Heinrich Thanhauser
*31.8.1915 in Augsburg; ✡ in Piaski (vermutet)
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Nathan Thanhauser * 22.10.1879 in Augsburg; ✡ in Piaski
Mutter Natalie Hochherr *6.11.1880 in Sinsheim; ✡ in Piaski
Geschwister
Klara Thanhauser * 3.4.1908 in Augsburg; ✡11.5.2002 in New York; oo Fred Strausser (*1904)
Ilse Thanhauser * 23.4.1910 in Augsburg; ✡ 2009 in Rapallo bei Genua; oo Julius Baehr (*1896)
Beruf –
Adressen Augsburg; Königsbrunn; Paderborn, Grüner Weg 86; Bielefeld, Schloßhofstraße 73 a
Heirat ledig
Kinder –
Weiterer Lebensweg
17.5.1939 mit den Eltern in Königsbrunn bei Minderheiten-Volkszählung
23.6.1939 Vertrag zwischen der RVJD und der Stadt Paderborn zur Errichtung des Umschulungs- und Einsatzlagers Paderborn, Grüner Weg 86;
14.7.1939 Schwager Fritz Strausser von Schweinfurt abgemeldet nach Manila, Philippinen
14.7.1939 Schwester Klara folgt von Schweinfurt zur Emigration nach Manila, Philippinen
29.8.1939 aus Königsbrunn kommend angemeldet in Paderborn
Das Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Schlosshofstraße 73 a
1939 Nachdem zahlreiche, in Bielefeld lebende Jüdinnen und Juden in „Judenhäusern“ zwangseingewiesen wurden, schloss die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland (RVJD) mit den jeweiligen Städten Verträge zur Errichtung der Umschulungs- und Einsatzlager in Bielefeld Koblenzer Straße 4 und Paderborn, Grüner Weg 86;
Anfang September entstand für zunächst 36 Praktikanten ein Wohn- und Arbeitslager in der Koblenzer Straße 4 (heute: Artur-Ladebeck Straße 6). Das Haus beherbergte zuvor die Praxis des nach Holland geflüchteten Orthopäden Dr. med. Bernhard Mosberg.
23.3.1940 wegen der räumliche Enge Wechsel von 57 Bewohnern in das Lager in der Schloßhofstraße 73a, einem ehemaligen Gutshof.
Dort bestand auch eine Unterkunft für alte und kranke Jüdinnen und Juden („Siechenheim“) als Einrichtung der RVJD. Vom Lager aus wurden die Männer kolonnenweise bei den Straßen-, Tief- und Gleisbauarbeiten der Fa. Nebelung & Sohn eingesetzt.
1940 erfolgte ein Austausch männlicher Bewohner mit dem Umschulungslager Paderborn; die zionistischen Chawerim wechselten nach Paderborn und umgekehrt. Allein am 9. und 10.Juni 1940 kommen zehn Paderborner in das Lager in der Schloßhofstraße 73a.
Daniel Hoffmann schreibt:
„Aus dem Umschulungslager Paderborn war seit 1940 eine größere Anzahl von männlichen Personen nach Bielefeld verlegt worden, Im Gegenzug wurden die zionistisch eingestellten jüdischen Männer im Schloßhof nach Paderborn verlegt.“
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
8.6.1940 Abmeldung von Paderborn ins Lager Bielefeld Schloßhofstraße 73 a
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung „Jüdisches Arbeitseinsatzlager Bielefeld“
5.4.1942 abgemeldet aus Bielefeld
mit den Eltern wohl auf ihr Drängen hin nachträglich auf der Transportliste des Transports von München vermutlich nach Piaski
1943 Schwester Ilse im Internierungslager Valfabbrica in Italien
14.11.1950 Schwester Ruth (nach einer Meningitis geistig behindert) mit Mann Julius und Töchtern Ruth (*1939) und Nadia (*1946) in Mailand; Ruth erkrankte im Lager in Valfabbrica an Meningitis und wurde von den Ärzten wegen ihrer jüdischen Abstammung nicht behandelt
Gedenken
1.9.1972 Pages of Testimony für Heinrich und seine Eltern von Schwester Klara Strausser, NY
Quellen
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Auszug aus dem Hausbuch Schloßhofstraße des Einwohnermeldeamtes Bielefeld (Signatur: StArchBi, Bestand 104,3 Einwohnermeldeamt, Nr. 1547)
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
https://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_bay_420404.html
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-39.jpg
https://www.statistik-des-holocaust.de/OT420404-15.jpg
Daniel Hoffmann, Lebensspuren meines Vaters, Wallstein Verlag 2007
Persönliche Mitteilungen von Jonathan Siegel vom 7.7.2023
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981219
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981236
https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de981237
Margit Naarmann, Ein Auge gen Zion, Paderborn, 2000; ISBN3-89498-087-7
Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013
Kurt Salinger, Nächstes Jahr im Kibbutz, Paderborn 1998
Vielen Dank für die Veröffentlichung.
Anmerkungen zu Ilse (Thanhauser) Baehr.
– gestorben in Rapallo (Genua), Italien
– die Tochter Ruth war *nicht* geistig seit Geburt behindert. Sie erkrankte in Valfabbrica (an Meningitis) und wurde von den Ärzten wg. ihre jüdische Abstammung nicht behandelt. Darauf erkrankte sie.