Kurt Moser

*24.6.1912 in Bochum; ✡ 26.8.1941 im KL Mauthausen (Juni-groep)
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Moritz Moser *1.1.1870 in Stommeln; Kaufmann; ✡26.12.1937 in Tiel
Mutter Else Liebenfeld *24.2.1874 in Bochum; ✡16.4.1943 in Sobibor
Großvater Moses Moritz Liebenfeld; *17.4.1845; ✡7.12.1927 in Bochum
Großmutter Regina Steinberg *18.3.1841; ✡23.1.1928 in Bochum
Großonkel Siegmund Steinberg *21.1.1841; ✡4.1.1901 in Bochum
Großvater Philipp Moser;
Großmutter Johanna Koppel
Onkel Ruben Kan *23.3.1978 Oldenzaal, Overijssel; ✡4.1.1941 in Haarlem
Tante Meta Kan geb. Liebenfeld *26.3.1875 in Bochum; ✡16.4.1943 in Sobibor
Geschwister –
Paul Moser *4.6.1909 in Bochum
Beruf –
Adressen Bochum, Viktoriastraße; Tiel, Gelderland; Haarlem, Brakenburghstraat 17; Wieringen; Amsterdam, Rubensstraat 46
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
1.5.1935 Emigration mit den Eltern zur Tante Meta Kan nach Tiel, Weerstraaat B 24
Dort im Damenmodegeschäft Kan und Levy beschäftigt (vermutlich Moritz Levy, Ehemann der Halbschwester von Else Liebenfeld: Käte Sussmann)
26.12.1937 Vater Moritz stirbt in Tiel
1937 wird Kurt Mitinhaber des Geschäftes, welches im September 1939 geschlossen wird.
1.5.1939 Umzug mit der Mutter und Tante Meta nach Haarlem, Brakenburghstraat 17
22.3.1940 Werkdorp Wieringen, Nieuwesluizerweg 42, Slootdorp (Wieringen)
20.3.1941 Auflösung des Werkdorp durch den SD Amsterdam; 210 der 290 Lehrlinge werden nach Amsterdam verbracht und in Familien untergebracht; Gerd Vollmann aus Bochum berichtet darüber:
„Am 20. März kamen morgens blaue Busse von der Amsterdamer Gemeindebahn am Rande des Polders. … Die ca. 300 Werkdörfler wurden inspiziert durch Lages in Uniform (Willy Lages, SS-Sturmbannführer, Leiter des Sicherheitsdienstes in Amsterdam) und Barbie in Zivil (Klaus Barbie, SS-Obersturmführer, Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam). Unser Betriebsleiter Kemmerlin sorgte dafür, dass ca. 60 Jungen und Mädels bleiben durften, um das Vieh usw. zu versorgen. Die anderen kriegten 10 Minuten die Gelegenheit, um etwas zu packen und dann wurden wir mit Bussen nach Amsterdam gebracht…“

27.3.1941Kurt kommt zur Familie Gerzon in Amsterdam, Rubensstraat 46
14.5.1941 Bombenexplosion im Marine-Offiziersclub Amsterdam ist Anlass für Verhaftungswelle
11.6.1941 SS-Obersturmführer Klaus Barbie von der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Amsterdam“ erschleicht sich durch Täuschung die Adresslisten der „Werkdorper“
11.6.1941 „Vergeltungsmaßnahme“ 300 Jugendliche, davon 61 „Werkdorper“ in Schoorl inhaftiert, 4 werden freigelassen, 57 in das KL Mauthausen deportiert, dort massiv geschunden; keiner von ihnen überlebt das Jahr 1941
Gerd Vollmann aus Bochum berichtet über die Razzia vom 11.6.1941:
An dem Abend war ich durch das Essenaustragen zufällig nicht zu Hause und bin dadurch dem Schicksal entgangen. Damals bin ich vier Wochen bei Studenten untergetaucht gewesen, bis sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte. Mein Freund Kurt Moser war leider unter den Opfern und noch viele andere Freunde von mir . . . “
26.8.1941 Tod von Kurt in Mauthausen;
Laut Vollmann-Liste „in Mauthausen zu Versuchszwecken ermordet“
Ab Juli 1941 war Dr. med. Aribert Heim – von den Häftlingen „Dr. Tod“ genannt – Lagerarzt im KL Mauthausen; zuvor Lagerarzt im KZ Sachsenhausen und im Juni 1941 im KL Buchenwald. Der „Schlächter von Mauthausen“ nahm schwache und kranke Häftlinge und entfernte ihnen ohne Betäubung lebenswichtige Organe, um zu erfassen, wie lange diese ohne die Organe überleben. Infolge dieser Eingriffe starben von Oktober bis November 1941 mindestens 243 Menschen.
Bei anderen Kranken ermittelte er nach Giftinjektionen mit Phenol ins Herz mit einer Stoppuhr die Dauer bis zum Eintreten des Todes.
Bruder Paul meldet sich nach Emigration zur französischen Fremdenlegion, um so die französische Staatsbürgerschaft zu erwerben
22.10.1947 Einbürgerung von Bruder Paul in Frankreich (Laut Vollmann-Liste „lebt in Paris“
Gedenken
Johanna Oppenoorth eine Nichte, Tochter von Irma Sybille Hirsch, Enkeltochter von Selma Hirsch Suszmann *1870 in Bochum +1944 erzählt „het-sobere-verhaal-over-kurt-moser“, die Lebensgeschichte von Kurt auf „Joods Monument“
Grabstein für die Großeltern Liebenfeld in Bochum Wiemelhausen, X 25/26, 330/27 und 28

Ooorlogsmonument mit den Namen von Kurt, der Mutter und seiner Tante Meta Kann in Enspijk, Molenkampstraat bei Tiel, Gelderland
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
https://www.joodsmonument.nl/nl/page/417831/het-sobere-verhaal-over-kurt-moser
https://archief.amsterdam/indexen/persons?ss=%7B%22q%22:%22Liebenfeld%22%7D
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de287811
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de932342
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1599047
www.werkdorpwieringermeer.nl/kurt-moser/
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/130344491
Gerd Vollmann, unveröffentlichtes Manuskript, 1965
Hubert Schneider, Die Entjudung des Wohnraums: Judenhäuser in Bochum; Münster, 2010
Hubert Schneider, Leben nach dem Überleben; LIT-Verlag 2014
Gedenkbuch der Opfer der Shoa aus Bochum und Wattenscheid, 2000
Manfred Keller/Gisela Wilbertz (Hg.), Spuren im Stein. Ein Bochumer Friedhof als Spiegel jüdischer Geschichte, Essen 1997