Clara Grunwald
*11.6.1877 in Rheydt; ✡ April 1943 in Auschwitz
Staatsangehörigkeit deutsch
Religion jüdisch
Vater Bernhard Grunwald *ca 1849; ✡nach 1912 in Berlin
Mutter Rosalie Aberle *ca 1850; ✡ nach 1912 in Berlin
Geschwister
Paul Grunwald *18.11.1881 in Düsseldorf; ✡3.9.1954 in Cook, Illinois; oo 1908 Anna Cohn
Otto Grunwald kriegsgefallen 1915
Emmy Grunwald *15.9.1887 in Berlin; ✡ 24.4.1972 in Tel Aviv; oo Dr. med. Max Bergmann
Anna Grunwald *29.6.1893; 16.8.1964 in Wien; oo Alfred Toch
Beruf Lehrerin; Protagonistin der Montessori-Pädagogik in Deutschland
Adressen Rheydt; Düsseldorf; Berlin, Cuxhhavener Straße 18
Heirat –
Pflegetochter Baila Bertel Helmenreich, * 4.3.1902 in Krukienice; ✡1944 in Auschwitz; oo Martin Gerson
Weiterer Lebensweg
1883 Familie nach mehreren Umzügen u.a. Düsseldorf in Berlin Schöneberg ansässig
Höhere Mädchenschule in Berlin
1896 Examen am Lehrerinnen-Seminar
Ausbildung in Montessori-Pädagogik
1915 Bruder Otto Grunwald Infanterieregiment 48 III. Bataillon, 11.Kompagnie Preußische Verlustlisten 11.2.1915 Seite 4797
1919 Gründung des ersten Montessori-Kinderhauses in Berlin Lankwitz
April 1933 wegen ihrer jüdischer Herkunft aus dem Schuldienst entlassen
1933 Wiedereintritt in die jüdische Gemeinde Berlin
Winter 1926/1927 Zerwürfnis mit Maria Montessori
1936 Verbot aller Montessori-Einrichtungen in Deutschland
Vermutlich Mitte der dreißiger Jahre lernt Clara Grunwald die Fotogrfin lernte Charlotte Joël kennen; beide lebten später gemeinsam in der Klopstockstraße, bis sie in ein sogenanntes „Judenhaus“ ziehen mussten.
17.5.1939 alleinstehend in Berlin Tiergarten bei Minderheiten-Volkszählung
5.7.1941 behördliche Anordnung zur Auflösung der Hachschara-Lager; Umbenennung der noch bestehenden in „Jüdisches Arbeitseinsatzlager“
9.11.1941 Umzug zu ihrer Pflegetochter Baila (mit Martin Gerson Leitung des Lagers Neuendorf)
11.11.1941 Freundin Charlotte Joel folgt von Berlin ins Landwerk Neuendorf; Betriebsleiter Martin Gerson hatte zugestimmt, daß Clara Grunwald aus Berlin noch ihre Freundin mitbrachte.
November 1941-März 1943 in Neuendorf trotz Schreibverbot als Lehrerin tätig
November 1942 in Kraft tretendes Gesetz: „Alle im Reich gelegenen Konzentrationslager sind judenfrei zu machen und sämtliche Juden sind nach Auschwitz und Lublin zu deportieren.“
20.2.1943 neue Richtlinien des Reichssicherheitshauptamtes für die „technische Durchführung der Evakuierung“
März 1943 Reichsweite „Fabrikaktion“, alle noch in Arbeitslagern und kriegswichtigen Betrieben beschäftigten „Volljuden“ werden verhaftet und in Konzentrationslager nach Auschwitz und ins „Generalgouvernement“ deportiert
10. 4.1943 Aus Neuendorf mit LKW nach Fürstenwalde, von dort mit der Bahn nach Berlin; zu Fuß ins Sammellager Große Hamburger Straße, zusammen mit ihrer Freundin der Fotografin Charlotte Joël
19.4.1943 mit Freundin Charlotte Joel auf dem 37. Osttransport als Teil der Fabrikaktion, allein 153 Personen aus dem Landwerk Neuendorf bei Fürstenwalde.
Esther Bejerano erinnert sich:
„Wohin der Zug fuhr, wussten wir nicht. Die Waggons waren überfüllt und wir konnten uns kaum bewegen. Wenn wir mal austreten wollten, mussten wir über die Menschen steigen, um an die Kübel in der Ecke zu gelangen. Die Luft in den Waggons war miserabel und wurde immer schlechter.“
Esther berichtet auch, dass viele alte und schwache Menschen diesen mehrere Tage dauernden Horrortrip in den Viehwaggons nicht überlebten. Ihre Leichen blieben die ganze Zeit in den Waggons.
Mit Esther saßen viele der Jugendlichen im Waggon, mit denen sie in Neuendorf zusammen war: Eli Heymann, Schimschon Bär, Schoschana Rosenthal, Miriam Edel, Anne Borinski, Hilde Grünbaum, Karla und Sylvia Wagenberg, Herbert Growald und noch viele andere20. 4. 1943 Ankunft in Auschwitz; Notiz im Lagerbuch von Auschwitz:
„Mit einem Transport der RSHA […] sind etwa 1 000 jüdische Männer, Frauen und Kinder eingetroffen. Nach der Selektion werden 299 Männer, die die Nummern 116754 bis 117502 erhalten sowie 158 Frauen, die die Nummern 41870 bis 42027 erhalten, als Häftlinge in das Lager eingewiesen.
Die übrigen 543 Deportierten werden in den Gaskammern getötet.“
Clara Grunwald vermutlich auch unmittelbar in die Gaskammer geschickt
Gedenken
Zahlreiche Grundschule, Straßen wurden nach ihr benannt
Stolperstein in Berlin Hansaviertel, Klopstockstraße 19
Quellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Clara_Grunwald
Clara Grunwald, „Und doch gefällt mir das Leben“ Briefe aus Neuendorf; Hentrich & Hentrich, 2015
Esther Bejerano, Man nannte mich Krümel, Curio Verlag 1989
Esther Bejerano, Erinnerungen, Laika Verlag, 2013
Anneliese Ora Borinski, Erinnerungen
Diethard Aschoff, „Jeden Tag sahen wir den Tod vor Augen“. Der Auschwitzbericht der Recklinghäuserin Mine Winter, in: VZ 94 – 96, 1995 – 97, Hrsg. W. Burghardt, S. 321 – 386
Naftali-Rosenthal-Ron, Aufblitzende Erinnerungen, Autobiografie; deutsche Übersetzung von Alice Meroz, Berlin 2015
Deutsche Minderheiten-Volkszählung 1939
Danuta Czech, Lagerbuch von Auschwitz
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883
https://www.ortschroniken-mv.de/images/d/d9/MAL_KZ_Aussenlager.pdf
https://www.ernster.com/annot/564C42696D677C7C393738333839313434333533387C7C504446.pdf?sq=2
https://www.topfundsoehne.de/ts/de/service/mediathek/videos/2020/139178.html
https://collections.arolsen-archives.org/de/document/127212883