Weil Siegfried

Siegfried Fritz Weil

*19.5.1909 in Eichstetten, Breisgau; ✡ 18.5.1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Isaak *25.1.1866 in Eichstetten; ✡8.9.1941 im Internierungslager Gurs

Mutter Mathilde Hedwig Bickart *11.3.1875

Geschwister

Theophil Weil *1902 in Eichstetten; ✡ ?

Julius Weil *1903 in Eichstetten; ✡USA

Meta Weil *23.5.1907 in Eichstetten; ✡10/1988; oo 1942 in Leicester Sidney Brookes

Walter Semmi Weil *20.3.1913 in Eichstetten; ✡nach 1942 im Ghetto Warschau; oo Johanna Engel *2.12.1911 in Dortmund

Halbgeschwister

aus 1. Ehe des Vaters mit

Ernestine Weil (*28.2.1859 in Eichstetten; ✡10.8.1942 Theresienstadt

Emil Weil *24.1.1883 in Eichstetten; ✡ 1942 in Auschwitz; oo Anna Bremen; Sohn Manfred Weil

Auguste Weil *8.3.1884 in Eichstetten; ✡ 5.8.1922 in Eichstetten; oo Siegfried Bloch (*1881, ✡6.12.1938 in Dachau)

Jakob Weil Nov. 1887 in Buffalo, Erie; ✡30.10.1890 in Eichstetten

Beruf

Adressen Eichstetten; Freiburg; Paderborn, Grüner Weg 86

Heirat

Kinder

Weiterer Lebensweg

10.11.1938 Verhaftet mit Bruder Walter im Novemberpogrom, „Schutzhaft“ in Dachau; Häftlingsnummer 21795

28.12.1938 Siegfried entlassen aus dem KL Dachau

23.1.1939 Bruder Walter entlassen aus Dachau

17.5.1939 mit dem Vater, Schwester Meta und Bruder Walter in Freiburg bei Minderheiten-Volkszählung

23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;

6.11.1939 mit Bruder Walter aus Freiburg kommend angemeldet in Paderborn

6.9.1940 Bruder Walter aus Paderborn abgemeldet nach Frankfurt

22. 10.1940 Vater Isaak mit 6500 Juden des Saarlandes, der Pfalz und Baden in das Internierungslager Gurs in Südfrankreich transportiert in der „Bürckel-Wagner-Aktion“;

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager Paderborn“

2.8.1941 Bruder Walter mit Ehefrau Johanna in Radinkendorf „Arbeits- und Altersheim RV/Abteilung Fürsorge“

14.4.1942 Bruder Walter mit Ehefrau Johanna mit dem Transport Magdeburg – Potsdam – Berlin nach Warschau

29.7.1942 Ernestine Weil, inzwischen im jüdischen Altenheim in Unna, Düppelstraße 7, wird von Dortmund ins Ghetto Theresienstadt deportiert

10.8.1942 Tod von Ernestine Weil in Theresienstadt

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

27.2.1943 Befehl von Wilhelm Pützer (1893-1945), Leiter des Judenreferats der Gestapo-Außendienststelle Bielefeld, das „jüdische Arbeitseinsatzlager in Paderborn“ aufzulösen und deren Insassen und weitere Juden aus dem Sprengel bis zum 1. März, also zwei Tage später, nach Bielefeld zu bringen, wo sie „spätestens“ bis 13 Uhr im „Saal der Eintracht“ eintreffen mussten.

27.2.1943 die Pforte des Lagers Paderborn wird von Polizisten bewacht, um Fluchten zu verhindern

1.3.1943 Auflösung des Arbeitslagers Paderborn; mit der Bahn nach Bielefeld, dann mit Bussen ins Sammellager Saal im Haus der Gesellschaft „Eintracht“ am Klosterplatz

Erwin Angress berichtet:

„Die Jüdischen Lagerinsassen – insgesamt 99 – wurden in Extrawagen nach Bielefeld transportiert, die an den fahrplanmäßigen Zug ab Paderborn am 1.3.43 um 8.24 Uhr angehängt wurden. In Bielefeld gab es im Saal des Vereinslokals ,Eintracht‘ ein Sammellager für Juden aus dem ganzen Bezirk. Bereits in der darauffolgenden Nacht vom 1. auf den 2. März 1943 wurden alle Juden zum Bielelelder Güterbahnhof gebracht und in Waggons gepfercht. Mit diesem Zug rollten wir dann nach Auschwitz… Nur 9 Personen haben überlebt.“

2.3.1943 40 Stunden im geschlossenen Güterwaggon, Transport Bielefeld über Hannover – Erfurt – Dresden nach Auschwitz mit allen 98 Chawerim aus dem Arbeitslager

3.3.1943 Ankunft und Selektion in Auschwitz; Ernst Michel berichtet:

„Es gab nun zwei Reihen, beide rückten langsam voran. Männer an eine Seite, Frauen an die andere. … Issy schlurfte neben mir. Er war in Paderborn einer der charismatischen und zuverlässigsten Leiter. Er war dynamisch, optimistisch und stets hilfsbereit. Er war stark wie ein Stier. Er hatte Lilo in Paderborn geheiratet einige Wochen vor unserer Deportation. Sie war bereits auf der anderen Seite. Tränen rannen sein Gesicht hinunter. Ich berührte ihn. Er nickte nur.“

Siegfried eingewiesen in Auschwitz III zum Aufbau des IG-Farben Werkes Buna Monowitz, Häftlingsnummer 105057

Kalendarium von Auschwitz vom 3.3.1943

„Reichssicherheitshauptamt Transport, Juden aus Berlin. Nach der Selektion lieferte man 535 Männer als Häftlinge ins Lager ein, sie bekamen die Nr. 104 890 – 105 424; 145 Frauen bekamen die Nr. 36 9035 – 37 079. Die übrigen wurden vergast.“

18.5.1943 Tod in Auschwitz

Gedenken

25.6.1977 Page of Testimony für Ernestine Weil von Enkel Manfred Weil Köln

Quellen

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987664

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987322

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de987164

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1177044

Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998

www.80jahrepogrom.jgpb.de/erwin-angress/

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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