Verfahren des Landgerichts Lüneburg gegen Heinrich Kistner Lüneburg, 2021
Passenger and Crew Lists of Vessels Arriving at New York, New York, 1897-1957 (National Archives Microfilm Publication T715, roll 6010); Records of the Immigration and Naturalization Service, Record Group 85
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1148217
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de957737
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1148086
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de999945
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1160521
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_view.php?PersonId=9970230
https://www.ushmm.org/online/hsv/person_advance_search.php?SourceId=19584
https://www.ushmm.org/online/hsv/source_view.php?SourceId=19561
https://www.statistik-des-holocaust.de/AT75-4.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_420711.html
Staatsarchiv Hamburg, Bestand 314-15, Nr. 24 UA 5, eine Kopie im Bestand 522-1, Nr. 992 e 2, Bd. 4