Berenz Ilse

Ilse Senta Berenz

*24.11.1922 Bönstadt bei Assenheim, Niddatal, Hessen; ✡ 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Gustav Louis Berenz*12.11.1893 in Niddatal; ✡6.9.1942 Theresienstadt

Mutter Emma Weisbecker *22.12.1890 in Birstein; ✡1.2.1943 in Auschwitz

Geschwister

Susi Berenz *9.10.1924 in Niddatal; ✡9.2.2011 in Bönstadt; oo Josef Grünberger

Eli Berenz

Beruf

Adressen Niddatal, Friedrichstraße 33; Heidelberg; Paderborn;

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

17.5.1939 in Heidelberg bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

18.6.1940 aus Friedersdorf, Gut Skaby angemeldet im Lager Paderborn

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

1.9.1942 beide Eltern mit Transport XII/2 von Frankfurt nach Theresienstadt

6.9.1942 Tod des Vaters in Theresienstadt

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

29.1.1943 Mutter Emma mit Transport Ct von Theresienstadt nach Auschwitz

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Vermutlich nicht eingewiesen in Auschwitz, keine Häftlingsnummer

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

5.1.1944 S. Mandelblatt vom Hechaluz schreibt aus Istanbul eine Postkarte an Ilse Berenz nach Paderborn:

„Liebe Ilse, ja es ist so nun mal, alte Freunde werden vergessen, wie es scheint. Ich kann mir sonst nicht erklären, aus welchem Grund du mir nie direkt eine Karte schreibst, und Natan (Schwalb, Hechaluz-Zentrale in Genf) dagegen doch Post von dir erhält. Aber dass dieses Vergessen nicht gegenseitig ist, beweist die Zusendung von Liebesgabenpaketen, die ich dir manchmal zukommen lasse. Kriegst du sie auch regelmäßig? Bitte antworte doch recht bald und sei vielmals herzlich gegrüsst von Tante Moledet und Deinem …“

Gedenken

21.11.1955 Pages of Testimony für die Elten von Schwester Eli Grünspan Berkowitz

Page of Testimony für Ilse und die Eltern von Nichte Edna Grünspan Berkowitz

5.4.1990 Page of Testimony von Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840204

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840201

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de840206

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/5017393?s=Berenz%201890&t=2546942&p=0

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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