Alexandrowitz Willi

Willi Alexandrowitz

*28.1.1899 in Rheinswein; ✡ 1943 in Auschwitz

Staatsangehörigkeit deutsch

Religion jüdisch

Vater Simon Schimmel Alexandrowitz *17.5.1868 in Bakalarzewo

Heirat der Eltern 1889 in Ortelsburg

Mutter Sophie Zutraun *2.2.1865 in Ortelsburg

Geschwister

Max Alexandrowitz *12.6. 1890 in Rheinswein; ✡25.1.1969 in Brighton, USA

Paul Alexandrowitz *15.9.1891 in Rheinswein; ✡24.4.1918 im Lazarett

Berthold Alexandrowitz *14.6.1895 in Rheinswein; ✡ ?; oo Rosa Davidsohn

Hedwig Alexandrowitz *8.1.1897 in Rheinswein; ✡1944 in Auschwitz; oo Kellermann

Gertrude Alexandrowitz *22.7.1900 in Altwönen

Frieda Alexandrowitz *17.5.1904 in Rheinswein

Es gab noch einen Halbbruder Louis Alexandrowitz (*1888-1889) aus der ersten Ehe des Vaters mit der Schwester der Mutter Marie Zutraun (*1860 bis 1888 oder 1889)

Beruf Landwirt

Adressen Rheinswein; Frankenberg, Steingasse 19; Tilsit

Heirat Juli 1935 in Frankenberg Ida Buchheim *2.10.1904 in Frankenberg; ✡ 1943 in Auschwitz

Kinder

Renate Alexandrowitz *5.8.1937 in Rheinswein; ✡ 1943 in Auschwitz

Die Brüder Alexandrowitz im 1. Weltkrieg

Paul Alexandrowitz 10.12.1914 verwundet, Reserve Infanterie Regiment 61, 1. Kompagnie

Berthold Alexandrowitz 29.11.1916 schwer verwundet gemeldet, Württembergisches Grenadierregiment 119, 3. Kompagnie

Paul Alexandrowitz am 24.4.1918 seinen Verwundungen erlegen;

Willy Alexandrowitz, 9.9.1918 leicht verwundet gemeldet, bei der Truppe

Max Alexandrowitz, 13.12.1918 verwundet gemeldet, in Gefangenschaft

Alija beth von Schwester Gertrud auf der SS ASTIR

6.3.1939 Abreise von Gertrude Alexandrowitz auf der SS ASTIR von Varna, Bulgarien nach Haifa

1.4.1939 Ankunft der SS ASTIR mit 724 Passagieren in Haifa

13.4.1939 SS ASTIR muss nach Piraeus zurückfahren: In Piraeus müssen sie auf den Schoner MARSIS umsteigen, der im Begriff ist zu sinken. Von einer Polizeipatrouille werden 385 Flüchtlige ins britische Lager Sarafand, Palästina verbracht. Die MARSIS wurde versenkt

Weiterer Lebensweg

23.12.1939 von Rheinswein ins Landwerk Neuendorf im Sande, vermutlich als Ausbilder/Madrich (Landwirt)

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

20.12.1941 Ehefrau Ida und Tochter Renate von Allenstein nach Neuendorf

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

24.6.1942 Bruder Berthold von Königsberg- Berlin ins Ghetto Minsk; Tod in Maly Trostinec

17.3.2945 Transport von Schwester Hediwg von Berlin nach Theresienstadt

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen

7.4.1943 Zustellung der Transportlisten

10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 mit Frau und Tochter auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere. Schimschon und Esther hatten sich getrennt, sie hatte inzwischen ein Auge auf Eli Heymann geworfen, an dessen Seite sie den Transport in die Hölle überstand.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Keine weiteren Daten

Gedenken

Bruder Paul steht auf der Gefallenentafel des 1. WK in der Kirche in Rheinswein

Stolperstein Ida Alexandrowitz, 1, Geismarer Tor 7, Frankenberg

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1053093

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1053095

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1053101

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1053088

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386

Video-Interview mit Issy Philipp 1994

Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015

Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212885

https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf

https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2

https://www.spiegel.de/geschichte/esther-bejarano-ist-tot-erinnungen-an-den-sommer-1945-a-06923ddf-6dc0-4c75-8136-011be044df7a

https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883

Ernest W. Michel, „Promises Kept – Ein Lebensweg gegen alle Wahrscheinlichkeiten“, 2013

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

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