Ursula Seligmann geb. Hamburger
*31.1.1920 in Berlin; ✡1943 in Auschwitz;
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Heinrich Hamburger *2.10.1880 in Berlin; ✡8.9.1942 in Riga
Mutter Friederike Schmer *1.1.1988 in Berlin; ✡8.9.1942 in Riga
Geschwister –
Beruf Kinderpflegerin
Adressen Berlin Schöneberg, Victoria-Luisen-Platz 2; Paderborn
Heirat 2.3.1942 vor dem Standesamt Paderborn
Sellow Seligmann *19.10.1906 in Culm;
Kinder –
Weiterer Lebensweg
April 1926 Einschulung in die Volksschule
10.10.1933 Besuch der Mittelschule

27.3.1936 Abschluß Mittelschule
1.8.1932 Umzug der Familie in Berlin Schöneberg von der Eisenacherstraße 32 zum Victoria-Luisen-Platz 2
1.8.-6.8.1938 in Schwerin, Moorheidestraße 44
6.3.-14.5.1939 in Rostock Graf-Scheer-Straße
17.5.1939 Ursula Hamburger mit den Eltern in Berlin bei Minderheiten-Volkszählung

15.6.1939 Umzug in die Luitpoldstraße 23
10.10.1939 zurück zu den Eltern, Victoria-Luisen-Platz 2
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
24.5.1940 Herbert Brinitzer aus dem Hachschara Kibbuz Klein Schnellendorf angemeldet im Lager Paderborn
18.11.1940 Sellow Seligmann aus Berlin angemeldet in Paderborn
6.1.1941 Charlotte Seligmann aus Chemnitz angemeldet im Lager Paderborn
25.4.1941 Ursula Hamburger angemeldet aus Berlin in Paderborn, Polizeirevier 179
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Paderborn“
9.2.1942 Heirat der Schwägerin Charlotte in Paderborn mit Herbert Brinitzer
2.3.1942 Ursula Hamburger heiratet vor dem Standesamt Paderborn Sellow Seligmann

31.8.1942 beide Eltern auf dem 19. Osttransport von Berlin nach Riga
2.9.1942 nach Ankunft in Riga werden 80 jüngere Männer aussortiert, die übrigen zur Massenerschießung in den Wald von Bikernieki geführt
8.9.1942 Tod der Eltern bei Massenerschießung in Riga
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.
27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern
1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz
Erwin Angress berichtet:
„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“
2.3.1943 Ursula Seligmann, ihr Mann Sellow, Schwägerin Charlotte mit Ehemann Herbert für 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager
3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:
„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“
Herbert Brinitzer und Sellow Seligmann eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 104906 und 105025
Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943
„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“
Charlotte Brinitzer und Ursula Seligmann vermutlich unmittelbar nach der Selektion an der Rampe in die Gaskammer geschickt
Gedenken
5.4.1990 Pages of Testimony für Sellow und Ursula Seligmann und für Herbert und seine Frau Charlotte Brinitzervon Paderborn Chawer Alfred Ohnhaus
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT430302-Paderborn1.jpg
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de960166
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848394
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848384
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de848393
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de960040
https://collections.arolsen-archives.org/en/document/12649876
https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=en&itemId=1099962&ind=1
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998