Primo Margarete

Margarete Primo geb. Sommerfeld

*5.2.1912 in Stuttgart; ✡ März 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater unbekannt

Mutter unbekannt

Schwiegervater Wilhelm Wolf Primo *9.5.1875 in Berlin; +1942 in Belzyce

Schwiegermutter Gunda Ascher *6.5.1880 Annaberg; 29.11.1924 in Chemnitz

Beruf

Adressen Stuttgart; Chemnitz, Roonstraße 28, Friedrichstraße 5

Heirat vor 1938 Louis Lewin Primo *6.11.1905 in Thum, Annaberg; England, USA, Australien

Kinder –

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Louis Lewin Primo verhaftet im Novemberpogrom

11.11.1938„Schutzhaft“ in Buchenwald; Häftlingsnummer 10653, später 24019

11.1.1939 Louis Lewin Primo entlassen aus Buchenwald

17.5.1939 in Chemnitz mit Ehemann und Schwiegervater Wilhelm in bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

29.9.1939 Ehemann Louis in Bradford bei brit. Census, Trainee bei Brigella Mills

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

2.8.1941 fragliche Angabe in Buchenwald Ehemann Louis in Buchenwald (?) Arbeitskommando 71= Tischlerei

20.8.1941 aus Schniebinchen angemeldet im Lager Paderborn

20.11.1941 abgemeldet nach Chemnitz, Friedrichstraße 5

19.1.1942 aus Chemnitz angemeldet im Lager Paderborn

10.5.1942 Schwiegervater Primo deportiert von Chemnitz ins Ghetto Belzyce

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld; mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Wohl nicht eingewiesen in Auschwitz

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

Gedenken

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de946201

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971637

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de971605

1939 Register von England und Wales

https://collections.arolsen-archives.org/en/search/person/6874109?p=1&s_lastName=asc

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

https://stolpersteine-guide.de/map/biografie/2005/sommerfeld-ehepaar

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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1 Kommentar

  1. Guten Tag,
    ich bin gerade auf diesen Eintrag gestoßen und vollkommen überrascht! Ich bin die Tochter von Rolf Sommerfeld, Julius Sommerfeld war mein Großvater. Von einer Tochter Margarete, in Stuttgart geboren, habe ich nie gehört. Würden Sie mich bitte kontaktieren? Ich wüßte gerne mehr darüber.
    Vielen Dank und beste Grüße,
    Nirit Sommerfeld

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