Bimka Arnim Abram

Arnim Abraham Bimka

*18.3.1930 in Kolberg; ✡28.4.2018 in Kibbuz Hatzerim, Be’er Sheva

Staatsangehörigkeit staatenlos

Religion jüdisch

Vater Moritz Rolf Bimka *5.11.1891 in Mniow, Kielce; ✡ 7.1.1944 in Auschwitz Birkenau

Mutter Johanna Rosen *14.5.1901 in Budow, Stolp; ✡1943 in Auschwitz

Geschwister

Beruf Schüler

Adressen Mniow; Kolberg; Stolp; Neuendorf;

Heirat Pisker

Kinder vier Kinder

Weiterer Lebensweg

5 Jahre Volksschule

17.5.1939 mit den Eltern in Kolberg bei Minderheiten-Volkszählung

6.2.1940 Vater Rolf aus Stolp zur Hachschara ins Landwerk Neuendorf im Sande. Der Gutshof gehörte zwei US-Bürgern, Erben des 1927 verstorbenen jüdischen Besitzers Hermann Müller, was ihn eine Zeitlang vor dem Zugriff des NS-Regimes schützte.

5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Um­be­nen­nung der noch bestehenden in „Jü­di­sches Ar­beits­ein­satz­lager“

Mai bis September 1941 Auflösung der Hachscharalager Ahrensdorf, Jessen, Havelberg; Verlegung der Chaluzim in das Lehrgut Neuendorf im Sande; nur ein kleiner Teil darf noch im Landwerk arbeiten, die meisten werden zur Zwangsarbeit bei Unternehmen in Fürstenwalde verpflichtet.

2.4.1942 Verhaftung der älteren und der bereits bei der Gestapo zuvor auffällig gewordenen Chaluzim aus Neuendorf und Deportation auf Lastwagen in eine große Turnhalle nach Frankfurt/Oder

3.4.1942 Deportation dieser Neuendorf-Gruppe mit 1009 Personen nach Warschau

8.7.1942 Mutter Johanna folgt mit Sohn Arnim aus Stolp nach Neuendorf

In Neuendorf ist er Schüler der berühmten jüdischen Montessori-Lehrerin Clara Grunwald

November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“

20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“

März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert

31.3.1943 Die Belegschaftsliste des Landwerk Neuendorf enthält 96 Männer (drei abwesend) und 66 Frauennamen

7.4.1943 Zustellung der Transportlisten für Neuendorf

10. 4.1943 169 Chawerim aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager ehemaliges jüdisches Altenheim Große Hamburger Straße; in Berlin vom Transport zurückgestellt 16 Personen (Geltungsjuden, Juden aus privilegierten Mischehen etc.)

19.4.1943 auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.

Esther Bejarano erinnert sich:

„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“

Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere.

20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:

„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“

Vater Moritz wird die Auschwitz-Häftlingsnummer 116954 eintätowiert; er wird zur Zwangsarbeit im Auschwitz-Nebenlager Monowitz eingewiesen; Sohn Arnim bekommt die Nr. 116953.

Mutter Johanna vermutlich kurz nach der Selektion in die Gaskammer geschickt

7.1.1944 Vater Moritz Rolf Bimka transportiert aus dem Häftlingskrankenbau in Monowitz zur Ermordung in die Gaskammern von Auschwitz-Birkenau

15.1.1945 die Häftlinge in Auschwitz hören den russischen Kanonendonner 30 km aus dem Osten

18.1.1945 Evakuierung aller drei Auschwitz-Lager; ca 60 000 Häftlinge;

Auschwitz-Überlebende berichten von der Brutalität der SS-Leute während des Todesmarsches:

Asher Aud:

„Wenn wir sind gegangen Totenmarsch, da sind keine Menschen gegangen, da sind nur Skelette gegangen.“

Sigmund Kalinski:

„Wer nicht konnte oder wer zur Seite war, wurde erschossen, bei ungefähr 15 bis 20 Grad minus in unseren Kleidern.“

Isidor Philipp berichtet:

„Wer sich hinlegte, wurde von den SS-Männern, die auf Motorrädern fuhren, erschossen.“

19. – 23.1.1945 Ankunft in den Eisenbahnknotenpunkten Gleiwitz und Loslau. Von Gleiwitz oder Loslau in Güterwaggons zu westlich gelegen Konzentrationslager wie Buchenwald, Ravensbrück

Isidor Philipp berichtet:

„Von dort begann dann – in offenen Kohlewaggons und bei 15 Grad unter Null – die Fahrt durch Polen, Tschechoslowakei und Österreich zurück nach Deutschland.“

22.1.-27.1.1945 Transport in offenen Kohlewaggons über KL Groß-Rosen ins KL Sachsenhausen

Nach Schätzungen starben bei diesen Räumungstransporten von Auschwitz insgesamt zwischen 9.000 und 15.000 Häftlinge.

2.2.1945 von Sachsenhausen in das KL Mauthausen, zusammen mit Ernst Babtschinsky

22.2.1945 von dort in das KL Gusen II

5.5.1945 von amerikanischen Truppen befreit

August 1945 nach Italien, Modena und Mailand; in Mailand im Krankenhaus wegen Tuberkulose

Bekommt in Mailand Medikamente von der UNRRA

8.10.1946 Ankunft in Palästina

28.4.2018 Tod im Kibbuz Hatzerim

Gedenken

10.4.1988 Pages of Testimony für seine Eltern und Großeltern von Sohn Abraham Bimka

Quellen

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1038701

https://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de1038720

https://collections.arolsen-archives.org/de/document/84605707

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/130832595

https://collections.arolsen-archives.org/en/document/80322346

BILDER & DOKUMENTE – הכשרות החלוץ בגרמניה – דור המשך (hachshara-dor-hemshech.com)

https://yvng.yadvashem.org/ad

Harald Lordick, Das Landwerk Neuendorf: Berufsumschichtung – Hachschara – Zwangsarbeit; in Pilarczyk, Ulrike (Hrsg) Hachschara und Jugendalija, Schulmuseum Steinhorst, 2019

Lore Shelley (Editor), The Union Kommando in Auschwitz, Lanham, New York, London, 1996

Wiehn Erhard (Hrsg) Wer hätte das geglaubt, 2010

Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939

https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Staatsarchiv Israel, Einwanderungslisten

Harald Lordick, Landwerk Neuendorf in Brandenburg, in: Kalonymos, 2017, Heft 2

Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989

Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013

Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen

Veröffentlicht von Franz-Josef Wittstamm

Geboren 31. Mai 1951 in Recklinghausen Gymnasium Petrinum 1961 bis Abitur1970 Studium der Humanmedizin in Bochum Approbation 1981 Promotion1982 Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Intensivmedizin Im Ruhestand seit 2016

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert