Rolf Meier
*18.5.1921 in Friedrichstadt a.d. Eider; ✡ in Minsk
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Leopold Meier *3.10.1895 in Friedrichstadt; Kaufmann; ✡ in Minsk
Heirat der Elten am 12.8.1920 in Hamburg
Mutter Resi Levin *12.5.1900 in Hannover; ✡ in Minsk
Großonkel Jacob Meier *10.11.1872 in Friedrichstadt; ✡1.1.1943 in Theresienstadt
Geschwister
Rita Helene Meier *31.1.1926 in Friedrichstadt; oo Braun
Beruf –
Adressen Friedrichstadt a.d. Eider, Am Markt 6; Hamburg, Moltkestraße 47a, zuletzt Heinrich-Barth-Straße 8b
Heirat –
Kinder –
Weiterer Lebensweg
2.9.1916 Vater Leopold Reserve Infanterie Regiment 86, 3. Kompagnie leicht verwundet gemeldet
1928-1936 Volksschule in Friedrichstadt
1936 Kaufm. Lehre im väterlichen Geschäft
Ende 1937 Bestrafung wegen Besuch der Gaststätte „Stadt Flensburg“ nach 22.00 Uhr
20.5.1938 Rolf zieht nach Hamburg
10.11.1938 Das Wohnhaus verwüstet, der Vater verhaftet im Novemberpogrom, kommt zunächst nach Fuhlsbüttel ins Polizeigefängnis „KoLaFu“; anschließend„Schutzhaft“ in Sachsenhausen;
2.12.1938 Vater entlassen aus Sachsenhausen
Dez.1938 Schwester Rita nach Hamburg
4.1.1939 Schwester Rita nach dringlicher Intervention von Oberrabbiner Dr. Josef Carlebach per Kindertransport aus Hamburg nach Amsterdam
17.5.1939 Rolf Meier in Hamburg bei Minderheiten-Volkszählung
17.5.1939 Leopold und Therese Meier in Friedrichstadt bei Minderheiten-Volkszählung
Alle 30 Juden in Friedrichstadt verlassen die Stadt nach dem Novemberpogrom
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86; vom Hechaluz wird eine „Aufbaugruppe“ nach Paderborn geschickt
Juli-November 1939 als Erntehelfer auf dem Rittergut Fleming in Garzin, Hachschara
13.11.1939 mit einer Gruppe von acht Chawerim aus Garzin angemeldet im Lager Paderborn
10.5.1940 Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande
14.5.1940 abenteuerliche Flucht der Schwester Rita auf der SS BODEGRAVEN nach Liverpool
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen 10 Paderborner in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.
25.1.1941 Abgemeldet aus Paderborn ins Arbeitseinsatzlager Bielefeld, Schloßhofstraße 73a
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
19.8.1941 Rückkehr aus Bielefeld nach Hamburg, Heinrich-Barth-Straße 8b, vermutlich nachdem die Eltern der Deportation nach Minsk zugeteilt waren
25.10.1941 Rolf mit den Eltern vom geplanten Transport nach Minsk zunächst zurückgestellt
29.10.1941 Brief von Regina van Son, Untermieterin von Großonkel Jacob, nach Amsterdam:
„Leopold und Resi und der 20-jährige Sohn von ihnen – L. und R. sind Neffe und Nichte meiner Wirte – sind das erste Mal alle drei zurückgekommen, weil L. im vorigen Krieg schwer kriegsverwundet war. Der Sohn hatte sich freiwillig gemeldet, um die Eltern nicht allein zu lassen. Nun muß wohl der Sohn umziehen, und Resi, seine Mutter, reißt sich die Haare einzeln aus. Sie will, dass ihr Mann mit dem Sohn geht, und sie will dann folgen, etwas später, eine Woche darauf. Eben höre ich, dass der Umzug des Sohnes 8 Tage verschoben ist.“
8.11.1941 Deportation von Rolf mit den Eltern von Hamburg nach Minsk, sie stehen auf der Liste der freiwillig Gemeldeten
15.7.1942 Großonkel Jacob von Hamburg nach Theresienstadt, Transport VI/1
Gedenken
12.4.1899 Pages of Testimony für Rolf und die Eltern von Schwester Rita Meier Braun
Stolpersteine für Rolfs Eltern Leopold und Therese inHamburg, Moltkestraße 47a
25.8.2004 und 21.5.2019 Stolpersteine für Rolf, Schwester Rita und die Eltern in Friedrichstadt, Am Markt 6
Quellen
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Preußische Verlustlisten vom 2.9.1916, Seite 14549
www.spurenimvest.de/2021/11/03/meier-rita/
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_nwd_411108.html
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de928720
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de928395
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de929080
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de928158
https://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&LANGUAGE=DE&MAIN_ID=7&BIO_ID=1702
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/